Lörrach Urchige Typen erobern das Dorf

Peter Ade

Fasnachtsserie – Teil 14: Heute beginnt z‘ Hauge die Buurefasnacht / Kernige Traditionsfiguren

Die Fasnacht musste aufgrund der Corona-Pandemie ohne Umzüge und große Saalveranstaltungen auskommen. Dafür bietet unsere Zeitung der Lörracher Narrenzunft, der Narrengilde und der Fasnachtsgesellschaft Buurefasnacht in einer Serie eine Bühne. Die 14. Folge behandelt die Buurefasnacht, die in Hauingen als „Gesellschaft“ seit 60 Jahren besteht.

Lörrach-Hauingen. „Normalerweise“ werden hierzulande nirgendwo die eingefleischten Narren in Sachen Fasnachtsdauer so sehr verwöhnt wie im Dreiland zwischen Vogesen, Alpen und Südschwarzwald. Am Aschermittwoch ist in Johann Peter Hebels südbadischer Heimat noch lange nicht alles vorbei.

Der schwäbisch-alemannischen Fasnacht folgen im Wiesental und am Hochrhein die urwüchsige Buurefasnacht und schließlich die Basler Fasnacht mit dem Morgestraich und dem Ruf „Vorwärts marsch!“ in die „drey scheenschte Dääg“.

Fest verwurzelt ist die Buurefasnacht seit altersher im Wiesental unterhalb des Feldbergs. Im Lörracher Ortsteil Hauingen wird besonders zünftig gefeiert. Kaum ist in der Zentralstadt der Aschermittwoch verklungen, da regen sich „z’Hauge“ die urwüchsigen Gestalten der Chruttschlämpe, Flachshexen und Gasseschlicher.

Einzigartige Festmeile

Das „Dorf an der Sonne“, wie es die Einheimischen gerne nennen, gleicht einer Festmeile mit Freiluft-Beizen, Narrendorf und einer Halle, die von Guggenmusiken zum Beben gebracht wird.

Dem deftigen Charme ihrer Buurefasnacht können sich die Dorfbewohner kaum entziehen, und auch schon mancher Zug‘reiste geriet ins Schwärmen: „Sie isch eifach zum Verliebe.“

Absoluter Höhepunkt ist der Fasnachtsumzug am Sonntag, der mit rund 3000 Masken-, Hästrägern und Musikern so groß ist, dass die Teilnehmer früher schon mal im Nachbarort Brombach starten mussten.

Geschichte lässt Fragen

Die Geschichte der Buurefasnacht ist nicht genau überliefert. Als sicher gilt, dass sie sich aus dem christlichen Jahresablauf ableitet. Bis zum Ende des 11. Jahrhunderts zählte man zu den 40 Tagen vor Ostern (Fastenzeit) die Sonntage mit dazu. Als dies unter Papst Urban II geändert wurde, rückte der Beginn der Fastenzeit um vier Tage zurück und somit auch die Fasnacht.

Während sich in der Folge die „Herren“ und „Pfaffen“ (Adelige, Geistliche) an die strenge neue Ordnung hielten, war das einfache Volk (Bauern, Leibeigene) nicht so schnell umzugewöhnen und feierte nach wie vor die „alte“, „rechte“ oder eben die Buurefasnacht.

Freilich sind die Grenzen gehörig ins Trudeln geraten. Gefeiert wird längst gemeinsam.

Dabei sind Cliquen, Musikformationen und Guggen-Gruppen für Außenstehende der einen oder anderen Tradition kaum zuzuordnen.

Mit vereinten Kräften

Gemeinsamkeit ist allerorten angesagt. Und die Eingefleischten nehmen liebend gerne „in Kauf“, dass in der südbadischen Region die Narretei mancherorts eben nicht am Aschermittwoch endet, sondern eine satte Woche länger dauert – dank der Buurefasnacht.

Den Schlussstrich setzt das Scheibenfeuer. Verbreitet war es früher im gesamten schwäbisch-alemannischen Sprachraum.

Nördlichster Schauplatz im Land ist Ersingen bei Pforzheim, der entfernteste bekannte Ort der Kreis Satu Mare im Siedlungsgebiet der Sathmarer Schwaben in Nordrumänien.

Über den historischen Ursprung des Scheibenfeuers gibt es unterschiedliche Theorien und viele Halbwahrheiten. Professor Werner Mezger vom Institut für Volkskunde und Europäische Ethnologie an der Universität Freiburg weist allerhand Mythen zurück. Für ihn bedeutet das Funkenfeuer schlicht das Ende der Fasnacht. In Südbaden eben später – nach der alten Fastenzeitrechnung.

Vielfalt an Cliquen

Zurück nach Hauingen: Zurzeit besteht die Fasnachtsgesellschaft aus acht Untergliederungen (Cliquen). Es sind eigenständige Vereine, aus denen die Zunftmeister gewählt werden. Erster Zunftmeister ist Dirk Bender. Als Zeremonienmeister fungiert Ralf Renckly.

Neben den Störchen und den Bären ist die 1969 gegründete Chruttschlämpe-Clique eine der größten Formationen. Außerdem gibt es die 1979 gegründete Dalbi-Clique und die Güngeled-Geischder-Clique.

Seit 1981 sind die Muggedätscher Waggis dabei. Die Rappe Chlapf Deufel nehmen seit 1986 an der Hauinger Fasnacht teil. 1997 hat sich die Gasseschliicher-Clique dazu entschlossen, in die Buurefasnachtsgesellschaft einzutreten. Seit 2013 sind die Eulenburg-Hexen „zur Probe“ dabei und wären dann die neunte Untergliederung.

Derzeit präsentiert sich die Fasnachtsgesellschaft Buurefasnacht Hauingen als gemeinnütziger Verein mit nahezu etwa 200 aktiven Hästrägern. Zählt man die Kinder und die Passivmitglieder hinzu, so ergibt sich eine Mitgliedsstärke von rund 550 Personen.

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