Lörrach Spenden retten Leben

Gerhard Breuer

Krieg: „Ukrainehilfe Lörrach“ organisiert Transporte in das osteuropäische Land

Auf dem ehemaligen KBC-Areal wurde am Freitagmittag ein Lastwagen beladen. Sein Bestimmungsort: Sumy, 800 Kilometer von der polnisch-ukrainischen Grenze entfernt und ganz in der Nähe des Kriegsgebietes. Organisiert wird die Lieferung von Hilfsgütern von der „Ukrainehilfe Lörrach“.

Von Gerhard Breuer

Lörrach. Daniel Prokoptchouk ist im Elisabethen-Krankenhaus in Lörrach geboren, im Dreiländereck aufgewachsen und arbeitet in der IT-Branche in Freiburg. „Das Hilfswerk kenne ich, seit ich laufen konnte.“ Vater Nikolai Prokoptchouk kam in den neunziger Jahren nach Südbaden, arbeitete zunächst im Bauwesen und engagierte sich mehr und mehr in der Ukrainehilfe, seit zwanzig Jahren für die Mission „S’Einlädele“ in Freiburg.

Direkte Hilfslieferungen

„Es geht darum, direkte Hilfslieferungen zu organisieren. Hier in Lörrach sammeln wir Hygieneartikel, Lebensmittel, Arzneimittel, Verbandstoffe, die wir in die Kriegsgebiete schicken. Dies ist möglich mit Hilfe des Netzwerks, das mein Vater aufgebaut hat“, sagt Daniel Prokoptchouk.

Der 40-Tonnen-Lastwagen mit Länderkennzeichen „UA“ für Ukraine soll in etwa einer Woche in Sumy ankommen. Empfänger dort ist eine große Kirchengemeinde. Von dort aus werden die Hilfsgüter weiter verteilt.

"Glauben Sie mir, das ist sehr gefährlich.“

Auf einer Palette mit Konserven ist zu lesen „Kramatorsk“. „Wir haben“, erklärt Daniel Prokoptchouk, „in der Region Männer, die aus den Krisengebieten Evakuierungsfahrten übernehmen. Sie bringen die Flüchtlinge heraus und unsere Güter hinein. Glauben Sie mir, das ist sehr gefährlich.“

Wichtigste Güter sind Arzneimittel

Wichtigste Güter sind Arzneimittel („mit ausreichender Haltbarkeit, abgelaufene Medikamente nützen uns nichts.“), Verbandmaterial, Schienen, Binden zur Versorgung von Beinstümpfen, Krücken, Krankenfahrstühle sowie Hygieneartikel aller Art. „Wir brauchen auch Windelvorlagen für Erwachsene und chemische Toiletten. Viele alte Leute leben seit Wochen in einem Bunker und kommen nicht heraus.“

Spendenbereitschaft geht zurück

Mit der Spendenfreudigkeit ist Daniel allerdings nicht mehr zufrieden. Nach Beginn des Krieges kamen noch sehr viele Spenden. „Wir brauchen das Geld, um zum Beispiel Medikamente zu kaufen. Wir bekommen schon sehr großzügige Konditionen, weil wir Apotheken im Netzwerk haben. Mit allen diesen Arzneimitteln retten wir Leben.“ Auch Lebensmittel werden auf den Lastwagen geladen. „Ein großer Einzelhändler aus der Region, bei dem wir palettenweise einkaufen, legt immer noch einige gratis dazu.“

Sammelstelle samstags geöffnet

An den Wänden des Trailers sind Matratzen aufgebaut. „Unsere Leute haben 300 Waisenkinder aufgenommen. Wir bemühen uns, mit jedem Transport weitere Matratzen zu liefern. Sie sind gebraucht, aber in ordentlichem Zustand.

Diese Lieferung wird nur dreiviertel voll. Der Rest wird in Kharkiv ergänzt, und zwar von Organisationen, die mit holländischen Gemüsebauern zusammenarbeiten.

Jeden Samstag ist die Sammelstelle der Ukrainehilfe Lörrach von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Daniel und seine Frau nehmen Spenden entgegen. „Das können zum Beispiel auch Fahrräder sein. Eine Marke braucht nicht drauf zu sein, aber man muß damit fahren können.“ Claus Peter Pietruk vom Lions Club Weil am Rhein gibt daraufhin gleich sein Fahrrad mit auf den Transport.

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