Lörrach NS-Vergangenheit: Straßenname zwiespältig betrachtet

Gottfried Driesch

Versammlung: Behindertenbeirat wegen Badelift-Einweihung verstimmt

Von Gottfried Driesch

Lörrach. Vergangenheitsbewältigung ist nicht einfach und trifft – je nach ihrer Ausprägung – nicht immer auf einhellige Zustimmung: Bereits vor zwei Jahren wurde das Thema „Umbenennung des Carl-Keller-Wegs“ am Hünerberg diskutiert. Schon damals hatte sich der Behindertenbeirat Lörrach deutlich für die Umbenennung ausgesprochen. Auf der Sitzung des Beirates am Mittwoch wurde der Sachstand von Fachbereichsleiter „Kultur und Tourismus“ Lars Frick dargelegt.

Der Sachstand

Carl Keller (1887 – 1948) war in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft Chefarzt des Städtischen Krankenhauses Lörrach (heute Kreiskrankenhaus). In dieser Zeit hat er sich durchaus Verdienste erworben, weshalb die Stadt Lörrach eine Straße auf dem Hünerberg nach ihm benannte.

Der Arzt Johann Faltum wies in seiner Doktorarbeit 2018 nach, dass Carl Keller von 1934 bis 1945 an 199 Menschen Zwangssterilisierungen persönlich vorgenommen hat. Dabei habe sich Keller regelrecht bemüht, Lörrach als Standort für solche Sterilisierungen zu etablieren. Auf Basis des Gesetzes zur „Verhütung erbkranken Nachwuchses“ nahm er die Eingriffe gegen den Willen der Menschen vor. Keller wurde dafür nie zur Rechenschaft gezogen.

Neubewertung

Die Arbeitsgruppe Erinnerungskultur der Stadt Lörrach ist nun der Ansicht, dass man Carl Keller nicht mehr die Ehre eines Straßennamens zuerkennen dürfe. Um langwierige Prozesse zu vermeiden, habe man sich frühzeitig mit den Anwohnern des Carl-Keller-Wegs in Verbindung gesetzt. Die Meinung zu einer Umbenennung sei zwiespältig, berichtete Frick. Es habe Befürworter, aber auch Gegner der Umbenennung gegeben. Der Vorschlag der Stadt, die Straße nach der ehemaligen Ärztin Annemarie Schier (1895 – 1993) zu benennen, sei einhellig abgelehnt worden. Ein Namensvorschlag lautet auf „Sonnenweg“.

Oberbürgermeister Jörg Lutz wolle die Angelegenheit bald zu einem Abschluss bringen.

Veranstaltungen

Es ist eine „unsichtbare Behinderung“ – die psychische Erkrankung. Um sich das Thema bewusst zu machen findet am 31. Mai ab 19 Uhr im Hebelsaal des Dreiländermuseums ein Vortrag statt. Referent ist der Chefarzt der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie Landkreis Lörrach, Thomas Unterbrink.

Auch die Reihe „Kino für Alle“ soll im Herbst fortgesetzt werden.

Badelift-Einweihung

Das Badelift im Hallenbad ist still und heimlich eingeweiht worden, kritisiert der Behindertenbeirat eine unpassende Informationspolitik. Und dies, obwohl sich das Gremium fast zwei Jahre um die Anschaffung eines solchen Liftes bemüht hatte. Der Badelift soll zur Freibadsaison ins Freibad verlagert werden.

Ilona Oswald, Fachbereichsleiterin Bildung/Soziales/Sport, die nach einer stadtinternen Neuordnung der Zuständigkeitsbereiche jetzt auch für den Behindertenbeirat zuständig ist, versprach ein „Trostpflaster“. Nach dem Umzug könne man eine erneute Einweihung vornehmen und den Behindertenbeirat dazu einladen.

Aus dem Gremium wurde die Aktion „Reisen für Alle“ im Schwarzwald vorgestellt. Es geht dabei um barrierefreie Reisemöglichkeiten. Angefangen von Bahnverbindungen, Hotels und Gaststätten. Zertifizierungsanforderungen sind der Zugang zum Gebäude, die Türbreite oder behindertengerechte Toilette.

Amtszeit endet

Die fünfjährige Amtszeit des Behindertenbeirates läuft im Herbst aus. Die Stadtverwaltung wurde beauftragt, die Wahlen vorzubereiten.

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