Bereits seit einer Stunde trägt Julian Sprunghost die 13 Kilo schwere, sperrige  Ronin-Kamera am Körper. Jetzt, nach dem dritten Lied der Beginner, geht es mitten rein ins Publikum. Die pure Anstrengung: Kamera hochhalten und währenddessen möglichst viele gute Bilder einfangen – das bedeutet: zitternde Arme, schwitzen, Nerven behalten.

Von Lara Hackmann

Lörrach. Zum 25-jährigen Jubiläum im kommenden Jahr wird ein Imagefilm über das Stimmen-Festival gedreht. „Das ist ein ganz besonderes Projekt. Wir wollen coole Bewegtbilder zeigen, die das Festival widerspiegeln“, erzählte Stimmen-Pressesprecher Jan Obri. Gedreht wurde unter anderem am Sonntag, beim letzten Marktplatz-Konzert des  Festivals mit Beginner und Robert Wolf alias „Robeat“.

Das Freiburger Filmteam „Dugly Habits“, das für die Aufnahmen während des dreieinhalbwöchige Festivals zuständig ist, kämpfte sich durch die Massen, und hatte es   gar nicht so leicht, die gewaltige Stimmung in besonderen Bildern einzufangen.

Bevor das Konzert jedoch startete, und damit auch die Filmaufnahmen, mussten   einige organisatorische Fragen geklärt werden – gewisse Filmberechtigungen können nämlich erst an Ort und Stelle mit den Managern der Künstler abgesprochen werden. Zudem muss sich auch das Filmteam an die vorgegebenen Zeitfenster für die Berichterstattung im Bühnengraben  halten.

Für das Projekt wurde offensichtlich  der richtige Tag zum Filmen ausgesucht – die Künstler sind  entspannt und offen. „Besser hätte es von  Künstlerseite nicht laufen können“, lobte Obri. Die Show des Mundakrobaten Robert Wolf, alias „Robeat“, kann besonders ausgiebig mit der Kamera begleitet werden – auch auf der Bühne. Im Zentrum des Drehs stehen jedoch die Beginner. Konzertbeginn: Die Anspannung steigt. Felix Zencker, Yann Berrai, Julian Sprunghost und Eva Umiger von „Dugly Habits“ müssen nun besonders schnell reagieren, um die besten Emotionen des zum Teil vor Begeisterung ausflippenden Publikums einzufangen.

Zunächst wird aus dem Graben gefilmt. Zencker durchsucht die ersten Fanreihen und reagiert blitzschnell: Ein Kind wippt auf den Schultern des Vaters zum Beat mit –  Zencker geht in die Knie, seine Kamera schwenkt rhythmisch und  ist auf den kleinen Jungen gerichtet. Dann: Großer Applaus,  Zencker sprintet zu den Fans auf der anderen Bühnenseite.

Nach den ersten drei Liedern müssen Fotografen und Filmteam aus dem Bühnen-graben. Eva  Umiger gibt die Anweisung, sich aufzuteilen – Sprunghost und Berrai kämpfen sich mit dem stabilisierenden   Kamerasystem durch die dicht gedrängt stehenden und hüpfenden Fans. Dafür schnallt Sprunghost die  Kamera von seinem Körper ab, hält sie hoch über seinem Kopf und geht mitten durch das Gedränge.

Der Schweiß läuft. Sprunghost trägt das Filmmonstrum nun schon seit über einer Stunde.  Konzentriert sucht er die Reihen nach weiteren lohnenswerten Motiven ab. Beim „Drei König“  müssen die  Beiden dann aber erstmal eine Pause einlegen, nachdem eine Gruppe Jugendlicher wild vor der Linse hin und her gesprungen ist.

„Nicht erschrecken, ich tupfe Sie nur mal kurz ab“, sagt eine lachende Zuschauerin, und wischt großzügig mit ihrem Taschentuch über die Stirn der Jungs, die sich gerade über die bisherigen Aufnahmen freuen. Die Pause wird genutzt, um das Objektiv auszutauschen – mit vor Anstrengung zitternden Händen bringt Sprunghost das neue Objektiv an.

Doch viel Zeit zum Ausruhen bleibt nicht. Es ist 21.50 Uhr – nur noch 40 Minuten zum Filmen. Fast zeitgleich begeben sich Umiger und Zencker mit Festivalfotograf Juri Junkov auf das Glasdach beim Durchgang zum Marktplatz – waghalsig und nicht ganz ungefährlich.

Standortwechsel: Berrai und Sprunghost sammeln Aufnahmen von den feierwütigen Restaurantbesuchern auf dem Balkon des „Drei König“. Im Fenster stehen zwei Kinder mit einem Plakat in der Hand – ein gutes Bild, der Kameramann reagiert sofort.

Dann muss alles ganz schnell gehen.  Zugabe: Berrai und Sprunghost laufen nach unten, rennen aus dem Eingang raus, um schnell auf die andere Seite zu kommen – für eine weitere Perspektive...

Das Konzert von Beginner ist nur eines von mehreren Spots für den Imagefilm. Gedreht wurde unter anderem bei der Eröffnung und  auch in den kommenden Tagen im Rosenfelspark wird das Team von „Dugly Habits“ noch einmal die Stimmung einfangen. Was am Ende im Film landet, bleibt noch ein Geheimnis. Ebenso wie die Veröffentlichung. Da bleibt nur: Warten auf „Stimmen 2018“.