Das Stimmenfestival wird 25 Jahre alt – eine gute Gelegenheit für einen Rückblick: In unserer Serie widmen wir jedem Stimmen-Jahrgang eine Seite. Die Folgen erscheinen bis zum Ende des diesjährigen Festivals in regelmäßigen Abständen. Heute schreibt André Marker über das 15-jährige Jubiläum im Jahr 2008.

Von André Marker

Lörrach. Selbstverständlich war Stimmen von Anfang an etwas Besonderes: Weltstars in Lörrach, wen erfüllte das nicht mit Stolz für Stadt und Region. Dass von Anfang an die Sparkasse nicht nur Hauptsponsor, sondern sicher zu einem nicht unerheblichen Teil auch Ermöglicher des Festivals war, rundet diesen Eindruck für den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse natürlich besonders ab.

Für mich steht Stimmen aber vor allem für Qualität. Und diese Qualität liegt nicht nur in den großen Namen, sondern vor allem in den vielen, bei uns oft nur Fans bekannten Künstlern. In ihren Herkunftsländern vielfach große Stars, haben sie mir gezeigt, dass es überall großartige Künstler gibt. Und dass es sich unbedingt lohnt, sich auf sie einzulassen.

Vielfalt der Spielstätten besonders reizvoll

Wenn man sich als Vertreter des Präsentationssponsors auf einem solchen Festival bewegt, ist man gerade auch bei den Marktplatzkonzerten nie privat unterwegs. So sind dann eher die Konzerte außerhalb des Marktplatzes diejenigen, die ich in besonderem Maße genießen kann. Da spielt natürlich auch die Vielfalt der Spielstätten eine große Rolle. Gerade diese macht für mich den speziellen Reiz von Stimmen aus. Besonders im Rosenfelspark schaue ich oft nicht einmal ins Programm, sondern gehe einfach hin und lasse mich – meist sehr positiv – überraschen.

Leider gibt es heute, aus guten Gründen, nicht mehr den einen Tag, an dem das Stimmenprogramm präsentiert wird. Da war es 2008 noch besonders spannend, welche Stars und welche Themenschwerpunkte gesetzt wurden und wie die Stimmenfigur für die Plakate – immer in Blau – aussehen würde. Da gab es ja gelungenere und originellere Versionen. 2008 war das der Ikarus, also auch von der Symbolik her eher eines der ungewöhnlicheren Plakate.

Bei Stimmen hat es immer wieder Neues und Experimente gegeben, manche mit Erfolg, bei anderen blieb es beim Versuch. 2008 war dies zum Beispiel das Stimmband. Ich fand das eine wunderbare Idee, unterschiedliche Spielorte wie Burghof, Stadtkirche, Tüllinger Höhe oder Fondation Beyeler miteinander zu verbinden und sich gegebenenfalls auch zu Fuß die unterschiedlichsten musikalischen Stilrichtungen zu erlaufen. Leider hat das Stimmband bei weitem nicht den Zuspruch bekommen, den es verdient gehabt hätte.

Bedauerlich auch, dass dem Stimmband gewissermaßen die Abende im Rosenfelspark „zum Opfer fielen“. Es gab zwar innerhalb der Reihe zwei Abende mit Gesang und Tanz – unter anderem mit dem hervorragenden Aterballetto, aber die meist fünf Abende im Rosenfelspark bleiben für mich doch der eigentliche Höhepunkt von Stimmen.

Einer der zugegebenermaßen in 2008 vielen Höhepunkte war für mich das Konzert von Rebekka Bakken mit Wolfgang Muthspiel und Dhafer Youssef in St. Fridolin in Stetten. Mittlerweile ein Weltstar, war sie damals auch schon bekannt, aber trotzdem ist das Konzert eines der Beispiele dafür, dass Stimmen immer wieder herausragende Künstler am Anfang ihrer Karriere präsentiert.

Ebenfalls unvergesslich bleibt für mich die Taranta Festa in Augusta Raurica. Nicht nur, weil der Freitagabend einem Gewitter zum Opfer fiel, mit auch erheblichen Schäden für das Festival, sondern weil die Arena wie gemacht ist für ein solches Spektakel und das Festival diese Bühne auch genial bespielte.

Enttäuscht vom Auftritt von Mando Diao

Die Tarantella steckte an, die Choreografie hatte die Szenerie bis auf die antiken Treppen hinter der Bühne erweitert. Mit den Gruppen Lingatere, Cavallaro und zum Schluss mit Eugenio Bennato wurde ein begeisternder Spannungsbogen geschaffen. Abgerundet wurde das Ganze durch italienisch geprägte Gastronomie. Nicht umsonst stand dieser Teil des Festivals unter dem Motto „Viva Italia“.

Auch die Marktplatzkonzerte waren 2008 hochkarätig besetzt. Gestartet wurde mit den Neville Brothers. Sie stehen für R&B, Funk, manchmal auch etwas jazzig, auf jeden Fall eine Musik, die gute Laune verbreitet. Ein tolles Konzert, aber leider nur wenige Zuhörer.

Gespannt war ich auf Mando Diao, als Rock’n Roll-Band und arrogant, aber gut angekündigt, machten sie zumindest dem vorletzten Attribut alle Ehre. Nach gefühlt weniger als einer Stunde verabschiedeten sie sich mit einem Zigarettenschnipser ins Publikum. Das hat mich dann insgesamt doch nicht überzeugt.

Am Freitag dann der für mich überragende und überraschende Höhepunkt 2008. Eigentlich bin ich kein großer Fan der Kategorie Singer/Songwriter, aber ich habe selten bei Stimmen jemanden mit einer solchen Bühnenpräsenz und Eindringlichkeit erlebt wie Leonard Cohen.

Mit Paul Simon kam dann am Samstag ein weiterer Dinosaurier mit einem schönen, aber erwartbaren Programm. Trotzdem ein Highlight.

Richtig etwas los war noch am Sonntag mit Macy Gray und den 17 Hippies. Absolut überzeugender Crossover, aber leider auch zu wenig Zuschauer. Und damit ging dann auch ein wieder schönes und spannendes Festival zu Ende.

Der Autor
André Marker ist seit 2000 im Vorstand der Sparkasse, seit Herbst 2007 Vorstandsvorsitzender und schon von Anfang an Stimmen-Fan. Aber erst seit 2000 ist er Lörracher und seitdem noch viel näher dabei. Er liebt es, wenn es auf dem Marktplatz rockig wird (Neil Young, ZZTop, Lenny Kravitz...), gerne aber auch an den anderen Spielorten.
Marker ist außerdem sehr stolz darauf, dass die Sparkasse von Anfang an als erster und größter Sponsor dabei ist. Ohne die finanzielle Unterstützung (damals Bernd Pauls Vorstandsvorsitzender) hätte Stimmen so nicht starten können, sagt Marker. „Das Festival passt mit seinem schlüssigen Konzept und hohem künstlerischen Anspruch zum Image der Sparkasse und unterstreicht unser besonderes Engagement für die Attraktivität unserer Region.“