Lörrach Solidarischen Verteilerschlüssel gefordert

Regine Ounas-Kräusel
Auch Jonas Hoffmann sprach bei der Demo auf dem Alten Marktplatz. Foto: Regine Ounas-Kräusel

Flüchtlinge: Demo für humane Flüchtlingspolitik in Europa / Motto „Man lässt keinen Menschen ertrinken“

Lörrach - Menschen zahlreicher Gruppierungen demonstrierten am Freitagnachmittag unter dem Motto „Man lässt keinen Menschen ertrinken“ für eine humane Flüchtlingspolitik in Europa. Sie kamen aus Flüchtlingshelferkreisen, Kirchen, Parteien und Organisationen wie Caritas und Diakonie im Landkreis Lörrach, „United4Rescue“ und dem Flüchtlingsrat Baden-Württemberg.

Jörg Hinderer, Beauftragter des evangelischen Kirchenbezirks für Flucht und Migration, begrüßte fast 200 Teilnehmer. „Menschenfreundlichkeit und Menschenrechte für uns alle, auch über Grenzen hinweg“, forderte Elisabeth Hartlieb, bei der evangelischen Landeskirche Beauftragte für Seelsorge an Aussiedlern, Ausländern, Flüchtlingen und für das christlich-islamische Gespräch. Europa brauche einen solidarischen Verteilerschlüssel für Flüchtlinge.

Sie kritisierte, dass auch der neue Pakt für Migration, den die EU-Kommission vorschlägt, einen Zugang zu Europa über Elendslager vorsehe. Es sei eine Illusion, an den EU-Außengrenzen in wenigen Wochen faire Asylverfahren durchzuführen, sagte sie. Eine Illusion sei auch, dass Europa dadurch mehr Menschen zurück schicken könne. Bisher schon müssen Migranten nach dem Dublin-Verfahren in dem EU-Staat Asyl beantragen, den sie als erstes betreten.

Hartlieb forderte, dass Italien das Seenotrettungsschiff „Seawatch 4“ freigibt. Es liegt seit Anfang September mit mehr als 300 geretteten Flüchtlingen im Hafen von Palermo. Das Bündnis „United4Rescue“ hat den Kauf des Schiffes und seinen Einsatz mit Spenden finanziert. Hartlieb dankte dem Kirchenbezirk, dass er „United4Rescue“ beigetreten ist.

Per Tonaufnahme schilderte Verena Fink, Flüchtlingshelferin in Thessaloniki/Griechenland, unmenschliche Zustände in Moria, wo kürzlich ein Flüchtlingslager abbrannte. Die Menschen hätten danach auf der Straße gelebt, aber auch Hoffnung auf ein Leben außerhalb der Lager gehabt, sagte Fink. Doch Helfer durften sie nicht mit dem Nötigsten versorgen. Wer deshalb ins neue Lager einzog, bekomme zum Trinken nur einen Liter Wasser am Tag, es gebe keinen Strom, keine Duschen. Offen sei das Lager nur von 8 bis 18 Uhr.

„Wir haben nur noch ein kurzes Zeitfenster, um eine Katastrophe zu verhindern“, rief SPD-Kreisrat Jonas Hoffmann. Schon bald würden die Zelte in Moria in Regen und Dreck versinken – und das in Zeiten einer Pandemie. Als Lösung schlug er vor: Die EU-Staaten erlauben Flüchtlingen, in ihren Botschaften Asyl zu beantragen und bei Anerkennung sicher einzureisen.

Frederico vom Bündnis Seebrücke berichtete, schon 183 deutsche Städte und Gemeinden hätten sich im Rahmen der Aktion „Sicherer Hafen“ bereit erklärt, aus dem Mittelmeer gerettete Flüchtlinge aufzunehmen. In Lörrach habe dies der Gemeinderat abgelehnt, bedauerte er. Auch Pfarrer Luca Ghiretti und Anette Lohmann, Kreisrätin der Grünen, warben für eine menschliche Flüchtlingspolitik.

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