Lörrach Stärker als der Tod

Die Oberbadische
Luca Ghiretti Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Ostern: Luca Ghiretti schreibt „Mein Wort zu Ostern“

Von Luca Ghiretti

„Wir sind nicht mehr fähig, Gleichnisse zum Leben zu schaffen. Wir sind nicht mehr fähig zu gestalten, die Ereignisse um uns und in uns zu deuten, ja nicht einmal zu erkennen. Dadurch haben wir aufgehört, Ebenbilder Gottes zu sein, und unser Dasein besteht zu Unrecht. Wir sind eigentlich tot. (…) Wir zehren an längst verwesten Erkenntnissen.“

Mit diesem Zitat von Friedensreich Hundertwasser beginnt das Vorwort des Buches „Der Klang. Vom unerhörten Sinn des Lebens“ von Martin Schleske. Und mit diesen Worten im Sinn frage ich mich und frage ich Sie: Was geschah am Ostersonntag vor ungefähr 2000 Jahren? Was bedeutet, dass Jesus wahrhaftig aus dem Reich des Todes auferstanden ist? Wissen wir das überhaupt? Können wir es überhaupt wissen, ja, begreifen?

Der nordamerikanische Theologe Marcus J. Borg hat geschrieben: Auch wenn wir mit einer Kamera da gewesen wären, hätten wir die Auferstehung nicht filmen können. Er hat meines Erachtens Recht: Die Bedeutung der Auferstehung ist viel zu groß, um sie auf das zu reduzieren, was physisch mit dem Körper Jesu geschah, und was wir sowieso nicht wissen können. Die Auferstehung bedeutet: Jesus ist auch heute, hier zu erleben, ja zu spüren. Mit seiner Kraft, seiner Liebe, seinem Ruf zur Nachfolge, seinem liebevollen und gleichzeitig fordernden Blick, seiner Hand, die die Kinder streichelt und segnet, und den Menschen eine neue, gerechtere, geschwisterlichere, friedlichere und buntere Zukunft zeigt. Mit seiner leidenschaftlichen Stimme, die „Feuer und Flamme“ für Gott, und in der Lage ist, klar zu benennen, was dem Traum Gottes für uns und unsere Welt entgegensteht. Die Auferstehung bedeutet auch: Jesus ist der Herr. Aber: Wenn Jesus der Herr ist, dann gibt es keine herrschende Macht mehr auf dieser Welt, vor der wir niederknien müssen.

Wir sind frei. Gott will das. Und Gott will auch, dass niemand uns unserer Freiheit beraubt. Auch heute. „Vom unerhörten Sinn des Lebens“ heißt der Untertitel des Buches Martin Schleskes. Was wäre, wenn die Auferstehung tatsächlich das wäre: Der unerhörte Sinn des Lebens. Etwa wie in den „Negro Spirituals“, den Liedern der schwarzen Sklavinnen und Sklaven in Amerika. Diese sind im Gottesdienst entstanden. Die Menschen klatschten dabei in die Hände, und so entstand ein ergreifender Rhythmus. Im Rhythmus antworteten einige Gläubige mit Aussagen oder Bibelstellen auf die Predigt. Diese Aussagen wurden dann von der Gemeinde wiederholt oder ergänzt. Es war eine Mischung aus individueller und gemeinsamer Improvisation auf den Rhythmus und die Bibel. Die Auferstehung ist gerade das: Der Rhythmus, in dem wir bis heute improvisieren können. Und dieser Rhythmus wird nie schweigen. Nur deswegen können wir improvisieren. Das ist keine längst verweste Erkenntnis. Das ist eine Gabe, die sogar stärker als der Tod ist. Das macht uns lebendig.

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