Sind Sie Hitzer, Schwitzer oder Frierer im Bett? Foto: Pixabay
Schlafentzug ist eine Foltermethode. Wohl jeder von uns kennt das Gefühl, vor Müdigkeit fast sterben zu wollen. Manche plagt ihr Leben lang Schlaflosigkeit, andere ratzen selig und problemlos ein. Woran liegt das ? Wir wollten es von einem Experten wissen. Tipps hat er auch parat.
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Aktuell leiden immer mehr Menschen in Deutschland an Schlafstörungen. Markus Kamps will als Schlafcoach Menschen und Organisationen durch Vorträge, Seminare und Workshops auf dem Weg zu einem gesunden Schlaf unterstützen. Er kommt diese Woche nach Lörrach und hält bei Betten Renk kostenlose Vorträge zum Thema. Wir sprachen mit ihm.
Manche sagen, Schlaf werde überschätzt.
Überhaupt nicht. Schlaf wird eher unterschätzt. Und das Bett wird doppelt unterschätzt. Die Basis für guten Schlaf ist nämlich die richtige Unterlage.
Täuscht das oder nimmt Schlafmangel zu?
Ob der Schlafmangel tatsächlich größer geworden ist, ist schwer zu sagen. Viel stärker ist auf jeden Fall das Gesundheitsbewusstsein gestiegen. Die Menschen kümmern sich mehr um ihre Gesundheit und um eine Optimierung derselben. Schlaf gehört natürlich dazu. 70 Prozent der Gesamtgesundheit sind mit dem Schlaf vernetzt. Wenn ich mich gut ernähre und viel bewege, aber nicht richtig schlafe und das alles nicht richtig verstoffwechseln kann, dann hilft das alles nämlich wenig. Andererseits ist es natürlich auch nicht ausreichend „nur“ gut zu schlafen, um gesund zu bleiben.
Wie wird man Schlafcoach?
Meine Eltern hatten ein Fachgeschäft, ich bin quasi mit Federn in den Haaren groß geworden. Dann merkte ich aber, dass viel Nichtwissen kursiert: Die Schlafforschung redet nicht mit der Schlafmedizin; die Schlafmedizin nicht mit der Matratzenindustrie; und der Bettenhandel teilweise nicht mit den Kunden. Daher haben wir uns selbstständig gemacht. Seit 27 Jahren beschäftigen wir uns nur mit dem Thema Schlafen, betreuen mittlerweile auch Profi-Sportler und sind im betrieblichen Gesundheitsmanagement tätig, beispielsweise beim Thema Schichtarbeit.
Stars hypen ja das Thema.
Ja, Vorbilder wie Cristiano Ronaldo oder Künstler und Schauspieler, die über guten Schlaf sprechen, haben tatsächlich eine Art Hype ums Schlafen ausgelöst. Man muss allerdings darauf achten, dass das Ganze nicht zum Schlafwahn wird, bei dem man alles tracken, alles kontrollieren will. Letztendlich ist Schlaf ja etwas Schönes: Sich einfach hinlegen und loslassen zu können, herrlich. Doch dazu muss es eben bequem sein und das Bett zur Ergonomie passen.
Was ist wichtiger: Lattenrost oder Matratze?
Bei der Bettausstattung spricht man von vier Elementen: Kissen, Zudecke, Matratze und Unterfederung. Nicht immer muss man alles erneuern. Wichtig ist es herauszufinden, welches Teil das Wichtigste in der eigenen Ausstattung ist. Oft wird unterschätzt, dass der Lattenrost ein tragendes Fundament für die Matratze ist. Da wird oft die Matratze drei Mal getauscht – und der Lattenrost ist schon 20 Jahre alt. Das alles hängt natürlich vom Körperbau, der Schlaflage und den Gewohnheiten ab. Die Zudecke sollte auch regelmäßig gewechselt werden. Und je nachdem, ob ich Hitzer, Schwitzer oder Frierer bin, hält die auch unterschiedlich lang. Und bitte niemals im Doppelpack kaufen! Oft kaufen die Frauen schöne warme Decken, unter denen die Männer schwitzen wie ein Iltis. Sie strampeln sich die Decke weg. Oder sie reißen das Fenster auf. Was auch problematisch werden kann. Also: Bitte alles überdenken und individuell zusammenstellen.
Markus Kamps Foto: Carsten Nachlik
Welche Themen sprechen Sie bei Ihren Beratungen an.
Wichtig sind zum einen die inneren Faktoren. Das sind meine Unruhe, mein Kopfkino, vielleicht die Hormone. Dann gibt es die äußeren Faktoren wie zu warm zu kalt, zu hell, zu dunkel, den falschen Zeitpunkt zu wählen, oder das falsche Kopfkissen zu nützen.
