Lörrach Vielfältige Förderung der Schöpflin Stiftung trägt Früchte

Marco Fraune
Setzen auf die Möglichkeiten zur Teilhabe und die Demokratieförderung (v.l.): Geschäftsführender Vorstand Tim Göbel, Fabric-Teamleiterin Maren Spencer und Vorstandsvorsitzender Hans Schöpflin. Foto: Marco Fraune

Die Schöpflin Stiftung verzeichnet auf ihren sechs Aktivitätsfeldern Fortschritte. Die Grundschule erreicht einen „Meilenstein“, gebaut wird mit dem Prozess „Fabric“ und über allem soll die Demokratie gefördert werden.

Insgesamt 83 Grundschüler sind für das kommende Schuljahr in der Schöpflin Schule angemeldet – mittelfristig sollen es rund 100 werden, wie der Geschäftsführende Vorstand Tim Göbel am Mittwoch bei einem Mediengespräch erläuterte. Damit wird es in der vor drei Jahren aus der Taufe gehobenen Privatschule erstmals alle vier Jahrgangsstufen geben – beschult und betreut von insgesamt 20 „Lernbegleitern“, wie die Lehrkräfte bezeichnet werden. Weil nun die ersten Schulabgänge anstehen, ist die Stiftung bereits gespannt, auf welche weiterführenden Schulen es für ihre Schüler geht.

Die Grundschule

Denn in der Schöpflin Schule werden stark die individuellen Fähigkeiten in den Blick genommen und echte Beteiligung angestrebt. Demokratie sowie der künstlerisch-kulturelle Schwerpunkt stehen im Mittelpunkt. Die bisherigen Rückmeldungen seien hierzu bereits positiv ausgefallen: 5,3 von sechs Punkten gab es von Seiten der Schüler, dass sie gerne die Schöpflin Schule besuchen; die Frage zum Ort, an dem sie ihre Kinder richtig aufgehoben sehen, erhielt von den Eltern 5,4 von sechs möglichen Punkten. Bei den Lehrkräften spüre die Stiftung zwar auch den Fachkräftemangel, so Göbel, doch konnten alle Stellen besetzt werden – was aber eine „echte Herausforderung“ gewesen sei. Die Grenznähe mache es nicht einfacher.

Stiftungsvorsitzender Hans Schöpflin unterstreicht: „Wir sind keine elitäre Schule.“ Vielmehr bemisst sich das Schulgeld nach Einkommen, Alleinerziehende zahlen teils nichts. Bisher hat die Stiftung schon über eine Million Euro in die Schule gesteckt, ab September fließen erstmals öffentliche Mittel wie für andere Privatschulen auch.

Fabric: Erster Bauabschnitt

Nach jahrelangem Beteiligungs- und Planungsprozess gibt es jetzt einen konkreten Zeitplan für die Bebauung des Geländes in Brombach. Wie ausführlich berichtet, sollen Haus und Park im Sommer 2027 an der Franz-Ehret-Straße fertiggestellt sein und in Betrieb gehen. Alles sei dabei aus der Bevölkerung entwickelt worden, erinnert Schöpflin. Die 1600 Ideen wurden anschließend zu einem konkreten Konzept verdichtet. Räume für Schulen, Vereine und Hausärzte sowie ein großer Park entstehen. Durch den Plan gibt es laut Schöpflin eine Verlässlichkeit und Orientierung.

Der Werkraum

Als Kultur- und Debattenraum der Schöpflin Stiftung fungiert der Werkraum Schöpflin. Die jüngste Reihe zum Thema Protest sei „insgesamt sehr erfolgreich“ verlaufen, bilanziert der Stiftungsvorsitzende. „Die Frage des Protests ist sehr virulent in der Gesellschaft.“

Dort hatte Anfang des Jahres auch schon die Aktion „Abschirmen gegen rechts!“ stattgefunden, wo hunderte Menschen für Demokratie Flagge gezeigt haben. Anlass waren die Enthüllungen von „Correctiv“ zu Vertreibungs-Geheimplänen.

