Lörrach Von Stadtoasen und dem Japankäfer

Adrian Steineck
Die Grünschnittannahmestelle „Bühler“ war eine der Zwischenstationen bei der Stadtrundfahrt mit Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-​Avdić. Dort wird der Grünschnitt aufbereitet und als Qualitätskompost weiterverkauft. Foto: Adrian Steineck

Unter dem Motto „Grün & Blau“ ging es bei der Stadtrundfahrt mit Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-​Avdić im Rahmen des Seniorensommers unter anderem zur Grünschnittannahmestelle „Bühler“. Auch der Klimawandel war ein Thema.

Die Stadtrundfahrt in dem wie in den vergangenen Jahren voll besetzten Bus stand im Zeichen der Stadtbepflanzung (grün) und des Zugangs zu Wasser (blau), namentlich der Wiese. Wie lang diese denn sei, wollte Neuhöfer-​Avdić eingangs von den Teilnehmern wissen. 50 Kilometer, schätzte eine Seniorin. Eine rasche Internetrecherche brachte die Antwort: 58 Kilometer misst der Fluss, der laut Neuhöfer-​Avdić einer der kürzesten Quellflüsse des Schwarzwalds ist. Wo er entspringt, das wussten dann fast alle: am Feldberg.

Die Wiese renaturieren

Der Bedeutung der Wiese soll auch mit den Wiesionen Rechnung getragen werden, einem Projekt zur Renaturierung des Flusses in Umsetzung einer EU–Richtlinie, auf das die Bürgermeisterin einging. Die Stadt Lörrach ist dabei neben der Stadt Lörrach, dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und dem Sozialen Arbeitskreis Lörrach (SAK) einer der Projektpartner, um die Wiese auf einem 2,4 Kilometer langen Abschnitt von der Schweizer Grenze bis in Höhe der Lörracher Innenstadt ökologisch aufzuwerten. Ziel des Projekts ist es, die Wiese für die Naherholung zu erschließen, in die Stadt zu reintegrieren, dabei Umweltbildung zu fördern und neue Wege der Umweltkommunikation zu entwickeln.

Grüne Oasen

An grünen Oasen gibt es in der Stadt Lörrach einige, wie bei der Busrundfahrt deutlich wurde. Vor allem die vier Parks im Stadtgebiet seien hier zu nennen, sagte Neuhöfer-​Avdić. Neben dem Hebelpark mit seinen Bäumen, Liegen und Wasserspielen sind das der Aichele-Park, der Rosenfelspark und das Grütt, dessen 40-jähriges Bestehen im vergangenen Jahr gefeiert wurde.

Andrea Bühler (Mitte) mit der Seniorenbeauftragten Ute Hammler (links) und Monika Neuhöfer-​Avdić. Foto: Adrian Steineck

Letzteres sei nicht von vornherein an seiner heutigen Stelle als Park geplant gewesen, sondern entstand als Ausgleichsfläche im Zuge des Autobahnbaus, sagte Neuhöfer-​Avdić und überraschte damit auch langjährige Einwohner von Lörrach, wie die Rückmeldungen im Bus zeigten.

Durch Haagen ging es in Richtung Wittlingen zum „Bühler“, einer der Grünschnittannahmestellen für den Landkreis Lörrach. Andrea Bühler schilderte den Teilnehmern die Bedeutung der Arbeit, die sie gemeinsam mit ihrem Mann, den beiden Söhnen und 15 Mitarbeitern leistet.

Auf 150 000 Quadratmetern Fläche würden pro Jahr 35 000 Kubikmeter an Grünschnitt verarbeitet, also kompostiert und als Qualitätskompost mit Gütesiegel etwa an Städte oder private Gartenbesitzer verkauft.

Schutz vor dem Japankäfer

Es dürfe lediglich Grünschnitt aus dem Landkreis Lörrach angenommen werden – was für Rückfragen sorgte, da während des Halts des Busses ein Auto mit Basler Kennzeichen vorfuhr. „Das gibt es häufiger“, legte Bühler dar, da es auch Basler gebe, die in Lörrach einen Schrebergarten haben. „Es ist unwahrscheinlich, dass jemand aus der Schweiz seinen Grünschnitt hierher bringt.“

Das könnte auch unangenehme Folgen haben – Stichwort: Japankäfer. Dieser ursprünglich aus Asien stammende Blatthornkäfer ernährt sich unter anderem von Obstgehölzen, Gemüse und Ackerkulturen. Diese invasive Art ist meldepflichtig und wurde unter anderem bereits in Basel oder auch Freiburg gesichtet. Aus diesem Grund werde derzeit viel Grünschnitt auch gehäckselt, um möglicher Bestände sowie Larven des Japankäfers Herr zu werden. „Wir hoffen, dass wir so lange wie möglich verschont bleiben“, sagte Bühler.

Von der Grünschnittannahmestelle ging es in Richtung Wittlingen und Binzen über die Lucke nach Lörrach zurück. Dabei ging Neuhöfer-​Avdić darauf ein, wie der Wald in Lörrach und seinen Stadtteilen zukunftsfähig gemacht werden soll. „Es gibt schon heute mehr Laubbäume als Fichten im Lörracher Forst“, sagte sie mit Blick auf die Notwendigkeit, dem Klimawandel und der damit verbundenen Erderwärmung zu begegnen. „Klimaschutz ist auch Bevölkerungsschutz“, sagte die Bürgermeisterin, mache die zunehmende Hitze in den Städten doch nicht nur Neugeborenen und Senioren zu schaffen.

Sturm im Hauger Forst

Noch gut in Erinnerung war vielen Teilnehmern ein Sturm im Hauger Forst, der innerhalb von zehn Minuten etwa 4500 Quadratmeter an Bäumen abknickte. Das Holz wurde und wird weiterhin verbaut, etwa auf dem Lauffenmühle-Areal. Die entsprechende Waldfläche wird seitdem wieder aufgeforstet.

Die Bürgermeisterin schilderte auch ein Erlebnis, das sie vor zwei Jahren beim „Stimmen“-Festival im Gespräch mit der aus Wien stammenden Band Wanda hatte. Sie habe die Musiker gefragt, was ihnen an Lörrach besonders gut gefalle. Antwort: „Hier ist alles so schön grün.“ Diese Antwort in einem Gespräch, das mitten in der Innenstadt stattfand, habe sie zunächst überrascht, gestand die Bürgermeisterin. Aber es stimme schon: Durch die Tallage Lörrachs könne man von vielen Orten in der Stadt aus Bäume sehen.

Einen Zwischenhalt gab es auch beim Eigenbetrieb Stadtgrün unweit der Homburgsiedlung. Dort führte Steffen Vogel, Technischer Leiter Stadtgrün, die Teilnehmer über das Gelände.

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