Lörrach Die Wandelareale bieten viele Chancen

Kristoff Meller
Die Stadt Lörrach befindet sich laut Monika Neuhöfer-Avdic im Wandel. Foto: Kristoff Meller

Zeitungstreff: Monika Neuhöfer-Avdic diskutiert mit Senioren über Klimawende, Mobilität und Stadtentwicklung.

Lörrach - Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic hat am Mittwoch beim Zeitungstreff im Alten Rathaus mit Horst Donner und rund 40 Teilnehmern über die Frage „Klimawende und Mobilität – Wie schafft das die Stadt Lörrach?“ diskutiert. Andere Stadtentwicklungsthemen wurden ebenfalls angesprochen.

„Eigentlich sind wir ein Stadtteil von Basel, wenn man auf die Karte von oben schaut", erklärte die Bürgermeisterin den Senioren zum Einstieg. Die EU-Außengrenze falle hingegen erst auf den zweiten Blick auf. Die S-Bahn-Anbindung nach Basel bezeichnete sie als „Riesenpfund“. Gleichwohl sei die Wiesentalbahn aktuell „am Anschlag“ und benötige einen „massiven Ausbau“.

Dieser wird jedoch nicht günstig. Der Bauausschuss des Kreistages habe erst am Dienstag die Verkehrsströme rund um das künftige Zentralklinikum analysiert. Um den Ziel-, Quell- und Durchgangsverkehr rund um das Entenbad in Zukunft richtig zu lenken, müssen laut Neuhöfer-Avdic „locker zwischen 50 bis 100 Millionen Euro“ investiert werden.

Wandelareale
Bei der Diskussion kam auch die Frage auf, was mit dem Gelände des Kreiskrankenhauses nach der Eröffnung des Zentralklinikums geschehe. „Wir möchten die Fläche nicht isoliert betrachten und überplanen, sondern im Kontext mit dem Vogelbach-Areal und dem nahen KBC-Areal“, erklärte Neuhöfer-Avdic. Es gelte dabei die künftige Nutzungsart der einzelnen Flächen und die Erschließung dieser „Wandelareale“ – beispielsweise per Tram – zu untersuchen.

Das Vogelbachareal, durch das der Gewerbekanal fließt, biete zudem die „einmalige Chance“, das Wasser zurück an die Oberfläche zu holen, was in Zeiten des Klimawandels an Bedeutung gewinne. Neuhöfer-Avdic favorisiert grundsätzlich „gut durchmischte Quartiere“ und keine reinen Wohn- oder Gewerbeflächen in dieser Lage.

Beim im Bau befindlichen Wohn- und Geschäftshaus „Lö“ sei es indes ein harter Kampf gewesen, den Investor von dieser Mischnutzung zu überzeugen: „Das hat mich mindestens drei Kilogramm gekostet.“

Für das ebenfalls frei werdende Gelände des St. Elisabethen-Krankenhauses schlug Horst Donner eine Nutzung als Pflegeheim vor. Dies kann sich Neuhöfer-Avdic „gut vorstellen“. Aber: Die Stadt sei nicht Eigentümerin des Areals und könne lediglich dabei unterstützen. Der Prozess über die Zukunft der Wandelareale soll laut Neuhöfer-Avdic im kommenden Jahr starten: „Wir nehmen uns aber ganz bewusst Zeit dafür“ – zunächst mit einem Blick aus großer Flughöhe, bevor es „immer konkreter“ werde.

Mobilitätsdrehscheibe
Falls die Idee, die Tram entlang der Wandelareale zu führen, nicht umsetzbar sei, sieht Neuhöfer-Avdic zumindest eine Verlängerung der Basler Linie 6 bis zum Bahnhof Stetten als wünschenswert an: „Dort eine kleine Mobilitätsdrehscheibe, das wäre super.“ Allerdings sei dies aufgrund der verschiedenen Rechtssysteme nicht einfach. Sie lobte allerdings die regionale Zusammenarbeit bei Mobilitätsthemen.

Horst Donner kritisierte indes, dass das Ein-Euro-Ticket nicht im Verbund mit Weil am Rhein und den umliegenden Gemeinden eingeführt wurde: „Wir können nicht für andere Kommunen entscheiden, sondern nur mit gutem Beispiel vorangehen“, sagte Neuhöfer-Avdic. Dafür habe sie sich im konkreten Fall allerdings „viel Kritik aus dem Umland“ anhören müssen. Mit zunehmendem Druck aufgrund der Verkehrsbelastung steige aber auch die Kooperationsbereitschaft.

Ein-Euro-Ticket
Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung zum von der Stadt subventionierten Ein-Euro-Ticket sind laut der Bürgermeisterin sehr gut. Aktuell werden rund 7000 Viererkarten pro Monat verkauft. Unter den Käufern seien auch einige Umsteiger, die vorher gar nicht wussten, wie gut man mit dem ÖPNV sein Ziel erreichen könne. „Man muss Anreize schaffen und ausprobieren, um die Ängste zu nehmen, auch wenn das erst mal Geld kostet“, sagte Neuhöfer-Avdic.

Zudem sei „gute Mobilität“ nicht nur wichtig für das Klima, sondern auch für gesellschaftliche Teilhabe. Eine ältere Frau habe sich beispielsweise mit einer Postkarte für die Einführung des Tickets bedankt, da sie sich nun pro Monat vier statt zwei Fahrten in die Innenstadt leisten könne.

Autos in der Stadt
Wer hingegen mit dem Auto in die Stadt fährt, sorgt nicht nur für Emissionen, die Autos benötigen vor allem Platz. „Ein Auto steht rund 90 Prozent seiner Lebenszeit“, betonte Neuhöfer-Avdic. Dennoch habe es „eine ganz starke Lobby“.

Dass sei im Rathaus tagtäglich spürbar. Denn auch wenn das von einigen Fraktionen befürchtete große Chaos nach dem Wegfall der Parkplätze auf dem Areal Weberei Conrad ausgeblieben sei, gebe es doch „spürbare Verteilungseffekte“, die durch die anstehenden Sanierungen der Rathaus- und Bahnhofstiefgarage noch verschärft werden dürften.

„Wenn wir einem Dauerparker dann das Füssler-Areal als kostenlose Alternative empfehlen, schlägt uns viel Hass und Unverständnis entgegen“, berichtete Neuhöfer-Avdic. Dennoch sei diese Entwicklung die Zukunft.

Lörrach befinde sich in einer Phase des Wandels. Einen großen Unterschied zum Dorf stelle die „Konkurrenz um Flächen“ dar. Deswegen werde künftig auch verstärkt über die Nutzung des öffentlichen Raums diskutiert werden müssen.

Fußgängerzone
Auch zum viel diskutierten Thema Radfahren in der Fußgängerzone hat die Bürgermeisterin eine klare Haltung: „Ich finde es blöd, weil ich schon viele gefährliche Situationen erlebt habe.“ Allerdings könne sie das nicht alleine entscheiden und der Radverkehr müsse „gut durch die Stadt“ kommen. Darum sei eine Sperrung nur möglich, wenn zeitgleich eine „Bypass-Lösung“ – etwa vom Berliner Platz über die Spitalstraße bis zum Aicheleknoten – eingerichtet werde.

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