Im Fall der vor knapp zwei Wochen gesetzten Säuleneiche in Röttelnweiler als Ersatz für einen beschädigte und instabil gewordene Traueresche (wir berichteten) betrug die Tiefe der Grube immerhin eineinhalb Meter. Diese wurde anschließend mit einem speziellen Substrat verfüllt, damit der Baum „optimal nach unten wurzeln kann“, wie Vogel berichtet.
Außerdem wird ein wasserspeicherndes Granulat beigemischt, das die Wasserhaltekapazität erhöht und damit wiederum Trockenstress und Pflegeaufwand deutlich reduziert. „Das Prinzip ist gleich wie bei Babywindeln – die Feuchtigkeit wird aufgenommen und gespeichert“, erklärt Vogel.
Lebensgemeinschaft mit den Wurzeln
Ein weiterer sogenannter Bodenhilfsstoff, der bei den rund 170 neu gepflanzten städtischen Bäumen in den vergangenen Wochen zum Einsatz kommt, sind die Mykorrhiza-Pilze. Sie verbinden sich mit den Wurzeln zu einer Art Lebensgemeinschaft und unterstützen den Baum bei der Wasseraufnahme. Denn sie können Nährstoff- und Wasservorkommen im Boden besser erschließen. „Diese Maßnahmen sollen den Bäumen helfen, den Regen möglichst gut aufzunehmen, wenn es im Sommer mal welchen gibt“, sagt Vogel.
Da auch Bäume Sonnenbrand bekommen können, erhalten die Stämme zusätzlich einen weißen Anstrich mit spezieller Farbe. Denn starkes Sonnenlicht lässt ansonsten die Rinde aufplatzen, wodurch laut Vogel Krankheitserreger wie holzzersetzende Pilze in den Stamm eindringen könnten.
Rund 30 000 Liter Wasser pro Tag
Zusätzlich werden alle neu gepflanzten Bäume in den ersten drei Jahren von der Stadtverwaltung bewässert. Im Sommer werden dafür pro Tag rund 30 000 Liter im Stadtgebiet verbraucht. Andernfalls wäre die Ausfallquote bei den Neupflanzungen wohl deutlich höher als die aktuellen knapp ein Prozent. Denn die vergangenen drei Sommer waren aufgrund des Klimawandels bekanntlich viel zu trocken.
Früher wurden für die Bewässerung Drainagerohre aus Plastik verlegt. „Das machen wir heute nicht mehr, weil die Bäume nur einen Bruchteil der Wassermenge aufnehmen können“, erklärt Vogel. Stattdessen werden sogenannte „Wassersäcke“ montiert. Diese haben ein Fassungsvermögen von 70 bis 100 Liter und geben das Wasser durch kleine Löcher über rund sechs bis acht Stunden verteilt an den Wurzelballen ab. „So kann der Baum optimal mit Feuchtigkeit versorgt werden“, sagt Vogel.
Zudem gelangt kein unnötiges Plastik in den Boden und das Wasser wird effizienter eingesetzt, der Pflegeaufwand bleibt gleichwohl enorm. „Deswegen freuen wir uns über jeden Bürger, der einen städtischen Baum vor der Haustür hat und diesen mal gießt, wenn es heiß ist“, betont Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic.
„Ich will bei Dir Wurzeln schlagen“
Die Stadt hat es sich zum Ziel gesetzt, nicht nur jeden gefällten Baum zu ersetzen, sondern jedes Jahr zusätzlich 100 weitere Bäume zu pflanzen. Alleine sei dieses Ziel für die Stadtverwaltung jedoch nicht zu erreichen: „Wir brauchen dafür alle mit an Bord“, sagt Neuhöfer-Avdic.
Darum soll die im vergangenen Jahr ins Leben gerufene Aktion „Ich will bei Dir Wurzeln schlagen“ im Herbst wiederholt werden. Erneut sollen 100 Bäume an Lörracher verschenkt und geliefert werden. Zur Auswahl stehen laut Neuhöfer-Avdic wieder verschiedene Laub- und Obstbäume. Details sollen im September veröffentlicht werden, die Verteilung erfolgt im Oktober.
Bei der Premiere war das Interesse groß und die 100 Exemplare schnell vergeben.