Handys gehören nicht ans Bett, oder?
Licht ist ein großer Einflussfaktor. Gerade für Menschen über 50 spielt das eine sehr große Rolle, weil wir dann einen sensibleren Schlaf haben. Es geht nicht nur darum, abends kein blaues Licht zu nutzen, sondern darum, tagsüber möglichst viel ans Tageslicht zu gehen, und somit der inneren Uhr zu sagen: Bleib wach. So wird Serotonin gebildet, das Glückshormon. Abends folgt dann eine Art Umwandlung. Wenn es dunkler wird, wird Melatonin ausgeschüttet. Viele machen das im Alltag aber genau umgekehrt: Sie sitzen am Rechner oft in abgedunkelten Räumen, sind kaum am Tageslicht. Abends machen sie dann volle Beleuchtung mit Fernseher, Tablet, dazu am Handy im Bett noch zwanzig Katzenvideos, dann schalten sie gar nicht mehr ab. Das ist genau das Gegenteil von dem, was unsere innere Uhr sagt. Wenn man sensibler und mit über 50 schlaferwachsen wird, dann wird es schwierig.
Was ist schlaferwachsen?
Lustigerweise sind viele unter 50 noch so genannte Schlafkinder. Da sagt man dann zu seinem Partner noch Sachen wie: „Na, dann mach halt das Fenster im Schlafzimmer auf.“ Oder „Na, dann nehmen wir halt zusammen eine Bettdecke.“ „Dann lies halt noch weiter.“ Oder: „Dann gehen wir halt jetzt schon zu Bett.“ Aber irgendwann wird man schlaferwachsen. Dann setzt man seine eigenen Vorstellungen durch. Je öfter man nachts wach liegt, desto stärker beginnt man auch auf die Rahmenbedingungen zu achten: den richtigen Einschlafzeitpunkt oder die richtige Bettausstattung wie Kissenhöhe, damit wir uns nicht hin- und herwälzen, weil es drückt und zwickt.
Wer kommt zu Ihren Coachings?
Das reicht von der Führungsriege in Unternehmen, bei denen wir sogar Haaranalysen durchführen, bis zu Sportlern wie einem Eisschnellläufer oder einer Mountainbikerin, die bei Olympia mitgefahren ist. Aber in der Regel sind es Bettengeschäfte oder Möbelhäuser, in die ganz normale Leute kommen, die viele Fragen haben. Sie merken, dass sie nicht mehr gut schlafen, wissen aber nicht: Liegt es am Einschlafen, an der Matratze oder daran, dass mein Mann schnarcht. Das klären wir dann herstellerneutral bei unseren Vorträgen. Manche sagen hinterher: Mensch, dieser eine Tipp hat mein Leben verändert.
Kinder haben meist einen seligen Schlaf. Foto: Pixabay
Was sind wichtige Basics für guten Schlaf?
Wichtig ist es, zum richtigen Zeitpunkt zu Bett zu gehen. Wenn ich zu lange warte, werde ich wieder wach. Das erkläre ich im Vortrag genauer. Eine Prise Humor ist da auch dabei. So kann man sich die Tipps besser merken.
Sie schlafen immer perfekt?
Nein, Ich schlafe auch mal schlecht, besonders auf Reisen. Aber ich weiß, woran es liegt und was ich dagegen tun kann. Ich verkürze im Hotel beispielsweise meinen Schlaf, damit ich zur richtigen Zeit aufstehe. Oder ich nehme mein eigenes Kopfkissen mit. Oder ich habe ein Spray dabei, das nach Zuhause riecht. Man kann mit Tipps und Tricks das Schlafen verbessern. Aber wenn ich den Kopf total voll habe oder es ein dramatisches Ereignis gab, dann geht es mir wie allen. Ab und zu schlecht schlafen ist ja auch gar kein Problem. Aber wenn ich länger als drei Monate und öfter als drei Mal die Woche drei Stunden wach liege, spätestens dann muss ich genauer hinschauen.
Info
Markus Kamps ist seit über 25 Jahren in der Gesundheits- und Schlafbranche tätig und setzt sich für gesunden und erholsamen Schlaf ein. Der Schlafcoach ist 50 Jahre alt und studierter Praeventologe für Gesundheitsthemen und Trainer für Gesundheit und Lebenskompetenz. Als Fachdozent für Schlaf, Stress und Bettengestaltung ist er aktiv.
Die Vorträge bei Betten Renk, Turmstraße 33, sind am 13. und 14. März: Donnerstag (13, 15, 18 Uhr) und Freitag (11, 13 Uhr, 15 Uhr: offene Sprechstunde) kostenlos und herstellerneutral. Interessierte können sich für individuelle Beratungstermine anmelden, Tel. 07621/2318
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