Das war hörenswert. Für manchen im Publikum war womöglich der zweite Teil, ein reiner Beethoven-Block mit der frühen Sonate A-Dur op. 2 und als Höhepunkt der rhythmisch differenziert gestalteten und energisch durchgeformten Waldstein-Sonate, ein noch größeres Ereignis.
Konsequent anregend wäre vielleicht gewesen, die Waldstein-Sonate mit einer modernen Sonate von Berg, Boulez oder einem der Klavierstücke von Stockhausen zu kontrastieren. Aber Schuch hat sich in dem Fall für einen geschlossenen Beethoven-Teil entschieden. Den beiden Sonaten konnte man sich nach der Pause mit offeneren Ohren neu nähern. Zumal dem denkenden Spieler Schuch mit seiner hellen, klaren, unpathetischen, trocken-sachlichen Tongebung eine „objektive“ Darstellung gelang, mit aller nur denkbaren rhythmischen Finesse und plastisch herausgearbeiteten Details.
Also ein Klavierrecital der durchdachten Analyse, pianistisch auf allerhöchstem Niveau, bis hin zu den beiden Zugaben, der virtuosen „La Campanella“-Konzertetüde von Liszt und dem kontemplativ und mit schönem lyrischem Legato vorgetragenen Choralvorspiel „Ich ruf zu dir“ von Bach/Busoni – für viele Zuhörer im Saal die Offenbarung des Abends.