Gegärt hat es auch an der 1966 gegründeten Pädagogischen Hochschule Lörrach, wie der Text von Herbert Sitterle über die Entstehung des Sozialen Arbeitskreises (SAK) als „Frucht der 68er-Bewegung“ erahnen lässt. Dabei ruft Sitterle fast vergessene Bilder in Erinnerung. Oder wer weiß heute noch von der Situation beim sogenannten „Schuldenhof“ im Rebmannsweg, wo in einfachsten Unterkünften, teilweise ohne Haustüren, viele Jenische lebten: „Landfahrendes Volk, die wie Sinti und Roma ihre eigene Sprache hatten“, wie Sitterle anmerkt – und die noch wenige Jahre zuvor von den Nazis verfolgt worden waren.
Brandt und Kiesinger machen Wahlkampf in Lörrach
Pikanterweise lud im April 68 die NPD zu einer großen Kundgebung mit ihrem Bundesvorsitzenden Adolf von Thadden nach Brombach: Rund 1000 Besucher kamen in die Festhalle, etwa hälftig Anhänger und Gegner der Partei – dies berichtet Hubert Bernnat über das Lörracher Dreifachwahljahr 1968.
Neben Kommunal- und Oberbürgermeisterwahl (Peter Jensch beschreibt im Stadtbuch seine OB-Kandidatur) standen Landtagswahlen an und SPD-Außenminister Willi Brandt kam zum Wahlkampf ebenso nach Lörrach wie Kurt-Georg Kiesinger, CDU-Bundeskanzler mit Nazi-Vergangenheit.
Aber auch 1968 hatte Lörrach nicht nur Spannungen auf der Agenda. So erzählen etwa Walter Mayer und Harald Glünkin vom Richtfest der Neuen Feuerwache und Erhard Richter von der Premiere der Burgfestspiele. Um Aufstand – nämlich den der Bauern in den Jahren 1524/25 – ging es auch da.
- Das in diesem Jahr erstmals von der Stadt Lörrach herausgegebene Stadtbuch enthält außerdem die Rubriken „Stadtleben“ und „Stadtchronik“ und ist für 18,90 Euro in den Buchhandlungen Kastl und Osiander sowie bei der Touristinformation erhältlich.