Der Männertag findet immer in der Natur statt. Das gehört dazu. Schließlich sitzen viele der Teilnehmer meist den ganzen Tag am Schreibtisch. Der Wald hat eine sehr anregende Wirkung. Immer auch dabei: Feuer. Das hat etwas Lebendiges, auch Verzehrendes, sogar Gefährliches. Das gehört zum Männerleben dazu.
Da drängt sich ja das Klischee von halb nackten Männern auf, die ums Feuer hocken und Urschreie ausstoßen.
Nein, so ist es nicht (lacht). Aber schon der Urmensch saß ja redend am Feuer. Auch wir planen, um das Feuer herum zu sein – angezogen! Jeder gibt Gedanken, Erlebnisse, Erfahrungen von sich, das hat etwas gemeinschaftsstiftendes. Ums Lagerfeuer wurde ja schon in alten Zeiten die Friedenspfeife geraucht und erzählt. Diesen Ritus nehmen wir gerne auf.
Sie waren einer der Ideengeber des Männertags. Gab es dafür eine Initialzündung?
Ich bin seit über 20 Jahren Mitglied in einer Männergruppe. Die Erfahrungen, die ich in dieser Gruppe machen durfte, zeigten mir, wie hilfreich es sein kann, wenn Männer zusammenkommen und sich über das austauschen, was sie wirklich und echt bewegt. Das Ganze ohne Frauen, weil man dann ja nicht „gockeln“, nicht zeigen muss, was für ein toller, starker Typ man ist. Das wollten wir anbieten und eine Gelegenheit und Raum schaffen, in denen Männer vertrauen, Offenheit und Solidarität erleben. So ist 2012 der erste Lörracher Männertag entwickelt worden. Dass wir ein Bedürfnis bei Männern getroffen haben, zeigt, dass wir dieses Jahr den 12. Männertag durchführen. Tatsächlich entscheiden sich immer wieder Teilnehmer des Männertags anschließend, festes Mitglied einer Männergruppe zu werden.
Welche Männer kommen?
Es sind meist Männer ab 40, 50 Jahren und älter aus der ganzen Region und weit darüber hinaus. Wir fragen nicht nach Beruf, Status oder ähnlichem. Jeder kann so viel von sich erzählen, wie er will.
Spielt Religiosität eine Rolle?
Da sind wir frei. Es sind Männer dabei wie ich, die zur verfassten Kirche gehören, aber genauso andere. Das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist eher eine spirituelle Fragerichtung, die in den Männertagen immer Raum gegeben wurde. Die haben wir dieses Jahr beispielsweise unter dem Thema „Wow, echt gut. Was Männern heilig ist“. Da bewegen wir uns im Grenzbereich von Heiligkeit und Profanität. Im übrigen besuchen wir beim Männertag auch meist Orte mit einem mystischen Hintergrund, dieses Mal ist die Ottilienkirche der Schlusspunkt. Da werden wir gemeinsam singen und einen Segensritus vollführen, um wieder gestärkt in den Alltag zu gehen.
Welche Themen werden beim Männertag angesprochen?
Eines der wichtigsten: Wer bin ich aktuell in dieser Lebensphase? Was habe ich erreicht? Was will ich noch? Die Partnerschaft spielt oft eine Rolle, das Thema Sexualität, vor allem die sich verändernde Sexualität. Und durchaus die Frage nach Gott. Gibt es Gott für mich? Glaube ich an Gott? Möchte ich mich in meinem Leben an einer Transzendenz festmachen? Was auch schon Thema war: Ich habe eine Krankheit, die bleibt bei mir, wie gehe ich damit um? Es sind sehr grundsätzliche Themen. Wir wollen beim Männertag nicht an der Oberfläche bleiben, sondern in die Tiefe gehen.
Männertag: Samstag, 9. November; Treff im Gemeindehaus St. Bonifatius, spontan Interessierte können vorbeikommen, die Anmeldefrist ist abgelaufen.