Lörrach Tempus fugit macht mit Flüchtlingskindern Theater

red
Lisa Wilfert und Liliane Rieckmann mit Kindern aus der Gretherstraße auf dem Weg ins Theater Foto: Tempus fugit

Das Projekt bietet Kindern aus der Anschlussunterkunft in der Gretherstraße wichtige Erfahrungen.

Sechs Jahre lang hat die Integrationsoffensive ein Theaterprojekt von Tempus fugit unterstützt. Nun suchen die Theaterpädagoginnen eine neue Förderung.

Gemeinsam zum Theater

Wie jeden Mittwoch holen Lisa Wilfert, Theaterpädagogin bei Tempus fugit, und Liliane Rieckmann vom Spielzeitteam, sieben Kinder in der Gretherstraße ab, um mit ihnen gemeinsam ins Theater zu laufen. Vor den Häusern der Gretherstraße 4 sind zwei Stolpersteine für Rosa und Julius Riffel in den Boden eingelassen. Beide waren Zeugen Jevohas. Deshalb haben die Nazis sie verfolgt und verhaftet. Heute befindet sich in der Gretherstraße eine Anschlussunterkunft für Geflüchtete.

Die Menschen, die dort leben, hat die Bundesrepublik Deutschland Asyl aufgrund von politischer Verfolgung gewährt, daran erinnert das Theater in einem Schreiben.

Seit Jahren dabei

Die jüngeren Kinder sind Teil der Gruppe „Allerkleinsten“, die drei Größeren gehen bereits ins „Kindertheater“. Seit mehr als drei Jahren sind die älteren Mädchen dabei und haben ihre Geschwister angeregt, bei diesem Projekt mitzumachen.

„Beziehungsarbeit, Regelmäßigkeit, Vertrauen und Rauskommen aus der gewohnten Umgebung“, das ist das Prinzip dieses Projekts. „Es geht zudem um die Unterstützung des deutschen Spracherwerbs“, fügt Lisa Wilfert hinzu.

Deutsch lernen

Ausgrenzung, Mobbing, Freundschaft oder gegenseitige Unterstützung haben die Theaterpädagoginnen behutsam angesprochen und dazu niedrigschwellig zugängliche Bilderbücher ausgewählt. Gruppendynamische Spiele und Übungen, Improvisation eigener Szenen, das Anschauen von Theaterstücken oder der Austausch mit professionellen Künstlern sind weitere Bausteine.

An Großproduktion beteiligt

Im Mai werden die Kinder bei der Großproduktion „Die unendliche Geschichte“, die im Burghof zu sehen sein wird, mitspielen. Dort sind sie Teil einer großen Gemeinschaft. Das fördert das gegenseitige Verständnis und die Kreativität aller Teilnehmer, sind sich die Akteure sicher. Auch beim alljährlichen „Und Tschüss“ –Workshop, bei dem das Spielzeitteam verabschiedet wird, nehmen alle Hausgruppen teil, so auch die Kinder aus der Gretherstraße.

Theaterpädagogin

Die 35-jährige Lisa Wilfert arbeitet seit zweieinhalb Jahren am Theater Tempus fugit. Als sie in Leipzig als Theaterpädagogin tätig war, wollte sie mit Geflüchteten arbeiten. Dort habe sich die Theaterleitung nicht vorstellen können, wie das umsetzbar sei, erzählt sie. Sie liebe die Arbeit mit Kindern, fügt sie hinzu, und sie sehe es auch aufgrund der historischen Erfahrung als ihre Verantwortung.

Kontakt zu Familien

Annabelle Knolle hat dieses Projekt 2019 mitinitiiert. Ein Grund waren die zahlreichen Schutzsuchenden im Jahr 2015. Knolle ist Heilpädagogin und Theaterpädagogin und studiert derzeit zusätzlich Soziologie im Master.

„Die Themen Asyl und Migration müssen in einen größeren Kontext eingeordnet werden“, sagt sie. „Wir müssen uns mit sozialen Ungleichheiten auseinandersetzen.“

Viel Zeit hat sie aufgewendet, um den Kontakt zu den Familien herzustellen. Es ist ein spezielles Format, das sie entwickelt hat. Seit zweieinhalb Jahren führt es Lisa Wilfert weiter.

Unterstützer gesucht

Dass die Integrationsoffensive das Projekt nicht mehr fördert, habe sie erwartet, sagt Knolle. Jährlich gehen zahlreiche Anträge ein. Nur für einen Teil der Projekte reicht das Geld. Bereits drei Mal, also sechs Jahre lang, ist das Projekt großzügig gefördert worden. Jetzt seien verständlicherweise andere dran, fügt sie hinzu. Lisa Wilfert und Annabelle Knolle suchen derzeit händeringend nach neuen Unterstützern, damit es für die Kinder wie gewohnt weiter geht.

Wer dieses Projekt finanziell unterstützen möchte, kann sich bei l.wilfert@fugit.de melden.

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