Wenig erfreut dürfte Oberbürgermeister Lutz gewesen sein, als er am Samstag unsere Zeitung las. Dort erfuhr er, dass der Autoreisezug wohl doch weiter von Lörrach Richtung Hamburg rollen wird. Das würde die Pläne der Stadt für die Bebauung des Bahnareals zunichte machen.

Von Guido Neidinger und Bernhard Konrad
Lörrach. Entsprechend ernüchtert fiel die gestrige Stellungnahme des Oberbürgermeisters gegenüber unserer Zeitung aus: „Wir würden es sehr bedauern, wenn das Autoreisezugareal nicht wie bisher erwartet, ab Herbst für eine wichtige städtebauliche Entwicklung zur Verfügung stehen würde.“

Nach der Ankündigung der Deutschen Bahn, den Autoreisezug im Oktober dieses Jahres einzustellen, ging Lutz nach Gesprächen mit dem Immobilienunternehmen der Bahn fest davon aus, dass das gesamte Areal des Güterbahnhofs, von dem der Autoreisezug verkehrt, nach und nach frei wird. Geplant sind dort ein Erweiterungsgebäude für das Landratsamt, ein Parkhaus und die Ansiedlung von Gewerbe und Dienstleistungsbetrieben.

Für die Stadt Lörrach ist die Nutzung dieses Bahngeländes ein wichtiger Baustein für die weitere Entwicklung der Stadt – in mehrfacher Hinsicht, wie Lutz betont: „Bei dem Areal handelt es sich um ein zentrales Grundstück direkt am Rande der Innenstadt, auf dem bekanntlich der zweite Standort des Landratsamtes sowie möglicherweise ein Parkhaus entstehen sollen. Dies würde den Weg frei machen für eine Nutzung des MMZ-Geländes für eine reine Wohnbaunutzung. So könnte dringend benötigter Wohnraum schnell und in idealer Lage geschaffen werden.“

Für den Oberbürgermeister wäre mit der Umnutzung des Autoreisezugareals außerdem „eine städtebauliche Aufwertung an prominenter Stelle verbunden“. All das könnte nach den Recherchen unserer Zeitung vom vergangenen Freitag nun zunichte gemacht werden.

Ein Sprecher des „BahnTouristikExpress“ aus Nürnberg bestätigte unserer Zeitung, dass sein Unternehmen die Trasse Lörrach – Hamburg – Lörrach bereits bei der Deutschen Bahn für die Fortführung des Autoreisezugs beantragt hat. BTE-Vertriebsleiter Matthias Wolf erklärte: „In der Regel kommt dann nichts dazwischen.“ Sollte ab Dezember unter der Flagge des privaten Betreibers BTE der Autoreisezug wider Erwarten weiter von Lörrach aus verkehren, „wünscht sich die Stadt vom neuen Betreiber dringend eine Aufwertung“ des Geländes. Denn, so wie sich dieses derzeit präsentiert, „ist es seiner Lage in der Stadt nicht angemessen“.

Noch aber gibt Lutz die Pläne, die er mit dem Areal entlang der Schwarzwaldstraße verfolgt, nicht auf: „Wir haben Anfang Mai den Gesprächstermin mit den Verantwortlichen der Deutschen Bahn, werden jetzt aber im Vorfeld erneut den Kontakt suchen. Inhaltlich finden wir das Angebot des Autoreisezugs grundsätzlich sinnvoll, in Lörrach aber wegen der Lage und der langen Rangierzeiten im Badischen Bahnhof am falschen Platz.“

Zudem erschließt sich Lutz nicht, „warum eine Bahntochter offensichtlich sehr hohe betriebsnotwendige Investitionen tätigen kann, die die Deutsche Bahn für sich selbst bisher aus betriebswirtschaftlichen Gründen ausgeschlossen hat.“