Geschichte lässt Fragen
Die Geschichte der Buurefasnacht ist nicht genau überliefert. Als sicher gilt, dass sie sich aus dem christlichen Jahresablauf ableitet. Bis zum Ende des 11. Jahrhunderts zählte man zu den 40 Tagen vor Ostern (Fastenzeit) die Sonntage mit dazu. Als dies unter Papst Urban II geändert wurde, rückte der Beginn der Fastenzeit um vier Tage zurück und somit auch die Fasnacht.
Während sich in der Folge die „Herren“ und „Pfaffen“ (Adelige, Geistliche) an die strenge neue Ordnung hielten, war das einfache Volk (Bauern, Leibeigene) nicht so schnell umzugewöhnen und feierte nach wie vor die „alte“, „rechte“ oder eben die Buurefasnacht.
Freilich sind die Grenzen gehörig ins Trudeln geraten. Gefeiert wird längst gemeinsam.
Dabei sind Cliquen, Musikformationen und Guggen-Gruppen für Außenstehende der einen oder anderen Tradition kaum zuzuordnen.
Mit vereinten Kräften
Gemeinsamkeit ist allerorten angesagt. Und die Eingefleischten nehmen liebend gerne „in Kauf“, dass in der südbadischen Region die Narretei mancherorts eben nicht am Aschermittwoch endet, sondern eine satte Woche länger dauert – dank der Buurefasnacht.
Den Schlussstrich setzt das Scheibenfeuer. Verbreitet war es früher im gesamten schwäbisch-alemannischen Sprachraum.
Nördlichster Schauplatz im Land ist Ersingen bei Pforzheim, der entfernteste bekannte Ort der Kreis Satu Mare im Siedlungsgebiet der Sathmarer Schwaben in Nordrumänien.
Über den historischen Ursprung des Scheibenfeuers gibt es unterschiedliche Theorien und viele Halbwahrheiten. Professor Werner Mezger vom Institut für Volkskunde und Europäische Ethnologie an der Universität Freiburg weist allerhand Mythen zurück. Für ihn bedeutet das Funkenfeuer schlicht das Ende der Fasnacht. In Südbaden eben später – nach der alten Fastenzeitrechnung.
Vielfalt an Cliquen
Zurück nach Hauingen: Zurzeit besteht die Fasnachtsgesellschaft aus acht Untergliederungen (Cliquen). Es sind eigenständige Vereine, aus denen die Zunftmeister gewählt werden. Erster Zunftmeister ist Dirk Bender. Als Zeremonienmeister fungiert Ralf Renckly.
Neben den Störchen und den Bären ist die 1969 gegründete Chruttschlämpe-Clique eine der größten Formationen. Außerdem gibt es die 1979 gegründete Dalbi-Clique und die Güngeled-Geischder-Clique.
Seit 1981 sind die Muggedätscher Waggis dabei. Die Rappe Chlapf Deufel nehmen seit 1986 an der Hauinger Fasnacht teil. 1997 hat sich die Gasseschliicher-Clique dazu entschlossen, in die Buurefasnachtsgesellschaft einzutreten. Seit 2013 sind die Eulenburg-Hexen „zur Probe“ dabei und wären dann die neunte Untergliederung.
Derzeit präsentiert sich die Fasnachtsgesellschaft Buurefasnacht Hauingen als gemeinnütziger Verein mit nahezu etwa 200 aktiven Hästrägern. Zählt man die Kinder und die Passivmitglieder hinzu, so ergibt sich eine Mitgliedsstärke von rund 550 Personen.