Lörrach „Vong“-Sprache ist neue Subkultur

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Willy Nachdenklich auf dem Sofa. Foto: (sc)

Kabarett: Internet-Star und Autor Willy Nachdenklich liest in Lörrach im „Nellie Nashorn“.

Lörrach - Humor, Witz und Ironie, gepaart mit einer Sprache fern aller Dichter und Denker, das ist Willy Nachdenklich. Bekannt ist Willy Nachdenklich durch seine „nachdenkliche Sprüche mit Bilder“. Das sind Fotos mit witzigen und dennoch hintergründigen Texte in „Vong“-Sprache, die er auf Facebook veröffentlicht. Im Nellie Nashorn traf der Kult-Autor beiseiner Lesung auf ein interessiertes und amüsiertes Publikum.

Es ist nicht das erste Mal, dass Hannes und Sebastian zu einer Lesung von Willy Nachdenklich gekommen sind. Die beiden sind von dieser, wie sie es nennen „Subkultur“ begeistert. Und tatsächlich, der Autor kann sein Publikum fesseln und begeistern. Auf dem Sofa sitzt er, aus seinen Büchern lesend, inmitten von überdimensionalen Plüschtieren, mit einer großen Pappnase im Gesicht.

Unglaubliche Geschichten vermischen sich mit der Realität. Die Sprache voller Grammatik- und Rechtschreibfehler, provokativ, respektlos und doch irgendwie harmlos und lustig. Nachdenklich erzählt er von Gisela, die sich in einen Migranten verliebt hat. Von den Problemen, die sich in und aus der Beziehung ergeben. Dabei erzeugt er immer wieder Lacher, wenn er Situationen konstruiert, die einfach nur urkomisch, jedoch eigentlich ziemlich realitätsnah sind.

0Wenn Gisela „auf den Hund gekommen“ ist und dieser eine Prothese, statt eines weggeworfenen Stöckchens zurückbringt, geht es mit der Phantasie des Autors, aber auch der Zuhörer auf und davon. Dabei werden aus Worten wie „weggerissen“ das Wort „weggereisen“ oder aus „gesagt“ wird „gesagen haben“.

Die Internetsprache der jungen Social-Media-Nutzer wird verballhornt. Willy Nachdenklich macht eine Persiflage aus der sprachlichen Entwicklung der Jugend. Immerhin, sein „i bims“ (steht für ich bin’s) wurde Jugendwort 2017. „Warum müsse Klamotte für Alde stinke, wo sie doch scho ald aussehe? Oder „Warum steht Oma vor dem Vogelkäfig und fragt den Wellesittich: „Ja wo is den der Hansi?“. Spannend auch die Geschichte mit den Aufdrucken auf Designer-Shirts. „Was soll das?“, fragt sich Willy Nachdenklich, der selbst Erfahrungen mit einem derart bedruckten T-Shirt gemacht hat.

Und wenn er einen Witz erzählt, warten die Zuhörer vergeblich auf eine Pointe. Seine Witze ziehen sich hin. Sie enden stets, für die Zuhörer völlig unerwartet, in einer absurden Erzählung. Mit besonderem Blick schaut Willy Nachdenklich auf alltägliche Geschichten, wie sie jeder kennt. Dabei kommt er beim Erzählen vom Hundertsten ins Tausendste, macht gedankliche Umwege, um schließlich wieder beim Ursprung anzukommen.

Seine ungewöhnlichen Geschichten, die durchgängige „Vong“-Sprache, sind faszinierend und fesseln die Zuhörer. Dazwischen zeigt er Fun Facts, seine „nachdenkliche Sprüche mit Bilder“. Hier steht der Text oft im krassen Kontrast zum harmlosen Bild und provoziert so auf ganz eigene Weise.

Sprachkultur wird so zum Kult, um nicht zu sagen zur Zeitgeist-Sprachkultur. Sein Vortrag begeistert nicht nur junge Menschen.

Wer alte Denkweisen und Muster loslassen kann, der ist bei Willy Nachdenklich richtig und amüsiert sich prächtig. Je länger er zuhört, um so mehr.

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