Bei der Firma KBC werden wohl noch in diesem Jahr die meisten Lichter ausgehen. Diese Nachricht  in unserer gestrigen Ausgabe wurde mit großer Besorgnis aufgenommen.  Auch der Verkauf des  KBC-Areals  für 28 Millionen Euro an Schweizer Investoren wird mit Skepsis quittiert. Wir sprachen darüber mit Stadträten.

Von Guido Neidinger
Lörrach. Einig sind sich die Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat, dass das drohende Aus des Traditionsunternehmens KBC ein Tiefschlag für Lörrach wäre. Die Hoffnung, dass doch noch ein großer Teil der 380 KBC-Arbeitsplätze erhalten werden kann, klingt  wie das Pfeifen im Walde.  So richtig daran glauben mag  kaum noch jemand.

„Ich hoffe, dass die  KBC weiter Mieterin des Geländes bleibt“, klammert sich Uwe Claassen (Freie Wähler) an einen Strohhalm. Für Margarete Kurfeß (Grüne) wäre das Aus von KBC „ein herber Schlag“. Laut Günter Schlecht (SPD) war „der Niedergang absehbar, nachdem ein italienischer Konzern bei KBC  eingestiegen ist. Hier wird ein Stück Lörracher Geschichte abgewickelt.“ Petra Höfler (CDU) hat „noch einen Funken Hoffnung, dass es bei KBC weitergeht. Alles andere wäre eine Katastrophe für die Mitarbeiter und ein ganz schlechtes Signal für die Stadt.“

Unabhängig von der Sorge um die Arbeitsplätze, reagierten die Fraktionsvorsitzenden mit einer Mischung aus Hoffnung und Skepsis auf den Verkauf des KBC-Geländes an zwei finanziell sehr potente Schweizer Investoren. Diese  haben das 80 000 Quadratmeter große Gelände für rund 28 Millionen Euro erworben. Jetzt stellt sich die Frage: Was tun sie damit, wenn die KBC wahrscheinlich weite Teile ihrer Produktion in Lörrach stilllegt?

Alle Fraktionschefs beklagen, dass die Stadt Lörrach das Gelände aufgrund des horrenden Kaufpreises nicht selbst kaufen konnte. „Für die Stadt war dieser Preis nicht darstellbar“, bringt  Claassen das Dilemma auf den Punkt. „Dadurch sind wir  nicht mehr die großen Akteure, sondern diejenigen, die das Geld haben“, ist  Kurfeß besorgt.

Claassen hofft, dass für das Gelände nach einem möglichen KBC-Abzug „eine gute Nachnutzung in Zusammenarbeit mit unserer Wirtschaftsförderung gelingt“. Denkbar ist für ihn  im schlimmsten Fall aber auch, „dass hier eine riesige Gewerbebrache entsteht. Und das wäre für unsere Entwicklung tödlich. Am schlimmsten aber wäre, dass die Stadt dem hilflos ausgeliefert wäre.“ Auch  Schlecht hegt „die Hoffnung, dass der neue   Eigentümer das Gelände nicht verfallen lässt, sondern es einvernehmlich mit der Stadt entwickelt“.

Petra Höfler will „den Teufel nicht an die Wand malen“. Sie baut auf die Aussagen der neuen Eigentümer gegenüber der Stadt, „dass sie das KBC-Areal nicht als Spekulationsobjekt betrachten, sondern eine Entwicklung in Gang setzen, die der Kommune  nicht schadet“.

Ob sich das Gelände angesichts des Kaufpreises überhaupt unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten für Gewerbezwecke – und nur Gewerbe ist hier zulässig – vermarkten lässt, dahinter setzt Oberbürgermeister Jörg Lutz „viele Fragezeichen“.

Wirtschaftsförderin Marion Ziegler-Jung, die auf dem KBC-Areal gerne Betriebe  ansiedeln würde, war urlaubsbedingt nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Geschichte der Firma KBC
Die Firma KBC wurde  1752 in Lörrach gegründet.  Nach  schwierigen Jahrzehnten erhielt das Unternehmen auf der Weltausstellung in Paris 1864  eine Goldmedaille für seine Produkte. Die Sozialleistungen waren mit Werkswohnungen, Betriebskrankenkasse,  Kindergarten und Werksarzt beispielhaft. 1994 betrug der KBC-Umsatz 1,3 Milliarden Mark, den 4000 Mitarbeiter erwirtschafteten. Ende der 90er Jahre geriet KBC in eine existenzielle Krise. Die Firma  wurde im Jahr 2000 von der Daun-Gruppe übernommen und gerettet. Sie gehört nach wie vor zu den bedeutendsten Stoffdruckunternehmen Europas und ist in mehr als 16 Ländern weltweit vertreten. Im Jahr 2017 wurde KBC von dem italienischen Investor Wise SGR erworben und in die  Holding Imprima Spa eingegliedert.  

Siehe auch Artikel "KBC-Gelände ist verkauft"