Das ehemalige Schöpflin/Quelle-Areal ist eine Schlüsselfläche für die Entwicklung des Haagener Ortskerns. Fläche und Gebäude befinden sich im Besitz des Unternehmens „Vacuform“, das dieses Ensemble offenbar sehr erfolgreich vermarktet. Unterdessen werden offenbar seit Jahren Gespräche mit Vacuform geführt. Gibt’s was Neues?
Wir sind mit Vacuform in guten Gesprächen – und wir werden es auch bleiben.
Ok - anders gefragt: Kann der Ortsteil ohne dieses Gelände entscheidend weiterentwickelt werden?
Warum denn nicht? Es handelt sich hier um eine Liegenschaft, wenn auch eine zentrale. Ich kann doch nicht aufgeben wegen einer Liegenschaft! Wir sollten weitere Entwicklungsoptionen ausloten.
Zuletzt wurde wieder die Idee eines Einzelhandelsangebots auf dem rückwärtigen Teil des Geländes intensiver erörtert. Wie stehen Sie dazu?
Die Faktenlage ist sehr klar, innerhalb welchen Spielraums hier sofort genehmigt wird und gebaut werden kann. Und das wissen alle Beteiligten. Die Fläche darf nicht zu groß sein, es müssen Stellplätze vorhanden sein, und ein Vorhaben müsste mit der Nutzung, die dort bereits genehmigt ist und praktiziert wird, passen. Mit Blick auf die Größe eines Supermarkts kann ich sagen, dass die Stadt ein Märkte- und Zentrenkonzept hat: Wir werden dort keine zu große Nutzung zulassen, die andere Standorte in der Stadt gefährden.
Eine Aufweichung des Märkte- und Zentrenkonzepts kommt für Sie nicht in Frage?
Ich kann nur entschieden davor warnen. Alles hängt mit Allem zusammen. Unsere Innenstadt funktioniert auch deshalb so gut, weil wir uns an dieses Konzept halten. Übrigens wird auch in der Nachschau etlicher Debatten deutlich, dass die konsequente Umsetzung des Märkte- und Zentrenkonzepts in der Bilanz immer positiv war.
Im Zusammenhang mit dem „Stadt- und Verkehrsentwicklungskonzept“ wurde auch regelmäßig über Sanierungsgebiete gesprochen. Welche Areale kommen grundsätzlich als Sanierungsgebiet in Frage? Und: Könnte das Schöpflin/Quelle-Areal in Haagen städtisches Sanierungsgebiet werden?
Wenn die Liegenschaft nicht der Stadt gehört, würde man zunächst prüfen, ob der Grundstückseigentümer Interesse hat und sich gegebenenfalls hierfür engagieren würde, oder ob er die Förderangebote womöglich gar nicht in Anspruch nehmen möchte. „Sanierungsgebiet“ bedeutet ja, dass das Land kofinanziert, also nur rund die Hälfte der Finanzmittel zur Verfügung stellt. Auch städtische Mittel werden herangezogen.
Grundsätzlich ist die Ausweisung eines Sanierungsgebiets ein Instrument, um den Städtebau anzukurbeln und Missstände zu beheben. Wir schauen auf die gesamte Stadt, wo diese Areale zu finden sind. Das Land möchte natürlich sehen, dass die Gebiete auch abgearbeitet werden, deshalb sehe ich es als wichtige Aufgabe an, das Sanierungsgebiet Baumgartnerstraße zu Ende zu führen. Dann steht ja bereits das Areal Nördliche Innenstadt an. Die Umsetzung ist nicht zuletzt auch eine Frage personeller Ressourcen.
Wo sehen Sie weitere potenzielle Sanierungsgebiete in Lörrach?
Hier wird das Stadt- und Verkehrsentwicklungskonzept genauere Aufschlüsse bringen. Ein herausragendes Sanierungsgebiet wäre das innerstädtische Klinikareal, das wieder an die Stadt Lörrach zurückfällt. Weitere potenzielle Gebiete sehe ich in der Ortsmitte Haagen, aber auch Brombach werden wir uns genauer anschauen. Vielleicht benötigen wir auch Unterstützung rund um die Mobilitätsdrehscheiben. In der Innenstadt bietet es sich an, Klinik- und Vogelbachareal gemeinsam zu betrachten. Darüber hinaus wird wahrscheinlich noch der ein oder andere Bereich hinzukommen, für den es sich lohnen würde, einen Antrag zu stellen. Mit Blick auf die Finanzierung muss ich aber nochmal betonen, dass diese Projekte auch im Kontext der mittelfristigen Finanzplanung im städtischen Haushalt tragbar sein müssen.
Welche Chancen sehen Sie für das KBC-Areal? Die neue Inhaberin des Areals – die Schweizer Volare Group – hat öffentlich ihr langfristiges Interesse und den Willen betont, das Gelände im Dialog mit der Stadt zu entwickeln.
Das KBC-Areal im Herzen unserer Stadt, unmittelbar angeschlossen an die Innenstadt und optimal erreichbar, ist absolut einzigartig in unserer Region. Die Fläche besitzt ein Top-Setting. Für die Entwicklung dieses Areals in eine Zukunft moderner und innovativer Arbeitswelten, gepaart mit den vorhandenen Betrieben und Nutzungen, wie auch unser Innocel und die DHBW, bieten die innerstädtischen Standortqualitäten beste Voraussetzungen. Darüber sind wir uns mit den neuen Eigentümern einig und freuen uns auf die gemeinsame Entwicklung des Areals.
Stichwort Sanierung Nördliche Innenstadt: Wie ist der Stand der Dinge bei der Rathaus-Sanierung. Zum einen hinsichtlich der Fassadensicherung, zum anderen auf die Gesamtstrategie, sprich: sollen sämtliche Mitarbeiter ausgelagert, oder geschossweise saniert werden?
