Horst Donner kritisierte indes, dass das Ein-Euro-Ticket nicht im Verbund mit Weil am Rhein und den umliegenden Gemeinden eingeführt wurde: „Wir können nicht für andere Kommunen entscheiden, sondern nur mit gutem Beispiel vorangehen“, sagte Neuhöfer-Avdic. Dafür habe sie sich im konkreten Fall allerdings „viel Kritik aus dem Umland“ anhören müssen. Mit zunehmendem Druck aufgrund der Verkehrsbelastung steige aber auch die Kooperationsbereitschaft.
Ein-Euro-Ticket
Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung zum von der Stadt subventionierten Ein-Euro-Ticket sind laut der Bürgermeisterin sehr gut. Aktuell werden rund 7000 Viererkarten pro Monat verkauft. Unter den Käufern seien auch einige Umsteiger, die vorher gar nicht wussten, wie gut man mit dem ÖPNV sein Ziel erreichen könne. „Man muss Anreize schaffen und ausprobieren, um die Ängste zu nehmen, auch wenn das erst mal Geld kostet“, sagte Neuhöfer-Avdic.
Zudem sei „gute Mobilität“ nicht nur wichtig für das Klima, sondern auch für gesellschaftliche Teilhabe. Eine ältere Frau habe sich beispielsweise mit einer Postkarte für die Einführung des Tickets bedankt, da sie sich nun pro Monat vier statt zwei Fahrten in die Innenstadt leisten könne.
Autos in der Stadt
Wer hingegen mit dem Auto in die Stadt fährt, sorgt nicht nur für Emissionen, die Autos benötigen vor allem Platz. „Ein Auto steht rund 90 Prozent seiner Lebenszeit“, betonte Neuhöfer-Avdic. Dennoch habe es „eine ganz starke Lobby“.
Dass sei im Rathaus tagtäglich spürbar. Denn auch wenn das von einigen Fraktionen befürchtete große Chaos nach dem Wegfall der Parkplätze auf dem Areal Weberei Conrad ausgeblieben sei, gebe es doch „spürbare Verteilungseffekte“, die durch die anstehenden Sanierungen der Rathaus- und Bahnhofstiefgarage noch verschärft werden dürften.
„Wenn wir einem Dauerparker dann das Füssler-Areal als kostenlose Alternative empfehlen, schlägt uns viel Hass und Unverständnis entgegen“, berichtete Neuhöfer-Avdic. Dennoch sei diese Entwicklung die Zukunft.
Lörrach befinde sich in einer Phase des Wandels. Einen großen Unterschied zum Dorf stelle die „Konkurrenz um Flächen“ dar. Deswegen werde künftig auch verstärkt über die Nutzung des öffentlichen Raums diskutiert werden müssen.
Fußgängerzone
Auch zum viel diskutierten Thema Radfahren in der Fußgängerzone hat die Bürgermeisterin eine klare Haltung: „Ich finde es blöd, weil ich schon viele gefährliche Situationen erlebt habe.“ Allerdings könne sie das nicht alleine entscheiden und der Radverkehr müsse „gut durch die Stadt“ kommen. Darum sei eine Sperrung nur möglich, wenn zeitgleich eine „Bypass-Lösung“ – etwa vom Berliner Platz über die Spitalstraße bis zum Aicheleknoten – eingerichtet werde.