Die Schöpflin-Stiftung hört zu, was die Menschen für Angebote in Lörrach wünschen. Foto: Marco Fraune

Schon seit 2014 fördert die Schöpflin Stiftung Correctiv. Schöpflin: „Das ist für uns ein Leuchtturmprojekt.“ In diesem Falle habe die Stiftung dieses Thema lokal übersetzen können. Außerdem entwickelte sich daraus das Lörrach Bündnis „5 vor 12 – für Demokratie gegen Rechtsextremismus“, sieht Maren Spencer, Teamleitung Fabric, die Nachhaltigkeit solcher Unterstützung vor Ort. Schöpflin: „Diese Förderung gehört zu unserer DNA.“ Wichtig sei, dabei zu sein und zu bleiben und andere mit ins Boot zu bringen.“

Werkraum-Vielfalt

Auf dem Flyer „Komm zu Fabric!“ zeigt sich die Vielfalt der Fabric-Mitmach-Angebote. Insgesamt 27 Workshops gibt es dieses Jahr, 2000 Kinder sind in Ferien-Workshops und im Leseclub. Auch hier soll das verfügbare Einkommen nicht über eine Teilnahme und damit Teilhabe entscheiden, unterstreicht Spencer. Hinzu kommen zwei „Stimmen“-Konzerte auf dem Fabric-Areal.

Alles, was hier an Aktionen stattfinde, komme aus der Bevölkerung. Dazu gehört laut Spencer auch die Jam-Session, die dienstags ab 18 Uhr für Anfänger oder Profimusiker mit oder ohne Instrument stattfinde. An den Pizzaofen geht es Montagmittags, was von den Bundesfreiwilligendienstleistenden realisiert wird. Ab 15 Uhr gibt es aber auch einen Offenen Treff für Alleinerziehende – weil hier ein Bedarf bestehe. Spencer setzt hier auf eine Vernetzung in der Stadt. „Wir wollen nicht andere Angebote torpedieren, sondern ergänzen“, betont sie den niederschwelligen Rahmen.

Digitale Sucht

In der Villa Schöpflin wurde zuletzt das Thema Teil-Legalisierung von Cannabis diskutiert. Grundsätzlich wird hier die Entkriminalisierung des Konsums begrüßt, doch statt 18 Jahren hätte dies ab 21 Jahren der Fall sein sollen, so die Ansicht der Lörracher Experten. Hintergrund sind laut Göbel die stärkeren gesundheitlichen Folgen für die Unter-21-Jährigen.

Die Fläche an der Franz-Ehret-Straße bietet vielfältige Möglichkeiten. Foto: Marco Fraune

Ein neues Präventionsprogramm ist im Bereich des digitalen Suchtverhaltens in Arbeit. Es wird eine App entwickelt, mit der Schüler in Zusammenarbeit mit Eltern und Lehrkräften eine eigene Richtschnur für den digitalen Konsum erarbeiten – und Alternativen entwickeln. „Befrei dich von deinen digitalen Fesseln“, heißt es. Mit 700 Schülern an fünf Standorten in der Republik läuft aktuell die Machbarkeitsstudie. Anfang nächsten Jahres soll es in die breite Anwendung gehen – nach dreieinhalbjähriger Erarbeitungsphase. „Wir haben die Nase im Wind“, sieht Schöpflin nur ganz wenig ähnliche Angebote. Göbel spricht von einem „großen Projekt“.

Überregional aktiv

Über die Förderstiftung will Schöpflin nach einem neuen Ansatz noch zivilgesellschaftliches Engagement in Ostdeutschland unterstützen.

Eine Plattform für neuere journalistische Anbieter stellt in Berlin-Neukölln „Publix“ dar. 320 Arbeitsplätze von Freien bis zu ganzen Redaktionen wie Correctiv gibt es hier. Eröffnung ist am 13. September. Auch hier geht es wie bei allen anderen Aktivitätsfeldern darum, die Demokratie zu stärken.

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