Lörrach Spirituelle Klarinettenklänge

Die Oberbadische
Als Duo spannten der Klarinettist und Komponist Willi Vogl und der Organist Andreas Mölder zusammen. Foto: Jürgen Scharf

Duo-Konzert: Mit Willi Vogl und Andreas Mölder

Von Jürgen Scharf

Lörrach/Schopfheim. Mit einschmeichelndem Klarinettenton wandelt Willi Vogl durch den Kirchenraum. Man hört eine wilde Improvisation im Altarraum, die Klänge kulminieren zu Trillern, die Orgel setzt mit Ostinati ein. Der Klarinettist wandert zurück auf die Empore, wo es ein furioses finales Klangfeuerwerk mit der Orgel gibt, dass man als Zuhörer ausrufen möchte: „Santo Clarinetto!“

Genau das war der Titel von zwei Konzerten in den katholischen Kirchen St. Bernhard in Schopfheim und St. Bonifatius in Lörrach. Der in Grenzach-Wyhlen lebende Komponist und Klarinettist wollte im Verbund mit dem Organisten Andreas Mölder die Spiritualität des Klarinettenklanges in Werken von Bach, Mozart und Eigenkompositionen demonstrieren.

Mit einer würdigen Auslese zu Ehren Mozarts beginnt das Programm. Schon im „Ave verum corpus“ von Mozart kann Vogl sein Instrument sanglich und melodiös führen und „singen“ lassen. Die Ausdrucksvielfalt seiner Klarinette gleicht hier der menschlichen Stimme.

Auch im Adagio aus Mozarts populärem Klarinettenkonzert ist das Kantable, der fließende, schön phrasierte Ton gefragt. An diesem Konzertabend fällt Vogl überhaupt durch hervorragende Klanglichkeit und Tongebung auf. In den beiden Bach-Chorälen, in denen die Klarinette den Sopran spielt, beeindruckt er als ein stilsicherer und sensibler Solist mit geschmeidigem Spiel und brillanter Blas- und Tonkultur.

Das Besondere bei dieser interessanten und nicht alltäglichen Programmkonzeption war indes die Improvisation, in der Vogl eine bewundernswerte dynamische Vielfalt und Unmittelbarkeit an den Tag legt, sowie die freie Tonsprache in einem weiteren Klarinettensolo, betitelt „Metamorphosen zur Nacht“. Die Improvisation der beiden Musiker wirkte sehr schön räumlich bei klarer Zeichnung und Durchsichtigkeit, während sich die Spiritualität des Klarinettenklangs in der ebenso verinnerlichten wie expressiven Darstellung mit Momenten zwischen Stille und Ausbrüchen ergab.

Dass Vogl nicht nur ein fabelhafter Klarinettist und famoser Interpret seiner eigenen Werke ist, sondern als etablierter Komponist auch Spannendes für Orgel schreibt, war ebenfalls zu hören. Das Referenzstück zu seinem mehrfach aufgeführtem Tango Consolationis für Orgel solo ist der Bach-Choral „Wer nur den lieben Gott lässt walten“, dessen Choralmelodie der Komponist Vogl als Grundmelodie nimmt.

Auch das nachfolgende große, fast 14-minütige dreisätzige Orgelsolowerk „Dahoam – Hymnen im Moos“ bezieht sich auf eine berühmte Melodie („Jesu bleibet meine Freude“) aus einer Bach-Kantate als motivisch-thematische Basis. In diesem Schlüsselwerk der Kunst Vogls aus dem Jahr 2016, in dem die Triolenmelodie Bachs kunstvoll variiert wird, bringt sich der Organist Andreas Mölder sehr engagiert und einfühlsam ein.

In den drei abwechslungsreichen Sätzen Trost – Freude – Kraft hält Mölder die Spannungsverläufe durch gutes Timing und stupende Technik aufrecht. Durch seine spielerische Souveränität ist der Organist den Herausforderungen dieser anspruchsvollen Partitur glänzend gewachsen.

In diesem imposanten Orgelsolo herrscht eine Art Dualität: Es ist nicht nur Willi Vogls Hommage an seine wirkliche Heimat im Donaumoos, sondern auch an seine musikalische Heimat bei Johann Sebastian Bach. Da war es nur sinnfällig, dass die beiden Musiker als Zugabe Bachs beliebte „Air“ wählten.

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