Lörrach Vom Rotkäppchen zur Protektorin

Die Oberbadische

Narrengilde: Margarete Kurfeß bei Neujahrsempfang inthronisiert / Roßkopf kritisiert Papierflut

„Die letzte Rauhnacht ist vorbei. Das Hochamt zu Epiphanias ist gelesen. Endlich beginnt die Zeit unserer Fasnacht.“ Solchermaßen im Hochgefühl närrischer Glückseligkeit, eröffnete Jörg Roßkopf an Dreikönig den Neujahrsempfang der Narrengilde im Stettener Gemeindehaus St. Fridolin mit rund 150 Gästen.

Von Peter Ade

Lörrach. Im Mittelpunkt stand – wie immer bei diesem Anlass – der Wechsel im Protektorat. Pfarrer Thorsten Becker verabschiedete sich mit herzlichen Worten. „Ich habe jeden Tag genossen“, schwärmte er bei der Rückgabe der Insignien an die Gilde.

Den Narren machte der scheidende Protektor ein großes Kompliment für freundschaftliches und kooperatives Miteinander. Er habe die Lörracher Fasnacht während seiner „Amtszeit“ schätzen gelernt und werde ihr auch in Zukunft treu bleiben, sagte er sinngemäß.

Wachablösung perfekt

Nahtlos die Wachablösung: Die neue Protektorin – die grüne Stadt- und Kreisrätin Margarete Kurfeß – hielt eine (fast) politische Rede. Sie forderte dazu auf, in allen Lebensbereichen Toleranz zu üben und sich Fremden gegenüber nicht abzuschotten.

„Es nützt uns nix, wenn wir alles, was wir haben, für uns alleine behalten wollen, dann werden wir am Ende auch alleine sein.“ Den Lörrachern machte sie das Kompliment: „Über Euer Verhalten in der Vergangenheit gegenüber den Asylbewerbern könnt Ihr stolz sein!“

Sie ermutigte die Hästräger: „Tragen Sie Ihre Tracht mit ihrer festen eigenen Haltung. Seien Sie stolz darauf, ein Teil dieser ganz besonderen Zeit zu sein. Und teilen Sie die Freude an der Fasnacht, dem lustigen Treiben mit anderen.“

Humorvoll erinnerte die Protektorin an ihre Kindheit im schwäbischen Allgäu. Eine Prinzessin zu sein, sei ihr großer Fasnachtswunsch gewesen. Doch die praktisch veranlagte Mutter habe klar gesagt: „Mir bleibat au in de Fassnacht mit beide Füß auf dem Boda – Du wirst a Rotkäppchen!“

„Tatsächlich Oase?“

Roßkopf hegte in seiner Neujahrsrede im Zusammenhang mit möglichen terroristischen Gefahren „gewisse Zweifel“, ob Lörrach „tatsächlich jene Oase in einer unruhigen Welt ist, für die sie von wichtigen Entscheidungsträgern offenbar gehalten wird“.

Er, Roßkopf, sei jedenfalls überrascht gewesen, als seitens der Stadt mitgeteilt wurde, dass es aus Behördensicht keine erhöhten Gefahren gebe und auch keine „robusten Maßnahmen“ erforderlich seien. Leicht ironisch warnte der Narrenchef vor Blauäugigkeit: „Ist es nicht schön zu vernehmen, dass wir uns wenigstens hier in Lörrach sicher fühlen können?“

Auf GEMA wütend

Kritisch setzte sich Roßkopf mit der Papierflut im Vorfeld von Veranstaltungen auseinander. Die GEMA prangerte er an: „Reichte vor zwei Jahren noch ein einseitiger Rahmenvertrag, müssen wir nun fast 200 Seiten Papier ausfüllen und abgeben, damit die Fasnacht stattfinden kann.“

Als „grundsätzlich tolle Idee“ wertet Roßkopf die neue Lisa-Rees-Medaille der Stadt für herausragendes ehrenamtliches Engagement. „Noch besser fände ich es allerdings, wenn man den ehrenamtlich Tätigen die Arbeit erleichtern und diese damit viel direkter und effizienter unterstützen und anerkennen würde.“

Appell zur Einheit

Zum Abschluss appellierte der Obergildenmeister an seine Narrenfreunde, es sei wichtig, „mit einer Stimme“ zu sprechen. Kompromisse müssten für alle gelten und von allen mitgetragen werden. Die „romantische Idee, man könne sich aus der Gemeinschaft verabschieden und sein eigenes Ding drehen – diese Idee klappt nur solange, wie nicht alle die gleiche Idee haben“. Fahre der Zug einmal nicht mehr, „dann schaut auch der Trittbrettfahrer in die Röhre“.

Mit fetziger Musik

Den fetzig-musikalischen Part des Empfangs bestritten die Jugend-Guggemusik „Ohre-Putzer“ und die Guggemusik „GM 53“. Prominente Gäste waren der Bundestagsabgeordnete Christoph Hoffmann (FDP), die Landtagsabgeordneten Rainer Stickelberger (SPD) und Josha Frey (Grüne) sowie Landrätin Marion Dammann, Oberbürgermeister Jörg Lutz und Bürgermeister Michael Wilke.

Über die Ehrung langjähriger und verdienter Fasnächtler berichten wir noch.

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