Lörrach Walter Kaufmann: Ein Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts

Siiri Wolff
Karin Kaper im Lörracher Cineplex, das Filmplakat zeigt Walter Kaufmann Foto: Aaron Hirsch

Seine Eltern verlor er an den Holocaust, er selbst erlebte zentrale Ereignisse des 20. Jahrhunderts mit: Walter Kaufmann. Ein Dokumentarfilm über sein Leben war nun in Lörrach zu sehen.

Die Stabsstelle „Chancengleichheit“ des Landratsamtes Lörrach hat die Berliner Regisseurin Karin Kaper mit ihrer dokumentarischen Arbeit ins Cineplex Lörrach eingeladen, um diese vorzustellen.

Autor, Seemann, Aktivist

Kaper nahm bereits im Jahr 2010 gemeinsam mit Dirk Szuszies die Planungen zu diesem Filmprojekt auf, nachdem sie den jüdischen Schriftsteller Walter Kaufmann kennengelernt hatten. Aus finanziellen Gründen zeitweise ausgesetzt, wurden die Dreharbeiten erst während der Pandemiejahre umgesetzt, kurz bevor Kaufmann im April 2021 mit 97 Jahren starb. Es blieb ihm verwehrt, den vollendeten Film zu sehen.

In der Handlung gehen Kaper und Szuszies chronologisch auf Kaufmanns Leben ein, in dem er entscheidende Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts hautnah miterlebte; vom Aufstieg der Nationalsozialisten und der Deportation und Ermordung seiner Eltern in Auschwitz – der er selbst durch den „Kindertransport“ nach England entkam – bis zu seinem Exil in Australien und einem langjährigen Lebensabschnitt in der DDR.

Als Romanautor, Seemann, Korrespondent und Aktivist bereiste er mit seinem australischen Pass die Welt: Er erlebte die Bürgerrechtsbewegung in den USA, die Revolution in Kuba, den Nordirland-Konflikt, die deutsche Wiedervereinigung und vieles mehr.

Ungefilterte Realität

Die ungefilterte Realität der Menschheit erleben: Das war ihm wichtig. Nicht selten entkam er bei seinen Aufenthalten in Krisengebieten nur knapp Anschlägen.

Inszeniert werden in dem Dokumentarfilm historisches Videomaterial und Bilder vom jungen Kaufmann sowie Aufnahmen der Regisseure, untermalt von Kaufmanns Stimme aus dem Off, mit der er seine Lebensgeschichte packend und berührend erzählt.

Im Gespräch mit unserer Zeitung geht Kaper näher auf die Arbeit mit Walter Kaufmann ein: „Als wir auf ihn zukamen und ihn mit der Idee einer Biografie konfrontierten, ließ er uns erst einmal all seine Bücher lesen – was im Nachhinein unabdingbar war, um seine Erzählungen richtig verstehen zu können. Er ist eine starke und beeindruckende Persönlichkeit.“

Das spiegele sich auch in seinem Schreibstil wider, er sei Meister der Kurzgeschichten, formuliere stark und aussagekräftig. Zudem bot Kaper auch ausgewählte private Einblicke: „Mein persönliches Highlight war der Prozess an sich, vor allem in der Pandemie. Walter Kaufmann wurde ein Freund von uns und es war eine Ehre, ihn bis zu seinem Tod begleiten zu dürfen.“

Weil das Reisen in der Pandemie kaum möglich war, engagierten die Regisseure Kameraleute in aller Welt, um Aufnahmen an Orten zu drehen, die für die Biografie Kaufmanns relevant waren: von Australien über Israel bis Kuba.

Appell gegen Rechts

Der Film endet damit, wie Kaufmann seine Besorgnis der zunehmend radikalisierten politischen Rechten in Deutschland ausspricht. „Nie wieder!“, stellt er all denen entgegen, die die Demokratie gefährden.

Weitere Vorführungen sind im Cineplex am Sonntag, 28. Mai, und am Dienstag, 30. Mai, jeweils um 17.15 Uhr zu sehen.

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