Lörrach Trauerspiel für den Zirkus

Marco Fraune
 Foto: Kristoff Meller

Pandemie: „Lörracher Weihnachtscircus“ kämpft angesichts der Absage mit Corona-Folgen

Der „Lörracher Weihnachtscircus“ wird sich in den kommenden Wochen um die Aufwertung seiner Ausstattung kümmern. Strahlkraft kann der neue Glanz dann aber erst einmal nicht entfalten. Vielmehr herrscht angesichts der Absage der Auftritte (wir berichteten) für die Zirkusfamilie Frank nun große Ungewissheit, wie es weitergeht.

Von Marco Fraune

Lörrach. Auf den ersten Blick sieht es auf dem Festplatz im Grütt noch so aus, als wenn die heiße Phase der Vorbereitungen für die Vorstellungen nach der Corona-Pause läuft. Tatsächlich ist die Stimmung aber auf dem Nullpunkt. Denn es handelt sich schon um das zweite Jahr, in dem der Weihnachtscircus geschlossen bleibt. „Unsere Existenz steht auf dem Spiel“, schildert Zirkus-Sprecherin Sandra Frank im Gespräch mit unserer Zeitung. Eigentlich war schließlich alles für die Auftritte aufgegleist. Popcorn, Mandeln & Co. werden nun vor dem Hieber in Weil am Rhein verkauft (siehe nebenstehender Bericht). Werbematerial wie Flyer und Plakate haben zwar hohe Kosten verursacht, doch dem stehen nun keine Einnahmen mehr gegenüber.

Folgen von 2G-plus-Regel

Die Familie Frank ist am Dienstag dennoch zur Entscheidung gekommen, dass auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten das Traditions-Gastspiel in Lörrach keinen Sinn mehr ergibt. Denn angesichts der 2G-plus-Regelung habe sich in anderen Orten gezeigt: Die Besucher bleiben daheim. In Esslingen war dies vor einigen Tagen so, in Heilbronn ähnlich. 30 bis 40 Gäste bei einer Kapazität von 200 standen hier unterm Strich. Auch einige Ticket-Inhaber aus Lörrach haben nach Bekanntwerden der strengeren Regeln ihre Tickets schon storniert. Gespräche mit anderen Veranstaltern bestätigten Manuel und Monti Frank gemeinsam mit der Familie darin, lieber die Reißleine zu ziehen. „Es hat viel mehr dagegen gesprochen.“ Auch andere Zirkusse hätten schon abgesagt, wie in Stuttgart der Fall.

Dabei hatte der Lörracher Weihnachtscircus eigens ein größeres Zelt angeschafft, um dem Sicherheitsaspekt Abstandsgebot Rechnung zu tragen. 350 Gäste hätten Platz gefunden, wobei in den Logen Abstriche hätten gemacht werden müssen, da der Aspekt Abstand sich als Knackpunkt darstellte. Für das Foyer war ebenfalls der Corona-Situation Rechnung getragen worden. Insgesamt gab es von Seiten der Stadt bereits für das erarbeitete Hygienekonzept grünes Licht, sagt Sandra Frank.

Ausstattung wird gepflegt

Den eigentlichen Zeitplan hat sie im Kopf. Denn am 18. Dezember wären die Artisten angereist. „Finanziell würde das ein noch größeres Loch in die Kasse reißen“, darum sind direkt die Künstler über die Absage informiert worden. Dass diese so kurzfristig kommt, hat einen Grund. „Wir haben gedacht, dass es machbar ist. Seit einer Woche wissen wir, dass 2-G-plus gilt.“ Schweren Herzens erfolgte dann die Absage. „Es ist sehr, sehr schwer.“ Für das Unternehmen sei es die vernünftigere Entscheidung. „Wir können einfach nicht für die nächsten Wochen planen.“ Womöglich hätten auch die gebuchten Artisten aus England, der Ukraine oder auch Ungarn nicht kommen oder später nicht mehr in ihr Heimatland zurück reisen können, weiß Frank um die aktuell schwierig einzuschätzende Situation.

Daher bleibt für die Zirkusfamilie nur die Möglichkeit, das schon aufgebaute Zelt in Schuss zu bringen. Einige Reparaturen oder auch ein frischer Anstrich sowie die Kontrolle der Stoffe stehen in der Vorweihnachtszeit nun an. Am Mittwoch hat die Stadt auch zugesichert, dass der Zirkus im Grütt dafür erst einmal aufgebaut bleiben kann. Zugleich hofft der Zirkus auf finanzielle Unterstützung des Staates sowie auf Spenden aus der Bürgerschaft, um irgendwie über die Runden zu kommen.

Lörrach (mcf). Die finanzielle Situation des Lörracher Weihnachtscircus’ ist angesichts der Gastspielabsage zwar sehr schwierig, doch als Bettler von Haus zu Haus gehen die arg gebeuteten Künstler nicht. Das betont Sprecherin Sandra Frank, die vor Trittbrettfahrern warnt, welche die prekäre Situation ausnutzen wollen.

„Wenn jemand bereit ist, den Weihnachtscircus etwas zu unterstützen, dann kommen Sie zu uns. Wir sind auf dem Festplatz im Grütt, unser Zelt steht bereits und dort treffen Sie uns immer an.“ Wer den Lörracher Weihnachtscircus in der schwierigen Zeit unterstützen will, kann laut Frank auch gerne spenden. Verkaufswagen in Weil vor dem Hieber-Markt Der Zirkus steht auch mit dem Verkaufswagen in Weil am Rhein beim Frischecenter Hieber, Römerstraße 65. Dort werden Mandeln, Crêpes, Waffeln am Stiel und Schokofrüchte verkauft Frank: „Wir freuen uns darauf, bekannte Gesichter die uns beim Weihnachtscircus jedes Jahr beehren, wieder zu sehen.“

Lörrach (mcf). Die Kamele und Pferde des Lörracher Weihnachtszicus’ sind in Löffingen im dortigen Schwarzwaldpark untergebracht. Der Betreiber hat die Tiere übernommen, nur bei Zirkus-Auftritten bleiben sie jeweils vor Ort. Geplant war darüber hinaus, dass auch Elefanten Teil der Darbietungen im Lörracher Zirkuszelt sind. Dabei handelt es sich laut Sandra Frank aber um Tiere der Artisten, die jeweils als besonderer Höhepunkt engagiert werden.

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