Lörrach Treffpunkt für alle Sprayer

Regine Ounas-Kräusel

Freewalls: Open Bridge Festival feiert elfjähriges Bestehen der Graffiti-Kunst unter der Autobahn. Kaltenbach für Abschaffung der Greencard.

Lörrach - Seit elf Jahren nutzen Graffiti-Sprayer die Bridge Gallery mit 56 Pfeilern der Autobahnbrücke über den Grüttpark als Freewalls zum legalen Sprühen. Um dies zu feiern, luden der SAK und die Stadt am Samstag zum Jugendkulturfestival ein. Die namhaften Szene-Künstler SWET und CMP One sprayten neben erfahrenen Sprayern und Jugendlichen, die die Dose zum ersten Mal in die Hand nahmen – wie es das Konzept der Gallery vorsieht.

Die traditionelle Skulpturenkunst und die Graffitikunst ergänzen sich im öffentlichen Raum, davon war Oberbürgermeister Jörg Lutz bei seiner Begrüßung überzeugt. Er erinnerte an die Jugendlichen David Kaltenbach und Philipp Lossau, die den Anstoß für die Bridge Gallery gaben, an den maßgeblich beteiligten Graffitikünstler Wolfgang Krell und an Kai Hendrik Schlusche, der in den Anfangsjahren viele Szene-Stars nach Lörrach holte. Er habe seit seinem zwölften Lebensjahr Graffiti gesprayt, zunächst auf einem Container des Nachbarn, erzählte Kaltenbach. Mit Lossau warb er bei der damaligen Oberbürgermeisterin Gudrun Heute-Bluhm, im Rathaus, bei Jugendparlament und Gemeinderat für die Freigabe der Autobahnpfeiler als Freewalls – als Treffpunkt für alle Sprayer. Im Jahr 2010 – Kaltenbach wechselte gerade zum Studium nach Berlin – wurde die Bridge Gallery freigegeben.

Beim Festival am Samstag machten viele, bei Bedarf auch mit Anleitung, mit: Jugendliche aus Lörrach und der Partnerstadt Sens malten auf einen Brückenpfeiler Motive, die typisch für ihre Länder waren oder vielleicht nur ein Klischee: die Kathedrale von Notre Dame, ein Glas Bier. Sie hatten beim SAK im Alten Wasserwerk übernachtet und diskutiert, wie man Vorurteile überwinden kann. Clara und Sinja (beide 10) sprayten bunte Katzenbilder, andere Kinder schnitten sich Schablonen, Stencils, für ihre Bilder zurecht.

Dazwischen arbeiteten erfahrene Sprayer, die sich bei einer Ausschreibung für das Festival beworben hatten. Er habe seine ersten Graffiti bei einem Workshop in Maulburg gemalt, erzählte SORD alias Robert Zumkeller, während er dynamisch seinen Schriftzug malte. Nun arbeite er als Designer in Berlin und freue sich, dass er bei dem Festival wieder einmal sprayen könne.

Der Graffiti-Workshop der Firma Badenova, dem Hauptsponsor des Festivals, fand wegen vieler Anmeldungen, gleich dreimal statt.

Die beiden dänischen Szenestars SWET (William Hjorth) und CMP One (Claus Michael Pedersen) sprayten außerdem vom Hubsteiger aus auf zwei Pfeilern flächendeckende Murals. Auf CMP Ones Mural waren ein Zug und eine überlebensgroße Person zu sehen. Er arbeite viel im Studio, erzählte der Künstler und freute sich über die Möglichkeit, in der Bridge Gallery im großen Format zu arbeiten.

Für die Zukunft wünschte sich David Kaltenbach, dass mehr Sprayer aus Basel die Freewalls in Lörrach nutzen. Er bat die Stadt, die Greencard für die Bridge Gallery abzuschaffen, da sie etliche Sprayer aus Basel abschrecke. Bisher muss sich jeder, der die Freewalls nutzen will, bei der Stadt registrieren und erhält dann die Greencard.

Beim Jugendkulturfestival gab es auch ein Bühnenprogramm mit Tanz und Musik sowie einen Foodtruck von „Hermann ze german“. Auf dem Pump Track unter der Autobahn zeigten Jugendliche ihr Können mit dem Fahrrad.

 Weitere Fotos unter www.dieoberbadische.de

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