Da klingt keine Eifersucht durch, aber sie muss auch feststellen, dass der einstige Mönch und sie selbst als frühere Nonne ihr Keuschheitsgelübde im Geist nie wirklich abgelegt hatten. „Ein Fleisch sein“; daran würden weder er noch sie glauben. „Martinus“ solle sich doch daran freuen, dass morgens zwei schwarze Zöpfe auf seinem Kissen liegen. Lössl taucht ein in diese kleine Welt vor 500 Jahren, zeigt Katharina sanft und stark, mit leichter Ironie, die nicht mit Schicksalsschlägen hadert.
Aber sie hat ein Problem damit, den Forderungen ihres Mannes nach Gehorsam nachzukommen. Sie will ihm auf Augenhöhe begegnen; will, dass er erkennt, dass ihrer beider Aufgabenbereiche gleichwertig sind. Die Freude, zu der er andere aufrufe, finde er selbst nicht. „Unlustig“ nennt sie diesen Zustand und mag es nicht, dass er etwas anderes lebt, als er in seinen Kirchenliedern beschreibt.
Ja, so könnte es gewesen sein, das Zusammenleben mit dem Prediger und Reformator Luther. „Bist du sicher, Martinus?“ zeigt eine spannende Produktion, die ganz vom Ausdruck Sabrina Lössls lebt. Es sind bewusst sparsame Bewegungen und eine Mimik, die den gesamten Gefühlsbereich einer Frau spiegelt, die nicht unbedingt glücklich an der Seite ihres Mannes war, aber einen Weg gefunden hat, sich auf das Leben einzulassen. Eine großartige Leistung und ein Abend mit Höhen und Abgründen.