Literatur: In Corona-Zeiten wächst das Interesse an der Region und Aktivitäten in den eigenen vier Wänden
Lörrach - Die Corona-Pandemie prägt auch das Einkaufsverhalten der Kunden im Buchhandel. Mit den Einschränkungen wuchs das Interesse an Literatur über die Region und Aktivitäten in den eigenen vier Wänden, sagt Monika Franz-Gehlert, Leiterin der Lörracher Osiander-Filiale.
Natürlich seien auch Buchläden von den Auswirkungen der Pandemie betroffen: Der Lockdown des Frühjahrs könne wirtschaftlich nicht mehr aufgeholt werden, und auch in diesen Wochen bleibe sowohl die Kundenfrequenz als auch die Verweildauer der Bücherfreunde hinter einem coronafreien Monat zurück.
Übrigens auch deshalb, weil das Café mit kleiner Dachterrasse im Obergeschoss der Filiale seit Wochen geschlossen ist. Gleichwohl gehöre das Buch gegenwärtig zu den wenigen Kulturangeboten, auf die Bürger jederzeit zugreifen können, sagt Franz-Gehlert. Will sagen: Es findet weiterhin großen Anklang – klassisch und digital, wobei die Zahl der Online-Bestellungen gewachsen ist.
Gute Romane finden freilich immer ihre Leser, aber in der Gesamtschau hat sich das Interesse in diesem Jahr etwas verlagert: Im Segment der Sachbücher würden erwartungsgemäß viele „Corona-Titel“ nachgefragt, sagt Franz-Gehlert, aber auch das umfangreiche Angebot rund um Hobby-Themen stoße auf wachsendes Interesse. Mit den Corona-bedingten Reglementierungen habe sich offenbar auch das Freizeitverhalten verändert, so dass insbesondere häusliche Aktivitäten – von Stricken und Häkeln über Kochen und Sprachkurse bis hin zu Gesellschaftsspielen – angesagt seien: „Die Menschen machen sich’s schön daheim.“
Bemerkenswert auch das außergewöhnlich große Interesse an regionalen Wander-Führern, wobei die Filialleiterin die weitere Umgebung im trinationalen Raum in ihre Betrachtung mit einbezieht. „Die Wandersaison war in diesem Jahr mit dem Oktober längst nicht beendet, die Nachfrage hielt weit darüber hinaus an “, sagt sie. Dagegen stehe die in der Regel ebenfalls stark nachgefragte Lektüre über Fernreisen derzeit deutlich länger in den Regalen der Buchhandlung. Im für Osiander ebenfalls wichtigen „Non-Book- Bereich“ sei zwar ebenfalls zurückhaltendes Kaufinteresse zu verspüren, gleichwohl seien die Zahlen durchaus „ok“, sagt Franz-Gehlert.
Osiander werde womöglich versuchen, das Weihnachtsgeschäft ein wenig „nach vorne zu ziehen“. Eine Verschärfung der Corona-Verordnung würde alle Händler hart treffen, betont sie. Nicht zuletzt auch darum, weil dann die Kundenfrequenz in der Stadt insgesamt weiter zurückgehen würde – und damit die Umsätze in den Läden.
15 Beschäftigte zählt die Osiander-Filiale am Alten Markt. Derzeit planen sie auch für die Monate Januar und Februar mit vergleichsweise schwächeren Umsätzen. „Danach“, so Franz- Gehlert, „muss man einfach mal schauen.“ Bis dahin wird sie ihre aktuelle Lektüre gewiss gelesen haben: Mit Begeisterung nehme sie derzeit eine Autobiografie zur Hand: „Ein amerikanischer Traum. Die Geschichte meiner Familie“ von Barack Obama.
