Lörrach Temperament und Schönklang

Die Oberbadische
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Junges Podium: Ildiko Szabo (Violoncello) und Jesse Flowers (Gitarre) im Burghof

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Eine wunderschöne Matinee mit lateinamerikanischen und spanischen Akzenten boten Ildiko Szabo (Violoncello) und Jesse Flowers (Gitarre) am Sonntagmorgen im Burghof in der Reihe „Junges Podium“.

Mit ausgefeilter Tongebung, großer Musikalität im Zusammenspiel und Temperament verzauberte das ungleiche Duo, das vom Deutschen Musikrat in die „Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler“ aufgenommen wurde, die Zuhörer. Wie immer in dieser Reihe verlief das Konzert in einem intimen, kammermusikalischen Rahmen. Cello und Gitarre: Die Kombination dieser beiden Instrumente ist zunächst einmal außergewöhnlich und erfordert die Bearbeitung von Werken, die ursprünglich für andere Besetzungen verfasst wurden.

Im ersten Stück, der Sonate in c-Moll von Luigi Boccherini, im Original für Violoncello und Basso Continuo, ist die Rollenverteilung klar. Szabo am Cello spannt filigrane Melodiebögen im Adagio und lässt im Alegretto feine Läufe aus ihrem Instrument perlen, während Jesse Flowers zuverlässig begleitend im Hintergrund agiert.

Auch in Franz Schuberts bekannter Arpeggione Sonate spielt das Cello, das hier die Stimme des kaum noch gespielten Arpeggione übernimmt, eine tragende Rolle. Den liedhaften Charakter des Adagio stellt Szabo mit ihrem ganz besonderen Klang heraus, changierend zwischen einer gewissen Rauheit und ergreifender Wärme. Einfühlsam arbeiten die beiden Musiker im Schlusssatz den typisch Schubert’schen Wechsel heraus zwischen lebendigen, fast tänzerischen Passagen und der sich in fantasievollen Cantilenen andeutenden Melancholie.

Nach der Pause schlägt dann die Stunde der Gitarre: In Astor Piazzollas facettenreichem „Invierno porteño“, in dem er als Teil eines Zyklus das winterliche Buenos Aires in Tönen eingefangen hat, kann der Gitarrist Flowers zeigen, was sein Spiel so besonders macht, das er damit bereits zahlreiche Preise errungen hat – auch im Wettbewerb mit anderen Instrumenten.

Als Verbindungsbogen in die erste Programmhälfte stehen sich auch hier rau, mitunter wild manifestierendes, ungestümes Temperament und werbender, einschmeichelnder Schönklang gegenüber. Virtuos gelingt es den beiden Musikern im Zusammenspiel, mit jedem der oftmals abrupten und unerwarteten neuen Ansätze ein völlig anderes Klangbild entstehen zu lassen. Mit dem kratzenden Geräusch klirrenden Frostes – nicht nur hier werden Anklänge an Vivaldis Winter hörbar – gestaltet Szabo am Cello einen ganz leisen Schluss, der vom Publikum mit Bewunderung quittiert wird.

Was man mit der Gitarre alles machen kann, führt Jesse Flowers in der darauf folgenden Sonate für Gitarre Opus 47 des argentinischen Komponisten Alberto Ginastera eindrucksvoll vor. Mit rhythmischen Verzögerungen, expressiver Dynamik und verschiedenen Spieltechniken wie starkem und sanftem Klopfen auf dem Gitarrenkorpus, hohem Klimpern jenseits des Griffbretts sowie mit stimmungsvollen weichen und trockenen, fast schwingungslosen Klängen zieht er das Publikum unweigerlich in ihren Bann.

Manuel de Fallas Siete Canciones populares españolas, im Original für Klavier und Gesang, sind ein stimmungsvoller Abschluss. Die lebendige Farbigkeit des spanischen Volkslieds und das sich in immer wieder aufklingenden nervösen Rhythmen manifestierende Temperament der Südländer sind in de Fallas Komposition den beiden Ausnahmemusikern quasi auf den Leib geschrieben. Einmütig schwelgen sie in den musikalisch ausgestalteten spanischen Genre-Szenen: fröhlich, traurig, sehens- und hörenswert.

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