Zunächst möchten wir bis zum Herbst die Frage beantworten, ob dieses Gebäude tatsächlich zukunftstauglich ist. Kann der Stahl-Beton-Kern weitere rund 40 bis 50 Jahre seinen Zweck erfüllen. Hält die Grundsubstanz?
Wenn die Frage mit „nein“ beantwortet wird, wäre ein Abriss denkbar?
Wenn er nicht hält, müssen wir das mit dem Denkmalschutz besprechen. Aber ich kenne keine Behörde, die solch ein Gebäude in die Zukunft führen würde, wenn es baulich keine Zukunft hat. Dann wäre die zweite Frage: Wo bauen wir? Am jetzigen Standort, oder an einem neuen? Doch auch wenn der Kern hält, stellt sich die Frage, ob wir dieses dankmalgeschützte Gebäude sanieren, oder trotzdem an einer neuen Stelle bauen werden.
Wenn abgerissen wird, brauchen wir ein Ausweichquartier, wenn saniert wird, müssen wir die möglichen Optionen prüfen.
Als Architektin denke ich aber: Wir müssen so oder so raus. Wir müssten bei einer Rathaus-Sanierung gewissermaßen runter bis auf die Knochen. Meines Erachtens wird die Standort-Debatte in diesem Zusammenhang in jedem Fall kommen. Ich persönlich sehe den Standort im Herzen der Stadt als den richtigen an, und ich finde dieses – zugegebenermaßen etwas in die Jahre gekommene – Gebäude übrigens sehr schön. Dieses Rathaus ist eine Ikone.
Nur mal theoretisch: Wie finden Sie die Idee, während eines Rathaus-Um- oder Neubaus mit der Verwaltung in die Gebäude des jetzigen Kreiskrankenhauses zu ziehen?
Die Idee finde ich sehr charmant.
Auch das Thema Vorkaufsrecht wurde in jüngster Zeit immer wieder diskutiert, zuletzt in Verbindung mit dem Lauffenmühle-Areal. Wann kann die Stadt ein Vorkaufsrecht nutzen – und in welchen Fällen ergibt das Sinn?
Die Stadt kann beim Verkauf des Lauffenmühle-Areals über eine Vorkaufssatzung beteiligt werden. Ich möchte nicht zu sehr in die Details gehen, aber man kann im Grundsatz sagen: Ohne diese Satzung kann die Stadt bei der Veräußerung eines Grundstücks nicht nachträglich in den Verkauf einsteigen – es sei denn, ein Grundstück liegt etwa im Bereich eines Bebauungsplans, wo künftig eine Straße verlaufen soll. Für das Areal der Lauffenmühle gibt es allerdings keinen Bebauungsplan, der den Bau einer Einrichtung für die Allgemeinheit vorsieht. Die Vorkaufssatzung ermöglicht es uns dort, beim Verkaufsfall in das Verkaufsgeschäft einzusteigen. Wir wollen das Grundstück für unsere Stadtentwicklung nutzen. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir uns mit dem Eigentümer des Geländes auch ohne diese Option einig werden.
Gegenwärtig wird in öffentlichen Debatten gerne mal gesagt, die Stadt solle sich doch hier und da das Vorkaufsrecht sichern. Geht das so ohne Weiteres?
Das geht keineswegs ohne Weiteres: Es handelt sich hier um ein ganz scharfes Schwert. Hier wird in Eigentum eingegriffen. Das muss sehr genau und überzeugend begründet sein – das geht nicht immer. Es stellt sich dabei stets die Frage nach der Zukunftsfähigkeit eines Areals im Gesamtkontext für das Wohl der Allgemeinheit: eine ziemlich diffizile Sache.
Welche Nutzung sehen Sie auf dem Lauffenmühle-Areal vor?
Ich halte die Sicherung der Fläche für gewerbliche Nutzung für sinnvoll.
Das sind eine Menge planerische Aufgaben: Unterdessen wird es nicht einfacher, Personal zu finden. Die Fachbereichsleitung ist nach ihrem Wechsel auf die Bürgermeisterstelle noch immer vakant. Kann und soll die Stadt noch mehr an externe Planungsbüros vergeben?
Es stehen tatsächlich viele Aufgaben an, aber ich finde, der Fachbereich hat das gut im Griff, indem klare Prioritäten gesetzt werden, dies in Absprache mit der Politik. Wohnraum schaffen, Zentralklinikum, Gewerbeflächen sichern: Das sind derzeit die drei größten Themen. Die Kollegen leisten sehr gute Arbeit, und sie holen sich Unterstützung, wo dies notwendig ist. Aber wir können nicht mehr Aufgaben auslagern, weil es immer auch eine vernünftige Begleitung von Seiten des Fachbereichs geben muss. Ich hoffe, dass wir noch in diesem Monat seine Führung neu besetzen können.
Lörrach hat riesige Aufgaben vor der Brust. Wie verorten Sie die Bedeutung der großen Kreisstadt perspektivisch in der Region?
Der Lage von Lörrach im Kontext zur Region sollten wir noch mehr Aufmerksamkeit widmen. Wir haben als starken regionalen Partner Basel in unserer Nachbarschaft. Gleichwohl ist die Zentralität und Bedeutung Lörrachs auf deutscher Seite zwischen Freiburg und Konstanz herausragend und eine riesige Chance.
Lörrach war schon lange nicht mehr so im Wandel wie in diesen Jahren: Wie können wir uns in den kommenden fünf Jahren nochmals neu positionieren? Im Idealfall als ein Leuchtturm des Südens.