Nachdem sich Jost zu einer beruflichen Neuorientierung entschlossen hatte, übernahm Ziereisen das Riehener Weingut gemeinsam mit Jacqueline und Urs Ullrich – Schweizer Fachhändler für Weine und Spirituosen. „Ziereisen wird für Strategie und Produktion verantwortlich sein, die Paul Ullrich AG für den Vertrieb der Weine und die Administration. Beide Parteien sind zu 50 Prozent am Weingut beteiligt“, hieß es in einer Pressemitteilung. Ziereisen fungiert derzeit auch in Riehen noch als Betriebsleiter, vor Ort ist Silas Weiss im Tagesgeschäft verantwortlich.
Nun bestätigte Hanspeter Ziereisen den Zukauf der Ruser'schen Reben im Gespräch mit unserer Zeitung. Vermarktet werden kann der grenznah angebaute Wein von der Lörracher und Weiler Seite des Tüllingers wahrscheinlich als „Schweizer Wein aus deutschen Trauben“. Gutedel, Chardonnay sowie Weiß-, Grau- und Spätburgunder hat Ruser an Ziereisen abgegeben. Damit wird das Riehener Weingut künftig mit Trauben von insgesamt gut 5,5 Hektar Rebfläche beliefert. Im Herbst 2019 wird das Lesegut von der deutschen Seite des Tüllingers erstmals über die Grenze nach Riehen transportiert und dort weiter verarbeitet.
Wein, wie er gewachsen ist
Unterdessen wird Ruser seinen Sortenspiegel und die Vermarkung beibehalten: Gutedel, die klassischen Burgundersorten, Chardonnay und Lemberger baut er aus. Auf kalkhaltigen Lehmböden mit Süßwasserkalk als Unterlage bringen die Rebstöcke mineralische, langlebige Weine hervor. „Ich baue den Wein aus, wie er gewachsen ist, mit möglichst wenig Eingriffen – jahrgangstypisch und ohne Alkoholanreicherung.“ Und: Ruser gibt seinen Weinen Zeit: Zwei bis zweieinhalb Jahre liegen etwa seine Spätburgunder im Fass, bevor sie in Flaschen abgefüllt werden.
Rund zwei Drittel seiner Weine vermarktet Ruser privat, gut 30 Prozent über die Gastronomie – überwiegend zwischen Freiburg und der hiesigen Grenzecke. Er habe sich dafür entschieden, nicht vor der eigenen Haustür in den Einzelhandel zu gehen, lediglich in Freiburg und in Ravensburg werden seine Weine in einigen wenigen Fachgeschäften verkauft. Die meisten seiner Kunden kommen zu seinem Betrieb auf dem Tüllinger – bis auf Weiteres wird das auch künftig möglich sein.