Lörrach Und es verschwinden alle Plagen

Die Oberbadische
Die Sopranistin Nuria Rial, der Bariton Stephan Loges und der Oboist Andreas Helm waren die tragenden Solisten in den Bachkantaten. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Konzert: Bachkantaten im Burghof / Solistin Nuria Rial

Von Jürgen Scharf

Lörrach. Kann man schöner dialogisieren? Wohl kaum. In der Dialogkantate für Sopran und Bariton „Liebster Jesu, mein Verlangen“ von Johann Sebastian Bach ist die Oboe der instrumentale Dialogpartner. Das klang am Donnerstagabend im Lörracher Burghof kultiviert und einschmeichelnd. Die Barockoboe gesellte sich schon in den beiden Solokantaten „Ich habe genug“ und „Ich bin vergnügt mit meinem Glücke“ aufs Schönste zu den Vokalsolisten.

Wer schon unter John Eliot Gardiner gesungen hat wie die Sopranistin Nuria Rial und der Bariton Stephan Loges, der versteht sein Metier. Loges gestaltet gleich die berühmte Eingangsarie „Ich habe genug“ überaus textverständlich und plastisch, da musste die Arie „Schlummert ein, ihr matten Augen“ geradezu perfekter sprachimmanenter Bachgesang werden! Dieser Sänger trifft den Sinn des gesungenen Wortes.

Direkt, spontan, lebendig und mitreißend in der Darstellung zeigt sich Nuria Rial „vergnügt mit ihrem Glücke“. Die katalanische Sängerin hat eine schöne, silbrig-klare Stimme, eine liedhaft nuancierte Gesangskunst, und setzt das Ideal von „Klangrede“ – ein Begriff aus der historisierenden Aufführungspraxis – mit Detailliebe um, indem sie bestimmte Worte bedeutsam heraushebt („Ich esse mit Freuden mein weniges Brot“). Wie sie facettenreiche Grundgefühle, Freude oder Glück, ausdrückt, verrät die Meisterin der Affektdeutung. Wenn beide Sänger in einem Arien-Duett (Dialogkantate BWV 32) zusammentreffen und die Oboe dazu stößt, „verschwinden alle Plagen“, wie es im Text so schön heißt.

Andreas Helm (Barockoboe) gebührt ein Sonderlob für seine fabelhaft weich und einfühlsam akzentuierte instrumentale Dialogstimme in allen drei Kantaten. Vorzüglich und virtuos agierte das kleine Instrumentalensemble, das solistisch besetzte Capricornus Consort Basel (Leitung: Primarius und Barockgeiger Peter Barczi), das aus der berühmtesten Alte-Musik-Schmiede, der Schola Cantorum Basiliensis, hervorging. Daher historisch bestens informiert, präzise und werkimmanent.

Bleibt nur noch festzuhalten, dass sich Vokales und Instrumentales auf gleich hohem Niveau bewegte, so dass man dank dieser hochkompetenten, affektreichen und kammermusikalisch durchsichtigen Wiedergaben drei Bachkantaten neu hören lernte. Freundlicher Beifall.

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