Lörrach Sprachkompetenz schafft Integration

Bernhard Konrad
Ute Lusche: "Sprach-Kitas, die das Förderprogramm in Anspruch nehmen können, haben sich super entwickelt. Leider ist offen, wann und ob dieses Programm verlängert wird." Im Hintergrund der Aufnahme aus dem Jahr 2017 der Stiftungsratsvorsitzende André Marker. (Archivfoto) Foto: Meller

Interview: Ute Lusche über Projekte und Perspektiven der Lörracher Bürgerstiftung.

Lörrach - Die Lörracher Bürgerstiftung lädt am heutigen Samstag zur Benefiz-Gala in den Burghof ein. Bernhard Konrad sprach im Vorfeld des Abends mit der Vorsitzenden Ute Lusche über die Situation der Stiftung.

Frau Lusche, die Benefiz-Gala der Bürgerstiftung zählt zu den gesellschaftlichen Höhepunkten in Lörrach. Welche Bedeutung hat die Gala für die Stiftung?

Für uns ist der Abend eine wichtige Einnahmequelle. Wir verbinden den Einsatz unseres Kapitals aber immer mit sozialen Zwecken. Daher sind unsere übrigen Einkünfte begrenzt. Die Bürgerstiftung muss für ihre sonstigen Projektförderungen schlicht zusätzlich Geld in die Kasse bekommen – neben dem schönen gesellschaftlichen Anlass erfüllt die Benefiz-Gala diese wichtige Funktion.

Wie hat sich die Spendenbereitschaft in der Bevölkerung in den vergangenen Jahren entwickelt?

Es gibt einzelne Spender, die sehr großzügig sind – die Betonung liegt aber auf „einzelne“. Nicht selten erhalten wir von den gleichen Personen mehrmals Spenden. Ich will nicht klagen, hoffe und wünsche mir aber, dass unser Engagement auch mit Blick auf die Spendenbereitschaft eine größere Breitenwirkung entfaltet, denn wir benötigen diese Unterstützung für unsere Projekte wirklich.

Die Bürgerstiftung ist längst Teil der Stadtgesellschaft und auf etlichen Feldern aktiv. Wird dieses Engagement in Lörrach zunehmend als selbstverständlich wahrgenommen?

Ich bin da offen gestanden mit mir selbst nicht ganz glücklich. Ich weiß, dass wir in manchen Bereichen aktiver sein sollten. Um uns bestimmten Aufgaben widmen zu können, brauchen wir aber Leute, die das machen möchten und machen können – die ein Projekt als „ihres“ begreifen und hierfür Zeit investieren. Es gibt manches, was ich gerne anstoßen würde, aber wir machen das nun mal alle ehrenamtlich, und manchmal fehlen einfach die zeitlichen Kapazitäten. Mitunter wird auch unterschätzt, mit wie viel Arbeit und juristischem Aufwand der Umgang und die zielgerichtete, wunschgemäße Verwendung von Zustiftungen, etwa durch eine Erbschaft, verbunden ist.

In letzter Zeit sind leider keine neuen Bürger hinzugekommen, die Zeit und Engagement mitbringen könnten. Wir freuen uns deshalb nicht nur über finanzielle Zuwendungen, sondern auch über Engagement.

Wie hoch ist derzeit das Stiftungsvermögen, inklusive der Kamel-ion-Immobilie und dem Alten Rathaus in Stetten?

Ende 2017 belief sich das Stiftungsvermögen auf rund 1,5 Millionen Euro. Wenn wir – hoffentlich in Kürze – sämtliche Zuschüsse der Stadt und des Lands für das Kamel-ion erhalten haben, dürfte es bei knapp 1,7 Millionen Euro liegen.

Ein zentrales Tätigkeitsfeld der Bürgerstiftung ist die Sprachförderung. Wie hat sich das Thema entwickelt?

