Lörrach Süßer Schmerz, verratene Liebe

Die Oberbadische
Die Lautten Compagney Berlin und Amarcord Plus boten ein denkwürdiges Konzerterlebnis. Foto: Willi Vogl Foto: Die Oberbadische

Konzert: Lautten Compagney Berlin und Amarcord Plus

Von Willi Vogl

Lörrach. „Bewaffne dein Herz!“, war das Motto eines Konzerts im Burghof mit den Madrigalen aus dem achten Madrigalbuch Claudio Monteverdis. Es musizierten die Lautten Compagney Berlin und das auf acht Sänger erweiterte Gesangsensemble Amarcord unter der Leitung von Wolfgang Katschner.

In der Madrigalsammlung mit dem Titel „Madrigali Guerrieri at Amorosi“ gehen Krieg und Liebeswirren eine poetische Allianz ein. Anders als etwa bei Giovanni da Palestrina, in dessen Musik der Text leicht austauschbar ist und in der Hauptsache der Demonstration einer Stimmführungskunst dient, erfindet der Cremoneser Meister charakteristische klingende Entsprechungen für die im Text wahrnehmbaren Affekte.

Spitzeninterpreten sogenannter alter Musik wie die Lautten Compagney und Amarcord sind immer auch musiktheoretische und musikhistorische Experten. Hintergrundinformationen erhöhen den Hörgenuss. Dabei erwiesen sich Wolfgang Katschner und Daniel Knauft als kurzweilige Unterhaltungsprofis. So sensibilisierten sie das Publikum etwa für den außergewöhnlich langen statischen elftaktigen Anfang in Moll von „Hor Chie’l Ciel e la terra e’l vento tace“, der die Sehnsucht nach Veränderung nahezu körperlich spürbar macht. Repetitives Kriegsgepolter in den Bässen oder seltsam erzeugte Dissonanzen, die „süßen Schmerz“ oder „verratene Liebe“ versinnbildlichen, sind weitere Beispiele für die vielen „Regelverstöße“ Monteverdis, der eigentlichen Attraktion seines neuen Stils.

Das Gesamtensemble musizierte die Kontraste der Madrigale lustvoll und losgelöst von einer nur auf Schönklang bedachten Haltung. Hier stand der Ausdruck im Vordergrund. Das bewies vor allem Wolfram Lattke, der sich nicht davor scheute, in „Armato il cor“ seinem tenoralen Schmelz eine gute Portion martialisch sprechender Härte beizumengen. Auch stand in den ersten drei Titeln die testosterongesteuerte Leidenschaft der fünf Männerstimmen im amüsanten Gegensatz zur pastoralen Lieblichkeit dreier weiblicher Gesangsengel. Instrumental inspirierte Gesangsvirtuosität verband sich aufs schönste mit feinster Kantabilität in den Instrumenten, vor allem mit Martin Rippers Blockflötenspiel und Friederike Ottos Cornettpart. Im Instrumentalstück „Il ballo dell‘ ingrate“ konnten Klänge in einer Plastizität wahrgenommen werden, die für die Musik Monteverdis und seiner Zeit als Synonym stehen können. Die Lautten Compagney verzauberte hier mit säuselnder Getragenheit der Streicher, papierstreifengedämpfter Eleganz der Chitarrone und tänzerisch sprechenden Bläsern.

Katschner gab je nach Erfordernis, mal straff dirigierend, mal tänzelnd mit der Chitarrone am Spiel beteiligt, den jeweiligen Charakter vor. Das denkwürdige Konzerterlebnis schloss in kantabler Andacht mit der Zugabe „Ave Maris stella“ aus der Marienvesper. Intensiver Applaus.

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