Lörrach Vom Mischverband zum Kommunalverband

Beatrice Ehrlich
Die Klärschlammtrocknungsanlage im Bändlegrund Foto: zVg

Abwasser: Mit Textilveredelung an der Wiese hat letztes gewerbliches Mitglied den Wieseverband verlassen

Lörrach - Die Zeichen der Zeit machen sich auch bei der Abwasserentsorgung bemerkbar. So setzte sich der Wieseverband, zuständig für das Reinigen und Sammeln von Abwasser in der Kläranlage im Weiler Bändlegrund, bisher in einer deutschlandweit einzigartigen Konstruktion aus kommunalen und industriellen Mitgliedern zusammen.

Dieser Lörracher und Weiler Sonderweg hat bei der Verbandsversammlung am Dienstag nun sein Ende gefunden. Mit dem Ausscheiden der Firma Textilveredelung an der Wiese als letztem Industriebetrieb zum 31. Dezember werde der bisherige Mischverband zu einem „normalen“ Kommunalverband, erklärte der im Amt bestätigte Verbandsvorsitzende, Lörrachs Oberbürgermeister Jörg Lutz. Schon nach dem Ausscheiden der Unternehmen KBC und Lauffenmühle im vergangenen Jahr hatte sich diese Entwicklung angedeutet. Die entsprechende Satzungsänderung wurde von den Mitgliedern der Versammlung einstimmig gebilligt.

Über die Abrechnung des Jahres 2020 bestünden keine gegenseitigen Verpflichtungen mehr zwischen dem Zweckverband und dem Lörracher Unternehmen, das seinen Betrieb im Frühjahr dieses Jahres eingestellt hat, teilte der Kämmerer Peter Kleinmagd mit. Der von ihm vorgestellte Wirtschaftsplan 2021 hat ein Gesamtvolumen von rund acht Millionen Euro. Darin enthalten sind allein 983 700 Euro für Investitionen in die Kläranlage.

Durch den Rückgang der eingeleiteten Abwässer werde sich der Betrieb der Kläranlage ändern, die Verfahrensstufen blieben aber gleich, machte Geschäftsführer Steffen Mehlhorn auf eine Nachfrage aus dem Plenum hin deutlich. Neu in der Satzung ist die Stimmenzahl der Verbandsmitglieder, die künftig im Verhältnis 64 zu 36 für Lörrach und Weil am Rhein festgelegt wurde. Bei künftigen Entscheidungen ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig.

Änderungen ergeben sich durch das Ausscheiden der Textilveredelung an der Wiese auch bei der Finanzkostenumlage für die Kläranlage. Die für die Nutzergemeinden ermittelten Durchschnittswerte aus den Betriebsdaten von 2009 bis 2018 wurden angepasst und betragen künftig für Efringen-Kirchen gleichbleibend 8,66 Prozent, für den Abwasserverband Unteres Kandertal 10,53 Prozent (bisher 9,86) und für den Wieseverband 80,81 Prozent (bisher 75,69), von denen wiederum rund 35 Prozent auf die Gemeinde Weil am Rhein und rund 64 Prozent auf Lörrach entfallen. Die Betriebs- und Finanzkosten des Verbandssammlers werden künftig unter den beiden Mitgliedsgemeinden Lörrach und Weil im Verhältnis 65 zu 35 aufgeteilt.

Auf wenig Begeisterung im Gremium stieß das Ergebnis der Neuausschreibung der Klärschlammentsorgung. Nur ein einziges Unternehmen hat ein Angebot vorgelegt. Demnach schlägt die Entsorgung des Klärschlamms mit einem erheblich höheren Preis zu Buche als bisher. „Die Marktpreise sind deutlich gestiegen“, gab Mehlhorn zu bedenken, zeigte sich jedoch zufrieden damit, dass die Entsorgung für die kommenden vier Jahre gesichert sei und die solare Trocknung weiter betrieben werden könne.

Im Hinblick auf die ab 2029 vorgeschriebene Phosphorrückgewinnung gälte es in den kommenden Jahren, verschiedene Optionen zur künftigen Klärschlammverwertung ins Auge zu fassen.

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