Lörrach Viel Lack ist ab

Die Oberbadische
Foto: Martin Hienerwadel       Foto: Die Oberbadische

Wirtschaft I: Standortkommission entwickelt erste Ideen für die Weiterentwicklung Lörrachs als Einkaufsstadt / Wunsch nach pulsierendem Leben groß / Corona-Pandemie offenbart Defizite

In der professionell organisierten Online-Sitzung der Standortkommission am Donnerstagabend wurden erste Ideen präsentiert für die Weiterentwicklung Lörrachs als Einkaufsstadt. Denn: Ein „Weiter so“ kann es nach der Corona-Krise nicht geben. Darin waren sich die Teilnehmer einig.

Von Guido Neidinger

Lörrach. „Was hat die Corona-Krise aus unserer Einkaufsstadt gemacht?“ Diese Frage stellte Oberbürgermeister Jörg Lutz zu Beginn der Diskussion. Ganz zum Schluss versuchte Lena Häsler, bei der Industrie- und Handelskammer Ansprechpartnerin für die heimische Handels- und Dienstleistungsbranche, eine Antwort darauf zu geben. Laut Häsler sind zumindest die Januar-Zahlen noch nicht alarmierend. Die Zahl der Ab- und Anmeldungen von Einzelhändlern habe sich noch nicht zum Negativen hin verändert. Die IHK-Expertin führt das darauf zurück, dass viele Einzelhändler in unserer Region „ein gutes Polster gehabt“ hätten.

Die Betonung liegt auf „gehabt“. Denn: Inzwischen „geht es dem Handel schlecht“, betonte Donato Acocella, seit vielen Jahren Berater der Stadt Lörrach in Sachen Einzelhandel und Standortentwicklung. Acocella plädierte für eine Investitionsoffensive und sagte: „Wir können es uns nicht mehr leisten, nicht in den öffentlichen Raum zu investieren.“ Gerade die Corona-Krise mit ihrer oft geisterhaften Atmosphäre in der Innenstadt habe Defizite deutlich aufgezeigt.

Angesichts immer heißerer Sommer müssten Konzepte entwickelt werden, wie das Wohlgefühl der Kunden und Besucher in der Innenstadt verbessert werden könne. Die Stadt müsse sich in Zukunft „über Qualitäten definieren“. Nur so könne es gelingen, den noch vielen kleineren Läden eine Zukunftsperspektive zu bieten.

Die Präsentation von Wirtschaftförderin Marion Ziegler-Jung zielt exakt in diese Richtung. Fotos machten die Mängel beispielhaft deutlich: eine vielfach notdürftig reparierte Pflasterung oder eine völlig verwitterte Ruhebank. Ziegler-Jung wünschte sich einen „Innenstadt-Hausmeister“, der sich um solche Mängel kümmere und sie behebe. „Es muss uns gelingen, die Kunden zu überraschen, zu binden und ihnen etwas zu bieten“ betonte sie und zeigte auf, dass andere Städte sich schon jetzt auf den Weg gemacht hätten. So sorgen bunte Regenschirme in Bamberg für lebendige Farbtupfer im Zentrum, und Ingolstadt werbe mit mit dem Slogan „Sommer.stadt.Kultur – StadtUrlaub“.

Auf den Weg gemacht haben sich allerdings auch bereits viele Lörracher Einzelhändler. Angesichts eines Umsatzrückgangs von 58 Prozent im stationären Geschäft während der nun einjährigen Corona-Krise mit sechsmonatiger Geschäftsschließung ist deren Zahl mit Online-Angeboten und pfiffigen Ideen, um den Kontakt zu ihren Kunden zu halten, deutlich gestiegen.

Dennoch sei die Sehnsucht „nach pulsierendem Leben in der Innenstadt groß“. Zu hohe Erwartungen nach kurzfristigen Öffnungen dämpfte Jörg Lutz mit den Worten: „Dass wir bis Ostern eine stabile Inzidenz unter 50 haben, das können wir knicken.“

Kritisch äußerte sich Matthias Koesler. Der Möbelhändler mit Geschäft im Gewerbegebiet Blasiring, bemängelte, dass der Fokus beim Einzelhandel nur auf die Innenstadt gerichtet sei. „Das stört mich“, so Koesler. Auch Händler außerhalb der Innenstadt müssten sich zum Beispiel am Frühlings- oder Herbstfest beteiligen dürfen. Für Lutz ist das „ein richtiger Hinweis“.

Jörg Müller bemängelte die zunehmend schlechte Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Auto. „Die Menschen müssen schnell und bequem irgendwo hinkommen.“ Fritz Böhler beschwor einen unausweichlichen Strukturwandel für die Einkaufsstadt Lörrach. Da die junge Generation schon heute nicht beim lokalen Handel einkaufe, müsse die Innenstadt „etwas bieten, was das Internet nicht bieten kann“ .

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