Lörrach Sommerfrische mit Chor und Trommeln

Jürgen Scharf
Chor trifft Perkussion: Das Sommerkonzert des Motettenchors war einmal etwas Anderes. Foto: Jürgen Scharf

Spätromantik trifft auf zeitgenössische Musik, Chorgesang auf Schlagwerk: Mit dem Sommerkonzert „Drumsound Rises“ realisiert der Lörracher Motettenchor ein hochambitioniertes Programm.

Wie singt man britische Musik? Besonders die eines Edward Elgar (1857 bis 1934)? So wie der Motettenchor: nobel, ausdrucksvoll, natürlich, klar in der Diktion, hymnisch-beseelt. Zu hören war das bei zwei Konzerten in der voll besetzten Nikolauskirche in Hauingen und einen Tag später in der Martinskirche in Müllheim in Elgars Zyklus „From the Bavarian Highlands“, dem Hauptwerk des Sommerprogramms.

Diese Chorlieder sind musikalische Reminiszenzen an die Sommerfrische in den bayerischen Bergen um Garmisch des jung verheirateten Paares Edward und Alice Elgar. Bei aller Inspiration durch die alpine Landschaft, Musik und Lebensart, die Schuhplattler und Tänze, ist es doch typischer Elgar.

Gerade in der letzten Strophe über das Fest eines Schützenvereins tritt das Englische seiner Melodien ganz im Stil seiner „Pomp and Circumstance“-Musik hervor. Also echte englische Nobilität und auch so gesungen.

Stilsicher und feinfühlig

In den Elgar-Zyklus fühlte sich der von Dirigent Joss Reinicke präzise instruierte und geleitete Chor ebenso stilsicher und feinfühlig ein wie in die Gesänge des 20. und 21. Jahrhunderts, die durch eines verbunden waren: ihre Naturbeschreibungen.

Es spricht für den Chor, dass er solche neuen Wege geht und sich aus der Komfortzone klassischer Chormusik herauswagt. Mit gutem Erfolg, wie man an den verschiedenen Werken für Chor und Klavier sowie Chor und Perkussion hören konnte.

Ganz neue Klangwelten haben sich etwa bei Daniel Elders titelgebendem „Drumsound Rises“ aufgetan, in dem die Choristen von Henry Heizmann und Jieru Ma an großen Trommeln, Röhrenglocken und anderem Schlagwerk begleitet wurden. In einer Art Intro begann das Konzert an zwei im Raum verteilten Trommeln, was schon mal Eindruck machte.

Die beiden Perkussionisten aus Freiburg zeigten ihre Virtuosität an den Schlägeln und die Vielfarbigkeit der Rhythmen auch in einem Trommelstück von Gérard Grisey („Stèle“) und Alyssa Weinbergs „Table Talk“ für präpariertes Vibrafon. Wie bei einem Tischgespräch standen die Solisten links und rechts am Instrument und der Chor sah und hörte im Hintergrund zu.

Mit sicherem Gespür für die stilistischen Eigenheiten der Gegenwartsmusik agierten die Sänger in „Stars“ des Letten Eriks Esenvalds, wo einige Mitwirkende gestimmte Wassergläser sphärisch erklingen ließen, passend zur Erhabenheit des Himmelsgewölbes und des Sternenhimmels. Bei diesen herausfordernden Stücken wuchs der Chor über sich hinaus.

Lettland und Frankreich

Eine andere Klanglichkeit, mehr lyrisch und impressionistisch, kam im französischen Block herein. In Lili Boulangers „Sous-bois“ wurde der Nachtigallengesang stimmlich fein koloriert. Mit Chaehwan Lim stand dem Motettenchor in den Klavierliedern ein junger, sehr fähiger Klavierbegleiter zur Seite, der sich auch solistisch in Debussy-Preludes und Stücken von Boulanger mit farbigem Spiel profilierte.

Dramaturgisch stimmig entfaltete sich ein Panorama an Liedern über die Natur und den Kosmos und endete im neoimpressionistischen Klanggemälde einer leuchtenden Sommernacht von Morten Lauridsen, einem der beliebtesten amerikanischen Chorkomponisten: ein Ausklang in fast schon poppiger Leichtigkeit.

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