Lörrach Spitzzüngige Abrechung mit dem Alltagsrassismus

mh
Wortgewaltig und manchmal bitterböse: Sulaiman Masomi begeisterte mit seinem Auftritt beim Kabarett-Comedy-Wort-Festivals „Worthasenohrenart“ im Nellie Nashorn. Foto: Manfred Herbertz

Kultur: Sulaiman Masomi macht den Auftakt zum Kabarett-Comedy-Wort-Festival „Worthasenohrenart“

Lörrach-  Mit seinem Programm „kunterbunt & farbenblind“ machte Sulaiman Masomi am Samstag im Nellie Nashorn den Auftakt zum zweiten Kabarett-Comedy-Wort-Festival „Worthasenohrenart“. Dieses geht – nach erfolgreichem Start 2020 und coronabedingtem Ausfall 2021 – aktuell zum zweiten Mal über die Bühne, freute sich Nellie-Geschäftsführer Patrick Dengl: Bis zum 2. Februar treten Wort-Künstler aus dem großen Feld der „kleinen“ Kunst im Nellie Nashorn und im Burghof auf.

Das preisgekrönte Multitalent Sulaiman Masomi wandelt zwischen den Genres und lässt sich mit seiner humoristisch-feinsinnigen Art nicht in irgendeine Schublade packen. Der studierte Literaturwissenschaftler widmet sich allen Aspekten der menschlichen Psyche und des Zusammenlebens in einer multikulturellen Welt Der Comedian mit afghanischen Wurzeln ist nicht auf der Jagd nach Pointen, sondern legt mit subtilem Gespür die Finger in die Wunden der Gesellschaft – und bei allem Lachen merkt der Zuhörer (womöglich mit ein wenig Verspätung) dass es durchaus weh tut.

„Solange die Polkappen weiter schmelzen, bewegt sich der Mensch auf sehr dünnem Eis“, konstatiert Masomi beim Blick auf den Klimawandel, und schlägt von da aus die Brücke zur Migrantenfeindlichkeit der AfD: „Die müsste eigentlich noch viel grüner sein als die Grünen, denn wenn sie mehr fürs Klima tun, würden sie dafür sorgen, dass weniger Menschen ihre Heimat verlassen müssten“.

Unerbittlich reiht er Absurditäten aneinander, erzählt über Alltagsrassismus und über alternative Wahrheiten: „Als Ausländer wirst du im Kollektiv bewertet, als Deutscher als Individuum“, betont er. Kein Mensch komme auf die Idee, wegen des sexuellen Missbrauchs von Priestern an Kindern von allen Deutschen zu verlangen, sich von der Kirche zu distanzieren, um nicht selbst als pädophil zu gelten. Ein Moslem müsse sich aber immer rechtfertigen, wenn irgendwo etwas passiere.

Spitzzüngig kommentiert er das Geschehen aus dem Blickwinkel des Migranten, der trotz aller Integrationsbemühungen stets Migrant bleibt – und noch im Schlusswort wirft Masomi so unterhaltsam wie bitterböse ein Schlaglicht auf rassistisch eingefärbten Stereotype: Ein polnischer Abgang? „Das ist, wenn man sich von der Party wegstiehlt“. Der israelische Abgang? „Du kommst auf die Party und wirfst den Gastgeber raus“. Und schließlich der deutsche: „Du verabschiedest dich ordentlich um 22 Uhr mit Handschlag – und rufst anschließend die Polizei wegen Ruhestörung.“

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