Lörrach Spielerische Perspektiven

Die Oberbadische
Alle, die sich ins Rampenlicht trauten, zeigten im Nellie Nashorn ein überzeugendes Stück. Foto: Regine Ounas-Kräusel Foto: Die Oberbadische

Theater: „unverdaut, nachgekaut“: viel Applaus für Projekt mit Arbeitssuchenden

Stürmischen Applaus gab es am Mittwoch im Nellie Nashorn für das Theaterstück „unverdaut, nachgekaut“. Die Truppe vom „work:Art-Team“ des Bildungsträgers „Defakto“ fesselte mit rasanten Szenenwechseln zwischen der griechischen Götterwelt und dem Moloch des Arbeitslebens, mit schlagfertigen Wortspielen und der individuellen Ausstrahlung der einzelnen Schauspieler.

Von Regine Ounas-Kräusel

Lörrach. Defakto, ein Bildungsträger mit Sitz in Bochum und Niederlassung in Freiburg, führte das Projekt mit Unterstützung des Jobcenters Lörrach durch. Menschen die auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz sind, konnten sich dabei als Schauspieler ausprobieren. Ein Coaching hilft ihnen, neue Perspektiven für ihr Berufsleben zu entwickeln.

Es sei am Anfang gar nicht einfach gewesen, Menschen für die Theaterarbeit zu gewinnen, erzählten Sabine Stein von Defakto und Michael Rimkus vom Jobcenter, als sie die Zuschauer begrüßten. Doch alle, die sich dann doch ins Rampenlicht trauten, zeigten am Mittwoch ein überzeugendes Stück.

Dramatische, düstere Musik und spärliches blaues Licht erfüllen zu Beginn den Saal. Die Wandverkleidung der Bühne raschelt und nach und nach treten die Schauspieler in griechischen Gewändern herein. Mit weit ausholender, dramatischer Geste verkündet Nathalia Bourlina-Pfaus: „Ich bin die erste Göttin!“ Eine vielschichtige Wortcollage entsteht. Alle anderen wollen auch Götter sein. Mit Lust am Wortspiel philosophieren sie über die Sonne, die zur Supernova zerfällt – bumm! Ungerührt sitzt Mohamed Farhat im Hintergrund, kommentiert knochentrockenes: „Ach so“ – und bringt die Zuschauer zum Lachen.

In der nächsten Szene stehen alle Schauspieler an einem langen Tisch und machen zu stampfenden Technoklängen immer gleiche Bewegungen – eine Anspielung auf die Zwänge und Monotonie der Arbeitswelt. In anderen Szenen wird übermütig getanzt und gefeiert.

Je länger man zuschaute, desto mehr faszinierten die unterschiedlichen Charaktere. Da war der große schlackige Mann, der mit herrlich wegwerfender Ironie die Mundwinkel verzog. Da war die Frau, die nüchtern und ruhig sagte, was zu sagen war. Da war die Sängerin, die mit dramatisch voller Altstimme einen gesellschaftskritischen Song vortrug. Immer mehr wurde klar: Jede der Figuren auf der Bühne sucht ihren Platz neben den anderen Menschen und in der Gesellschaft.

Wer Theater spielt, erlernt auch Fähigkeiten, die im Berufsleben hilfreich sind: Sei es das Stimmtraining, die Bühnenpräsenz oder die Fähigkeit, mit anderen zusammen zu arbeiten. So wirkten die Schauspieler auch beim Zusammenstellen der Szenen mit, wie Regisseurin Annette Wimmer berichtete. Vor allem aber war ihnen eines anzumerken: Sie waren begeistert bei der Sache.

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