Lörrach Voller Andacht und Innigkeit

Willi Vogl
Das Oberrheinische Sinfonieorchester mit Mathis Bereuter und Dirigent Stephan Malluschke (vorne v. l.) bestach mit der musikalischen Poetik Franz Schuberts. Foto: Willi Vogl Foto: Willi Vogl

Konzert: Oberrheinisches Sinfonieorchester gedenkt Vogt / Bereuter mit Schuberts Wanderer-Fantasie

Lörrach - Das Konzert des Oberrheinischen Sinfonieorchesters am Sonntag im ausverkauften Burghof stand ganz im Zeichen von Franz Schubert. Er war der Lieblingskomponist des Orchestergründers Renatus Vogt, der den Klangkörper von 1954 bis 2008 leitete und darüber hinaus in seinen Funktionen als Musikschulleiter und Leiter der Stadtmusik die musikalische Kultur Lörrachs entscheidend mitgeprägt hat.

Auf dem Programm standen Franz Schuberts Ouvertüre zum Zauberspiel „Die Zauberharfe“, seine Wanderer-Fantasie für Orchester op. 15 C-Dur in einer Instrumentation von Franz Liszt, Teile der Bühnenmusik zum Schauspiel „Rosamunde“ und die Sinfonie Nr. 7 h-Moll, die „Unvollendete“.

Schubert, dessen Musik als Inbegriff musikalischer Romantik gilt, scheiterte mit seinen Bühnenmusiken, die weitgehend musikdramatische Verdichtungen vermissen lassen. Die Kehrseite fehlender Theaterwirksamkeit sind die nach den Worten von Robert Schumanns „himmlischen Längen“, für die Schubert von Musikliebhabern auch heute noch innig geliebt wird.

Poetische Stimmungen in ihrer reinsten Form

Vom ersten Ton der Ouvertüre zum Zauberspiel „Die Zauberharfe“ an war klar, dass es dem Orchester um poetische Stimmungen in ihrer reinsten Form ging. Den energischen Anfangsakkorden folgten ein elegischer erster Teil und eine heitere Themenfolge.

Franz Liszt, berüchtigt für seine transzendenten wie plakativen Klavierparaphrasen, war von Schuberts Wanderer-Fantasie so begeistert, dass er sie in seiner eigenen Orchesterbearbeitung selber häufig spielte. Der Klavierpart der einsätzigen und motivisch raffiniert verknüpften Schubert‘schen Vorlage strotzt vor schwarzen kleingliedrigen schnellen Noten und so musste Liszt kaum etwas hinzufügen.

Scheinbar unbeeindruckt von den technischen Anforderungen zeichnete der Solist Mathis Bereuter die klassischen Konturen dieses Werks nach, die nicht selten im Getümmel virtuoser Eitelkeit verloren gehen. So entstanden starke Kontraste zwischen beseelten lyrischen Momenten, impulsiven und markanten Linien im Bassbereich, kapriziös punktierten Rhythmen im Diskant und brillant perlenden Umspielungen der von Liszt ins Orchester exzerpierten Motive. Passend zum Konzertthema verzauberte Bereuter als rein pianistische Zugabe mit einer verinnerlichten Improvisation im nachempfundenen Tonfall Schuberts.

Variationen zum Thema „Marsch“ waren in den Bühnenmusiken zum Schauspiel „Rosamunde“ zu hören. So fesselten etwa im Andante eine quasi im „Zeitlupentempo“ inszenierte Kantilene der Holzbläser über eindringlich pochenden Bässen oder ein wuchtig paukengrollender Schluss im Allegro molto moderato.

Fern aller kontrapunktischen Verdichtungen wirkt Schuberts Musik durch ihre Harmonik und ihre Klangvarianz. Deutlich artikulierende und gut intonierende Violoncelli und Kontrabässe bereiteten in seiner Sinfonie Nr. 7 h-Moll den Teppich für die duftigen Klangschwaden der hohen Streicher. Biedermeierlich anmutende Melodienseligkeit über markanten Synkopen stand im Wechsel mit eindringlicher Akkordgestik.

Abrupte Abbrüche im Allegro moderato

Abrupte Abbrüche im Allegro moderato entzogen der vermeintlichen Klangidylle immer wieder den Boden. Das Andante con moto bestach durch getragene und klangschöne Holzbläsermelodik, die vor allem durch den hervorragend besetzten Flöten-, Oboen- und Klarinettenpart getragen wurde.

Dirigent Stephan Malluschke verstand es mit akribischer und gleichwohl leidenschaftlicher Zeichengebung die unterschiedlichen Stimmungen Schubert’scher Musik eindringlich werden zu lassen. „Stellen Sie sich vor, Renatus Vogt stünde nun hier am Dirigentenpult“, kündigte er als Zugabe die Zwischenaktmusik Nr. 3 zu Rosamunde an und brachte damit seinen persönlichen Dank und Respekt seinem Vorgänger gegenüber zum Ausdruck. Das Konzert schloss voller Andacht und Innigkeit.

Über die Ehrung für Verena Honigberger durch Stephan Malluschke und die zweite Vorsitzende Gaby Staufenbiel berichten wir noch.

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