Lörrach Stochern im Nebel

Die Oberbadische
Foto: Kristoff Meller      Foto: Die Oberbadische

Wirtschaft: Stadträte in großer Sorge um 380 KBC-Arbeitsplätze / Stadt hat die Entwicklung des Firmengeländes nicht mehr in der eigenen Hand

Bei der Firma KBC werden wohl noch in diesem Jahr die meisten Lichter ausgehen. Diese Nachricht in unserer gestrigen Ausgabe wurde mit großer Besorgnis aufgenommen. Auch der Verkauf des KBC-Areals für 28 Millionen Euro an Schweizer Investoren wird mit Skepsis quittiert. Wir sprachen darüber mit Stadträten.

Von Guido Neidinger

Lörrach. Einig sind sich die Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat, dass das drohende Aus des Traditionsunternehmens KBC ein Tiefschlag für Lörrach wäre. Die Hoffnung, dass doch noch ein großer Teil der 380 KBC-Arbeitsplätze erhalten werden kann, klingt wie das Pfeifen im Walde. So richtig daran glauben mag kaum noch jemand.

„Ich hoffe, dass die KBC weiter Mieterin des Geländes bleibt“, klammert sich Uwe Claassen (Freie Wähler) an einen Strohhalm. Für Margarete Kurfeß (Grüne) wäre das Aus von KBC „ein herber Schlag“. Laut Günter Schlecht (SPD) war „der Niedergang absehbar, nachdem ein italienischer Konzern bei KBC eingestiegen ist. Hier wird ein Stück Lörracher Geschichte abgewickelt.“ Petra Höfler (CDU) hat „noch einen Funken Hoffnung, dass es bei KBC weitergeht. Alles andere wäre eine Katastrophe für die Mitarbeiter und ein ganz schlechtes Signal für die Stadt.“

Unabhängig von der Sorge um die Arbeitsplätze, reagierten die Fraktionsvorsitzenden mit einer Mischung aus Hoffnung und Skepsis auf den Verkauf des KBC-Geländes an zwei finanziell sehr potente Schweizer Investoren. Diese haben das 80 000 Quadratmeter große Gelände für rund 28 Millionen Euro erworben. Jetzt stellt sich die Frage: Was tun sie damit, wenn die KBC wahrscheinlich weite Teile ihrer Produktion in Lörrach stilllegt?

Alle Fraktionschefs beklagen, dass die Stadt Lörrach das Gelände aufgrund des horrenden Kaufpreises nicht selbst kaufen konnte. „Für die Stadt war dieser Preis nicht darstellbar“, bringt Claassen das Dilemma auf den Punkt. „Dadurch sind wir nicht mehr die großen Akteure, sondern diejenigen, die das Geld haben“, ist Kurfeß besorgt. Claassen hofft, dass für das Gelände nach einem möglichen KBC-Abzug „eine gute Nachnutzung in Zusammenarbeit mit unserer Wirtschaftsförderung gelingt“. Denkbar ist für ihn im schlimmsten Fall aber auch, „dass hier eine riesige Gewerbebrache entsteht. Und das wäre für unsere Entwicklung tödlich. Am schlimmsten aber wäre, dass die Stadt dem hilflos ausgeliefert wäre.“ Auch Schlecht hegt „die Hoffnung, dass der neue Eigentümer das Gelände nicht verfallen lässt, sondern es einvernehmlich mit der Stadt entwickelt“.

Petra Höfler will „den Teufel nicht an die Wand malen“. Sie baut auf die Aussagen der neuen Eigentümer gegenüber der Stadt, „dass sie das KBC-Areal nicht als Spekulationsobjekt betrachten, sondern eine Entwicklung in Gang setzen, die der Kommune nicht schadet“.

Ob sich das Gelände angesichts des Kaufpreises überhaupt unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten für Gewerbezwecke – und nur Gewerbe ist hier zulässig – vermarkten lässt, dahinter setzt Oberbürgermeister Jörg Lutz „viele Fragezeichen“.

Wirtschaftsförderin Marion Ziegler-Jung, die auf dem KBC-Areal gerne Betriebe ansiedeln würde, war urlaubsbedingt nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

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