Lörrach Traum vom Einklang mit der Natur

Beatrice Ehrlich
Rund 40 Besucher kamen zum Auftakt des „Kino im Hof“ und sahen den Film „Butenland“. Foto: Beatrice Ehrlich

Free Cinema: Mit der Tierschutz-Dokumentation „Butenland“ startet das Kino im Hof

Lörrach - Zum Auftakt harter Stoff: Nach „Free Solo“ 2019 hat das Free-Cinema-Team für den ersten Abend des „Kino im Hof“ am Donnerstag einen Dokumentarfilm ausgewählt. Mit Absicht, wie die Organisatoren erklären.

Mit einem gemischten Filmangebot vom Dokumentarfilm über Komödien bis hin zum Drama wolle man ein möglichst breites Publikum ansprechen, erklären zwei junge Frauen vom Organisationsteam am Getränkestand. Beliebter sind dieses Jahr ganz offensichtlich lustige Filme: Beide Komödien seien bereits jetzt ausverkauft.

Trotz empfindlicher Kühle haben auch an diesem Abend etwa die Hälfte der unter Corona-Bedingungen erlaubten 80 Besucher den Weg in den Hof des Nellie Nashorn gefunden, um sich „Butenland“ anzusehen, Marc Pierschels mitfühlende Dokumentation über einen Gnadenhof für Kühe im norddeutschen Tiefland.

Ein Thema, das bewegt: Die Sorge ums Tierwohl liegt im Trend, Kritik an der Nutztierhaltung auch anlässlich aktueller Negativ-Schlagzeilen aus dem Fleischverarbeitungsbetrieb Tönnies in aller Munde. Bis der Film beginnen kann, muss es erst noch dunkel werden. Ein Glas Wein in der Hand, dazu Pommes frites und Falafel aus der Nellie-Küche, warten die Besucher auf ihren räumlich getrennten Kinostühlen darauf, dass es endlich anfängt.

Zuflucht für schwierige oder verletzte Tiere

Gegen 21.30 Uhr ist es dann so weit: Auf der großen Leinwand erscheinen Windräder und friedlich weidende Kühe, der Nebel steigt aus den Wiesen auf – ein Idyll. Ihr Leben als Nutztiere in Milch- und Mastbetrieben haben diese Rinder längst hinter sich gelassen. Alte, schwierige oder verletzte Tiere finden auf Butenland Zuflucht, ein Hof ganz wie der von Lieselotte, der kreglen Kuh aus den Kinderbüchern.

Neben den Tieren, die auf den ersten Blick im Mittelpunkt stehen, erzählt diese Dokumentation aber vor allem von Menschen: vom Unbehagen an der modernen Landwirtschaft, in der der stetige Drang nach „Mehr!“ und „Billiger!“ die Menschen immer weiter von den Produktionsbedingungen ihrer Nahrungsmittel entfremdet.

Vom radikalen und alternativlosen Tierschutzgedanken, an dessen Ende nur eine vegane Ernährung stehen kann. Aber auch von zwei vom Leben beschädigten Menschen, die versuchen, in der Idylle des Butenhofes unter geretteten Kühen ihren Frieden zu finden.

Bis dahin war es für beide ein weiter Weg: Karin Mück hat sich als junge Frau gegen Tierversuche eingesetzt, musste für ihre nächtlichen Tier-Befreiungsaktionen aus Instituten und Laboren im Gefängnis büßen, eine Erfahrung, die ihr Leben bis heute prägt. In drastischen Aufnahmen und Aussagen ehemaliger Weggefährten lässt Pierschel die Unbedingtheit von Mücks damaligem Engagement deutlich werden, von dem sie selbst nicht weiß, wohin es sie noch geführt hätte, wäre sie nicht eines Tages festgenommen worden: „Wir wurden immer radikaler, immer frustrierter“.

Jan Gerdes kommt aus einer anderen Ecke: Als Biobauer diente ihm der von den Eltern geerbte Hof als Lebensunterhalt, bis ihm seine Tätigkeit immer unerträglicher erschien: Trotz aller Neuerungen und Verbesserungen auf dem Hof konnte er seine Kühe letztlich nur noch als geschundene Kreaturen wahrnehmen, mit dem Schlachthof als Schlusspunkt eines Lebens in Unfreiheit.

Mit „Butenland“ haben die beiden, die sich während einer Reha-Maßnahme kennenlernten, ihren Traum vom Leben im Einklang mit den Tieren verwirklicht, und werden dabei von zahlreichen Spendern und Partnern unterstützt.

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