Michaela Kern leistet hier sehr gute Arbeit. Derzeit sind die Rahmenbedingungen für die Arbeit in den „Sprach-Kitas“ durch den Zuschuss eines Bundesprogramms noch gut. Sprach-Kitas sind eine Fortentwicklung des Programms „Frühe Chancen“. Anfangs stand die Sicherstellung des frühen Spracherwerbs der unter Dreijährigen im Zentrum. Bei den Sprach-Kitas liegt der Schwerpunkt eher bei der Integration von fremdsprachigen Kindern mit Migrationshintergrund. Hier investieren wir auch unsere eigenen Mittel. Leider ist offen, wann und ob dieses sehr gute Programm verlängert wird. Das bereitet uns ernsthafte Sorgen. Denn was das Land für die Sprachförderung tut, reicht bei Weitem nicht aus. Der Fördertopf des Landes ist wesentlich kleiner, und der Einsatz dieser Mittel ist für die Einrichtung darüber hinaus mit viel Aufwand verbunden. Den Landeszuschuss stockt die Stadt immerhin auf, dennoch kann damit letztlich nur punktuell gefördert werden. Das Bundesprogramm ermöglicht tatsächlich eine gute, nachhaltige Arbeit, weil damit in den teilnehmenden Kindergärten eine Mitarbeiterin mit einer halben Stelle ausschließlich für die Sprachförderung zuständig ist. Auch Michaela Kern wird als Fachberaterin über dieses Bundesprogramm mitfinanziert. Es ist aber völlig unklar, wie es weitergeht.

Sind die Früchte der Arbeit in den Sprach-Kitas schon erkennbar?

Sprach-Kitas, die dieses Förderprogramm in Anspruch nehmen können – ein bestimmter Anteil der Kinder muss hierfür einen Migrationshintergrund mitbringen – haben sich super entwickelt. Auch deshalb, weil mit dem Programm zusätzlich die Möglichkeit geschaffen wird, die Eltern dieser Kinder mit einzubeziehen.

Die Stiftung hat mit der Finanzierung der Geräte für die Bewegunsgparcours im Grütt und in der Neumatt ein Angebot für fast jedes Alter geschaffen. Wie werden die Parcours angenommen?

Meines Wissens sehr gut. Im Grütt bekomme ich es selbst regelmäßig mit. Da ist fast immer was los.

Ursprünglich wollte sich die Bürgerstiftung finanziell für den Bau eines Museumsdepots engagieren. Letztlich wollte die Stadt aber selbst bauen. Die Kommune hat recht gute Chancen auf Interreg-Zuschüsse. Falls diese Zuschüsse wider Erwarten doch nicht fließen sollten: Würde sich die Stiftung nochmals für den Depot-Bau engagieren?

Nein. Weitere Investitionen in Immobilien könnten wir bei unserer derzeitigen Finanzausstattung gar nicht schultern. Wir müssten dem Regierungspräsidium entsprechende Eigenmittel nachweisen. Dies wiederum würde bedeuten, dass wir unsere beiden Immobilien belasten müssten: Das sehe ich im Moment nicht.

Ehrlich gesagt motiviert uns das Kamel-ion nicht gerade für weitere Projekte mit der Stadt. Das hat nichts mit dem CVJM zu tun. Die Verhandlungen mit der Stadt über die Miete waren teils beschwerlich, und dabei waren unsere Vorstellungen sehr moderat. Da hatte ich auf mehr Verständnis gehofft. Zudem gab es keinen zentralen Ansprechpartner bei der Verwaltung. Im Grunde hat jeder Fachbereich – aus seiner Sicht verständlich – seine Interessen vertreten: Einerseits mussten wir um die Miete kämpfen, andererseits wurden uns mehrmals neue Auflagen auferlegt – es war mühsam.

Aber ich bereue es nicht, dass wir das Projekt angepackt und zu einem guten Ende gebracht haben.

Frage: Wie könnte das Engagement für ein Depot aussehen?

Wenn das Sammlungsdepot gebaut werden kann, möchten wir eine Starthilfe geben, damit das Dreiländermuseum sein Depot gut nutzen kann.

Wir möchten diese Idee weiter unterstützen und werden in diesem Jahr auch einen Teil unserer Einkünfte der Benefizgala dem Museumsfonds zuführen.

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