Lörrach Wacher Blick in die Vergangenheit der Stadt

Die Oberbadische
Auftakt zu einer wegweisenden Form der Erinnerungskultur: Vertreter unterschiedlicher Institutionen trafen sich im Dreiländermuseum. Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Geschichte: Workshop erarbeitet Ansätze zur Auseinandersetzung mit historischen Ereignissen

Von Ursula König

L örrach. Die Stadt engagiert sich seit Jahren dafür, Wege zu finden, um historischen Ereignissen gerecht zu werden. Hierbei stellt sich eine wesentliche Frage: Wie soll die Erinnerungskultur in Lörrach für die nächsten Jahre aussehen? Was hat Priorität, und wo sind Veränderungen nötig?

Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Stadt setzt auf das ehrenamtliche Engagement von Bürgern, die bereit sind, sich intensiver mit spezifischen Themen zu beschäftigen.

Ein Workshop, organisiert vom Fachbereich Kultur und Tourismus, bildete jetzt den Auftakt zu einem Prozess, an dessen Ende ein Konzept stehen soll, das dem Gemeinderat zur Abstimmung vorgelegt wird. Vertreter von sozialen Institutionen, Schulen, Stadträte und eine Stadtführerin erarbeiteten im Dreiländermuseum erste Ansätze, die weiter vertieft werden sollen.

Der städtische Fachbereichsleiter Lars Frick freute sich über die große Teilnahme und wertete dies als Zeichen dafür, „dass es an der Zeit ist“, grundlegende Fragen für die Stadt aufzuarbeiten. Der Umgang mit den Opfern des Nationalsozialismus stellte sich als eines der wesentlichen Themen heraus.

Museumsleiter Markus Moehring verwies auf die „größte Museumssammlung zum Nationalsozialismus“ am Oberrhein, die in Lörrach zu sehen sei. Allerdings, so Moe-hring, wünsche er sich eine „breitere Erinnerungskultur“. Dazu zähle die Bedeutung Lörrachs als Grenzstadt. Wichtig sei, den Blick nicht zu verengen auf die Zeit des „Dritten Reiches“.

Stadtrat Gerd Wernthaler (Grüne) schlug einen „Erinnerungsrundweg“ vor. Der Lörracher Historiker Hansjörg Noe regte zu einer grundsätzlichen Diskussion über den Begriff „Kultur“ an, damit dieser nicht „inflationär“ gebraucht werde.

Es gebe unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie mit Erinnerungen umgegangen werde, fasste Frick nach der Vorstellungsrunde der Teilnehmer zusammen. Wichtig sei der aktuelle Umgang auch zu Themen wie Industriekultur, der Stellenwert des Markgräflerlandes, die Rolle von Frauen und Männern in der Vergangenheit oder die „1848er Zeit“; die Ausrufung einer deutschen Republik durch Gustav Struwe in Lörrach.

Zudem müsse überlegt werden, wie mit Denkmälern umgegangen werde, deren Inschriften nicht mehr zeitgemäß seien. Er verwies auf das Soldatendenkmal auf dem Friedhof und das Denkmal am Rathaus, zum „Gedenken an den deutschen Osten“. Der SPD-Stadtrat Hubert Bernnat gab zu bedenken, dass Erinnerungskultur immer umstritten sei, da Sichtweisen sich ändern würden. Er sei dagegen, Denkmäler zu entfernen, wenn kein „kriminalistischer Inhalt“ zu Grunde liege.

Anschließend wurden in kleineren Gruppen Ansätze zu Themen erarbeitet wie „Epochen der Stadtgeschichte“, „Erinnerungsorte“, Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus und der Umgang mit Ehrenbürgern sowie Ehrengräbern. Geplant ist die langfristige Tätigkeit der Arbeitsgruppen. Dabei sollen die Schwerpunkte auf den Themen Umgang mit den Opfern des Nationalsozialismus sowie Erinnerungsorte liegen.

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