Lörrach Tränen aus dem „Kindischen Ozean“

Veronika Zettler
Titus Vollmer und Willy Astor (rechts) auf der Burghof-Bühne. Foto: Veronika Zettler

Burghof: Münchner Kabarettist und Musiker Willy Astor gab am Sonntag zwei Vorstellungen.

Lörrach - Willy Astor hat seine Fans schon auf viele Reisen zu wundersamen Orten mitgenommen. Unvergessen ist etwa der kabarettistische Urlaub auf den Spirituosen, der sich allein anhand von Getränkenamen erzählte. Am Sonntag Nachmittag ging es im Burghof für ein 300 Personen starkes und überwiegend kindliches Publikum auf große Fahrt über den „Kindischen Ozean“, so der Titel des Programms, zur Insel Tiritiri Matangi, deren Bewohner sich mit einem freundlichen „Halluzi“ grüßen, um eine Halluzi-Nation bleiben zu können. Am Abend hatte der Münchner Kabarettist, Sänger und Gitarrist einen weiteren Auftritt im Burghof, diesmal vor erwachsenem Publikum.

Der Wortspieler

Von allen Wortakrobaten der Kabarettszene ist er der eloquenteste und konsequenteste: Willy Astor lässt keinen Buchstaben neben dem anderen. Aus Begriffsverdrehungen fantasiestrotzende Geschichten entstehen zu lassen, das ist die große Kunst des 57-Jährigen. Mit leichter Hand bringt er seinen unbefangen-anarchistischen Kindskopf unter einen melancholisch-nachdenklichen Hut. Klassiker und Ohrwürmer wie das (auch im Burghof gespielte) „Einfach sein“ wurzeln zwar in der deutschen Liedermacherkultur, nehmen sich bei aller Ernsthaftigkeit aber nicht zu ernst.

„Wir spielen heute in Bioqualität auf sie zu“, hatte Astor gleich zu Beginn verkündet, um anschließend im Song „Insel der Glückseligkeit“ daran zu erinnern, dass selbst in München der ein oder andere sein Essen aus Abfalleimern bezieht. Derweil huldigt der „singende Conférencier“ in musikalischen Liebeserklärungen allen möglichen Dingen, ob Betonbrücken oder, wie im Lied „Scheinbar unwichtige Dinge“, unabgestaubten Küchenoberschränken, nur einmal getragenen Übergangsjacken oder Kaugummi, der schon lange unter der Schulbank klebt.

Die Band

Unterstützung hatte Willy Astor von einer starken Band: Gitarrist Titus Vollmer bereicherte das Programm mit so manchem hochkarätigem Solo, zudem waren an Bord der großartige Nick Flade (Keyboard), das „wandelnde Musiklexikon“ Peter Oskar Kraus am Schlagzeug sowie Christian Diener am Bass.

Die Musiker sind langjährige Weggefährten, wie Astor anmerkte. Teils kennt man sich aus Studententagen: Als Titus Vollmer Filmkomposition am Berklee College of Music in Boston studierte, machte Willy Astor gerade „seinen Kanister an der Aral-Tankstelle“. Nick Flade ist derweil nicht nur mit Astor, sondern als Bandleiter auch mit Mary Roos auf Tour.

Die Setlist

Im Mittelpunkt standen die Stücke der CD „Chance Songs“ (2017), darunter „Hausboot“, „Liebe ist keine Erfindung“, „Übern Horizont“, „Ich hab Dich so vermisst“ oder „Warte niemals bis Du Zeit hast“. Einen flotten Bossa gab es mit dem Titel „Mein wundervolles Buch“, derweil im Liebeskummerlied „Nur wegen Dir“ gleich eine ganze Wüste mit Tränen vollgeweint wurde. Viel Applaus kassierte die Nummer über das Hängereh Gista, die auch schon am Nachmittag gespielt wurde.

Um Zugaben mussten die Besucher im gut gefüllten Saal nicht lange betteln: „Wir haben hinter dem Vorhang gewartet und dachten: Nix wie raus, bevor der Applaus nachlässt“, informierte Astor das Publikum. Zum Schluss gab es drei Lieder älteren Semesters: „Wenn in München schon Sommer ist“, die fast 30 Jahre alte Hommage an die „Donnersberger Brückn“ und „I Mog Heid No Ned Hoam“ – ein Titel, der wohl vielen Fans aus der Seele sprach.

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