Lörrach Tanzen ist sein Leben

Mirjana Stifter
Echter Lörracher: Tanzlehrer Mentor Shalijani Foto: Stifter

Tanzschule: Mentor Shalijani startet mit dem neuen Tanzwerk durch – mit deutschem Pass in der Tasche

Ein neuer Standort für das Tanzwerk in der Marie Curie Straße und jetzt der deutsche Pass: Bei Tanzlehrer Mentor Shalijani geht es nach coronabedingten Turbulenzen rund um seine bekannte Tanzschule endlich wieder bergauf.

Von Mirjana Stifter

Lörrach. Nachdem er schon seit seinem vierten Lebensjahr in Deutschland lebt, hat Mentor Shalijani nun endlich den deutschen Pass in der Tasche – was ihm Vieles erleichtert. Damit kann der aus dem Kosovo stammende Tanzlehrer jetzt sein Leben und seine Tanzschule mit ganz neuer Motivation angehen, erzählt er. Mit dem Tanzen hat er 1995 als Zwölfjähriger angefangen. Heute leitet er seine eigene Tanzschule, das Tanzwerk, das Kurse in Breakdance, Modernem Tanz bis hin zu Kreativem Kindertanz anbietet und mit oft spektakulären Aufführungen häufig in der Stadt und bei Wettkämpfen präsent ist.

Wie alles begann

Gerne erinnert er sich daran, wie alles begann. Bei der Hausaufgaben-Betreuung im SAK entdeckte der Schüler Shalijani seine Leidenschaft für den Breakdance. Dort sah er ein paar Jugendlichen beim Tanzen zu – so etwas hatte er noch nie gesehen. Seine Liebe zum Tanzen wurde entfacht. Durch das Tanzen lernte er, seine Energie positiv einzusetzen. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Ersen und anderen Jungs, die auch aus dem Kosovo kamen, gründeten sie die „Tornado Kids“. In ihrem Freundeskreis lernten die Jungen, ihre Gefühle durch das Tanzen auszudrücken und es als Ventil zu benutzen. Mit dem Tanzen hat er sich damals sein Taschengeld verdient, erzählt er. Zusammen mit seinen Freunden bereiste er regelmäßig Städte, um an Dancebattles teilzunehmen, für die ersten Plätze gab es immer auch ein Preisgeld. Dadurch kam er viel herum und lernte viele interessante Menschen und Orte kennen. Darum wo er nach den Dancebattles schlafen würde, habe er sich nie Gedanken machen müssen. Entweder schlief er bei einem Kumpel, in der Jugendherberge oder er trainierte am Bahnhof mit seinen Freunden, bis morgens der erste Zug kam.

„Beim Breakdance kann man sich frei entfalten, es gibt kein richtig oder falsch, es gibt weder Regeln noch Grenzen,“ beschreibt Shalijani seine liebste Tanzart. Es sei einer der wenigen Tänze, bei der man von Anfang an seine eigene Persönlichkeit miteinbringen könne. Außerdem könne man sich gut von anderen unterscheiden, so vielfältig ist der Breakdance.

Heute gibt er diese Leidenschaft an seine Schüler weiter. Er freut sich, dass seine Tanzschule als Treffpunkt für viele Jugendliche dient. Anderen zeigen, was er kann, und den Schülern positiven Ehrgeiz beizubringen, macht ihn glücklich. Dass das Tanzwerk durch Mund zu Mund- Propaganda einen so tollen Ruf hat, sieht Shalijani als großes Lob und Erfolg an. Für ihn fühlt sich sein Tanzstudio nicht nach Arbeit an, sondern nach Spaß.

Neues Domizil

Am 14. Juni letzten Jahres zog das Tanzwerk um, der neue Standort in der Marie-Curie Straße 3 bietet viele neue Möglichkeiten. Im Vergleich zu seinem alten Tanzstudio im Alten Wasserwerk hat das Neue Umkleiden, und viel größer ist es auch: statt 84 ganze 360 Quadratmeter. An einer Wand sollen die Schüler des Tanzwerks sich verewigen, viele Fotos hängen dort schon. „Das neue Studio ist für mich unbeschreiblich“, sagt Shalijani. Zusammen mit seinem Bruder Ersen hat er viel Kraft und Energie hinein gesteckt. Das Ambiente spiegelt die Persönlichkeit des Tanzwerks wider, die Materialien sind passend gewählt. Das Holz und der Beton beispielsweise stellen die weichen und harten Bewegungen im Tanzen dar. Mehr Schüler finden Platz, und die Erreichbarkeit durch öffentliche Verkehrsmittel ist besser.

Auf sein Team ist Shalijani besonders stolz. Die internationale Gruppe, bestehend aus neun Tanzlehrern, die aus Ländern wie der Ukraine, Italien, Griechenland oder Vietnam kommen, schaffe Offenheit. „Tanz darf bunt sein“, meint Shalijani, jeder Tanzlehrer bringe seine Kultur mit in den Unterricht ein. Durch diese Offenheit fühlen sich die Schüler besonders wohl.

Corona-Blues

Doch kurz nach Fertigstellung des neuen Studios kam der erste Lockdown. Shalijani versuchte sich darin, seinen Unterricht online auszuführen. „Es war okay, aber nicht gut, das Tanzen ohne Gegenüber zu steril.“ Nach dem ersten Lockdown glich er lieber mit Workshops in den Sommerferien aus, was an Tanzstunden verpasst wurde. Im zweiten Lockdown wollte Shalijani nicht, dass seine Schüler noch mehr Zeit drinnen vor dem Bildschirm verbringen müssen, als sie durch den Online-Unterricht sowieso schon mussten, und ließ den Unterricht komplett aus. Er wollte lieber das Ende des Lockdowns abwarten. „Online fehlt das Miteinander, das beim Tanzen extrem wichtig ist.“ Der zweite Lockdown traf ihn hart. „Das war für mich echt ein Tiefpunkt.“ Sein ganzes Leben dachte er, niemand könne ihm das Tanzen wegnehmen, schließlich ist Tanzen sein Leben. Doch Corona schaffte das. Er verlor die Lust am Tanzen komplett, es habe sich nicht mehr richtig angefühlt, erinnert sich Shalijani. Erst seit er wieder unterrichten kann, findet er erneut Spaß. Durch Corona konnte bis jetzt noch nicht die geplante Eröffnungsfeier für das neue Studio stattfinden, ist aber für die Zukunft geplant.

Neue Tanzlust

Jetzt sind endlich wieder Jams und Breakdance-Battles geplant. Ein Jam ist ein tänzerischer Austausch, der nicht wie ein Wettbewerb sein, sondern als Möglichkeit dienen soll, Neues zu lernen und seine Grenzen zu überschreiten. Im Gegensatz dazu soll ein Breakdance-Battle zeigen, was man kann und sich mit anderen in Gruppen oder auch alleine zu messen. Shalijani ist froh, dass in das Tanzwerk endlich wieder Leben einkehrt.

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