Darin lassen sie – teilweise nur unter Nennung der Namensinitialen – Zeitzeugen sowie Nachkommen von Opfern und Tätern zu Wort kommen, die sie selbst interviewt haben. Drei Zeitzeugenberichte stellten Czwalina und Shambicco ihrem Publikum vor: Shambicco las aus den Erinnerungen der 1932 geborenen W.W., die als Kind eines nationalsozialistisch gesinnten Vaters der Basler Hitlerjugend angehörte und an Jugendlagern und Aufmärschen teilgenommen hatte. W.W. konnte nach dem Krieg mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern in Basel bleiben, während ihr Vater nach Deutschland ausgewiesen wurde.
Dann erzählte Czwalina von seiner Begegnung mit den Gebrüdern Munz, die ihre Kindheit in besagtem Bahnwärterhäuschen verbracht hatten. An diesem Haus fuhr das einzige Riehener Polizeiauto täglich mit aufgegriffenen Flüchtlingen vorbei. Die Fahrt ging an die Grenze, wo die Menschen an die deutsche Polizei ausgeliefert wurden, was häufig einem Todesurteil gleichkam.
Manche Flucht gelang
Doch so manche Flucht glückte auch. So konnte sich ein Teil der jüdischen Familie Bodenheimer mit Hilfe der Stettener Familie M. der Verfolgung entziehen. R.M., die Tochter der Familie und Zeitzeugin, berichtete am Ende der Lesung persönlich von der Trennung von ihrem Vater A.M., der den Bodenheimers falsche Papiere besorgt hatte.
Als Schweizer Armeeangehöriger durfte er Lörrach lange Zeit nicht betreten. Nur ein oder zwei Mal jährlich habe sie ihrem Vater an der Grenze aus rund 40 Metern Entfernung zuwinken können.
„Auch nach dem Krieg durfte mein Vater nicht gleich über die Grenze“, so R.M. Die Grenze blieb geschlossen – und wurde erst zum Hebeltag am 10. Mai 1947 erstmals wieder für Schweizer Besucher geöffnet.