Lörrach Und schon wieder fehlt der Regen

Gabriele Hauger

Trockenheit: Kaum Niederschläge im April .  Gestresste Bäume . Stadtgrün muss seit März wässern.

Lörrach - Seit zwei, drei Jahren ist es viel zu trocken. Bäume sind im Dauerstress, Grünanlagen müssen bereits im Frühjahr intensiv bewässert werden, Hobbygärtner stöhnen und schließen den Rasensprenger an.

Gerade jetzt grünt und sprießt es im heimischen Wald. Jungpflanzen sind oder werden gesetzt. Besonders ihnen fehlt aber das Wasser, sie drohen zu vertrocknen, denn in den vergangenen fünf Wochen hat es so gut wie gar nicht geregnet. Und laut Prognosen ist der ersehnte, lang andauernde Landregen auch nicht in Sicht. „Die oberen 20 bis 30 Zentimeter des Waldbodens sind ausgetrocknet“, klagt Forstbezirksleiter Bernhard Schirmer. Neben den Jungpflanzen sind auch ältere Bäume betroffen. Denn sie schaffen es oft nicht mehr, das nötige Wasser bis in die Baumkronen zu pumpen, erklärt er.

Angesichts der warmen Temperaturen fühlen sich hingegen Schädlinge aller Art wohl. Vor allem, wo es viele Fichten gibt, macht sich der Buchdrucker, eine Borkenkäferart breit, erklärt der Forstbezirksleiter. „Der erste Schwärmflug hat schon stattgefunden.“ Normalerweise können sich die Fichten gegen die Käferattacken mittels Harzbildung als natürliches Regulativ wehren. Fehlt ihnen das Wasser, wird dieser Prozess schwer bis unmöglich. Die großen Regenmengen im Februar können laut Schirmer nicht darüber hinwegtäuschen, dass es seit mindestens zwei Jahren viel zu wenig Niederschläge gibt. „Das ist übers Jahr ungefähr ein Drittel der üblichen Menge.“ Er zitiert einen seiner Revierleiter: „So eine Trockenheit habe ich noch nie erlebt.“

Waldbrandgefahr durch altes, trockenes Laub

Auch die Waldbrandgefahr ist ein Thema, da gerade jetzt im Frühjahr noch viel altes, trockenes Laub am Boden liegt, das leicht entzündbar ist. Klar ist, dass der Wald sukzessive klimaresistent umgebaut und verjüngt werden muss, wobei auch neue, in Südeuropa beheimatete Bäume ausgewählt werden. Schließlich soll der Wald als Erholungsraum erhalten bleiben. Wie sehr wir bei Waldspaziergängen auftanken können, werde ja gerade aktuell in der Corona-Krise deutlich, unterstreicht der Forstbezirksleiter.

Im Lörracher Stadtgebiet leiden besonders Buche und Eiche unter der Trockenheit. So mancher Altbaum in Siedlungsnähe musste aus Sicherheitsgründen bereits gefällt werden, erzählt Schirmer und ist sich sicher, dass sich das Stadtbild in puncto Bäumen in den kommender Jahren verändern wird.

An diesem Wandel wirkt notgedrungen auch der Fachbereich Stadtgrün seit langem mit. „Wir haben im Stadtgebiet rund 10 000 Bäume, die können wir unmöglich alle wässern“, erzählt Franz-Josef Friederichs, Technischer Leiter des Eigenbetriebs Stadtgrün. Besonders die einheimische Hainbuche sei extrem gestresst, bereits vergangenes Jahr musste eine über 100 Jahre alte Buche im Aichelepark gefällt werden. „Das tut weh“, sagt er.

Schritt für Schritt wird daher auch im Stadtgebiet bei den Neupflanzungen auf trockenresistente Baumarten aus Südeuropa gesetzt. Als Beispiele nennt er den ursprünglich nur bis Südtirol vorkommenden Zürgelbaum oder die Purpurerle. Bei den Bodenpflanzungen gibt es eine wesentlich größere Auswahl an einheimischen Kräutern, Stauden und Blühpflanzen, die mit weniger Regen zurecht kommen. Derzeit stecke man mitten in den Pflanzungen. Dabei wird seit langem ein sukzessiver Austausch monotoner Bodendecker hin zu Mischkräutern und Stauden durchgeführt, um das Prinzip „Nah an der Natur“ zu verfolgen, erläutert Friederichs. Die Jungpflanzen müssen zur Zeit alle regelmäßig gewässert werden. Selbst drei Jahre alte Neupflanzungen brauchen diese Unterstützung. „Schließlich ist es schon seit drei Jahren im Schnitt viel zu trocken.“

Rund zehn seiner Mitarbeiter sind bereits seit März am Wässern und dabei mit 1000-Liter-Fässern oder Standrohren bei der Arbeit, damit die Stadt grün bleibt. Eigentlich sollten diese sich zu dieser Jahreszeit eher mit Mäharbeiten beschäftigen.

„Es sind wahrlich keine leichten Zeiten“, konstatiert Wolfgang Schmitt vom gleichnamigen Blumencenter. Extremer Kundenrückgang, da Schweizer und Franzosen coronabedingt fehlen, dazu die extreme Trockenheit, die für viel Arbeit sorgt. „Das Gießen ist ein echter Zeitdieb“, sagt Schmitt. Pflanzen kennen schließlich kein Wochenende, sie müssen mindestens alle zwei Tage gewässert werden. Und obwohl in den Gewächshäusern vieles automatisiert ist, binde die Gießerei viel Arbeitskraft. Hinzu kommt, dass die Gärtnerei die Pflege der Gräber mit den dortigen Pflanzungen auf dem gegenüber liegenden Friedhof übernommen hat. „Hier müssen wir derzeit jeden zweiten Tag wässern, so viel wie noch nie im Frühjahr.“

Zurückhaltender als angesichts der Jahreszeit üblich agierten derzeit viele Hobbygärtner. Mit der Pflanzung vieler Gehölze werde lieber auf Regen gewartet. Insgesamt steige die Nachfrage nach trockenverträglichen und hitzeunempfindlichen Pflanzen, weiß Schmitt. Für Gemüsegärten ist das indes keine Option. „Salat und Tomaten brauchen nun mal Wasser.“

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