Lörrach Von Heimat und Identität

Manfred Herbertz
Es diskutierten zu den Themen „Heimat“ und „Kultur“ (v.l.): Armin Schuster, Ricarda Beilharz, Moderatorin Gudrun Heute-Bluhm, Pfarrer Jürgen Exner und Karin Maßen. Foto: Herbertz

Podiumsdiskussion: Erster Heimat- und Kulturtalk im Theater Tempus fugit sehr gut besucht.

Lörrach - Die eine Antwort gibt es nicht. Am Ende einer interessanten, sehr gut besuchten Podiumsdiskussion war aber klar: Der Begriff „Heimat“ ist weit gefasst und vielfältig besetzt – jeder definiert „Heimat“ und „Kultur“ für sich selbst.

„Heimat- und Kulturtalk“

Der hiesige CDU-Bundestagsabgeordnete Armin Schuster hatte zusammen mit dem Theater Tempus fugit zum ersten „Heimat- und Kulturtalk“ eingeladen und im Rahmen dieser Debatte versucht, eine Annäherung an den Begriff zu entwickeln. Auf dem Podium diskutierten neben Schuster noch Karin Maßen (Theater Tempus fugit), Jürgen Exner (Freundeskreis Asyl Lörrach) und Ricarda Beilharz (Hebelhaus Hausen), die Moderation hatte Gudrun Heute-Bluhm inne.

Zum Einstieg stellten sich die Podiumsteilnehmer am Freitagabend der Frage nach dem identifikationsstiftenden Potential von Heimat. Was verbindet den Kulturbegriff mit dem Heimatbegriff und was trennt beide voneinander? Wie wichtig ist „Heimat“ überhaupt? Und wie groß ist die Gefahr, dass der Begriff von Populisten zur Ausgrenzung anderer ausgenutzt wird?

Gar nicht definieren

Nach der szenischen Einstimmung auf das Thema durch Akteure des Theaters Tempus fugit bei dem am Ende der Satz stand: „Heimat sollte ein Ort sein, an dem sich niemand erklären muss“, versuchten die Podiumsteilnehmer ihren Begriff von Heimat zu erläutern. Schon hier wurden Unterschiede deutlich. Für Ricarda Beilharz ist Heimat etwas, „das ganz in meinem Inneren stattfindet, wenn ich ganz in mir zu Hause bin“. Sie betonte: „Eigentlich darf man Heimat gar nicht definieren, man definiert sonst zu viel weg“.

Karin Maßen beschrieb „Heimat“ als Gefühl, das sehr eng mit Familie verbunden ist und auch ein Stück Erinnerung beinhaltet. „Heimat ist aber auch Vielfalt – der Austausch ist wichtig“.

Der gebürtige Bayer Jürgen Exner erzählte dazu eine Geschichte aus seiner früheren Heimat. Und Armin Schuster, geprägt durch unzählige Umzüge, hatte für sich den Begriff Heimat mit einer persönlichen Schlüsselfrage verquickt: „Gehen wir hier nochmal weg?“ und diese mit „Niemals!“ beantwortet.

Ein Stück Heimat

Der Heimatbegriff wurde im weiteren Verlauf der Diskussion um den Kulturbegriff und das Ein- beziehungsweise Ausgrenzen erweitert. „Kultur ist ein Stück Heimat“, sagte Schuster – vor allem lokale Kultur könne identitätsstiftend sein.

Auch hier trafen gegensätzliche Meinungen aufeinander. Vordergründig Trennendes könne durchaus befruchtend wirken, wenn man ins Gespräch kommt, meinte Exner und sagte, auch streiten – im positiven Sinne – gehöre dazu. Ebenso könne das Fremde bereichernd in der eigenen Kultur wirken, fügte Karin Maßen an.

Aufgrund der vielfältigen Facetten des Themas kamen die Zuhörer leider nicht so zu Wort, wie zunächst vorgesehen. Das Publikum hatte selbst auf Zetteln Fragen formulieren können. Heute-Bluhm versprach, man werde versuchen, all diese Fragen zusammenzustellen und auf Webseiten der Teilnehmer sichtbar zu machen.

„Dieses Gesprächs-Format soll verstetigt werden“, sagte Schuster – und in der Tat, die Diskussion hat gezeigt, wie wichtig die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist. Denn nach der Debatte verließen die Zuhörer nicht sofort den Saal, es wurde intensiv – auch kontrovers – in kleinen Gruppen diskutiert und das Gespräch mit den Podiumsteilnehmer gesucht.

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