Die Aufarbeitung der NS-Zeit in Lörrach ist laut Frick „auf einem guten Weg, aber noch längst nicht abgeschlossen“. Vermutlich werde sie niemals vollends abgeschlossen sein, da noch viele Aspekte nur sehr wenig erforscht seien oder gar nicht bekannt sein könnten. Die AG hält es laut Frick für unerlässlich an diesem Thema weiter zu arbeiten.
Der Gemeinderat hat 2016 den Auftrag erteilt, die NS-Geschichte in den Ortsteilen durch den Historiker Robert Neisen zu erforschen. Im April und Mai hat er erste Forschungsergebnisse präsentiert (wir berichteten). Für Dezember steht der Abschluss in Aussicht.
Die Ergebnisse sollen überblicksartig in der Sonderausstellung „Badische Kunst im Nationalsozialismus“ ab Mai 2020 im Dreiländermuseum präsentiert werden. Darüber hinaus schlägt die Verwaltung vor, die detaillierten Ergebnisse in Form eines Lörracher Heftes zu publizieren. Die Forschungsarbeit wird etwa einen Umfang von 200 Seiten haben, sodass laut Frick mit Druckkosten in Höhe von 14 500 Euro zu rechnen ist. Die Mittel sind Teil der Haushaltsberatungen.
Zentraler Gedenkort
Die AG sprach sich einstimmig für einen zentralen Gedenkort für die Erinnerungsarbeit der Stadt aus. „Uneinigkeit bestand lediglich bei der Frage nach dem Standort und der geeigneten äußeren Form“, so Frick. Es wurden verschiedene Vorschläge diskutiert: die Beibehaltung des Soldatenfriedhofs auf dem Hauptfriedhof, die Umgestaltung der Gedenkstele im Aichelepark oder die Errichtung eines neuen zentralen Gedenkortes am Neuen Markt. Die AG schlägt dem Gemeinderat vor, eine eigene Findungskommission einzurichten.
Stolpersteine verlegen
Die AG befürwortet außerdem mehrheitlich die Idee der Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig. Bei der Umsetzung gibt es laut Frick jedoch einige Fragen und Befürchtungen: „Um einen möglichst reibungslosen Ablauf zu gewährleisten und um das Gedenken an die Opfer nicht als Grundlage für erinnerungspolitische Grabenkämpfe werden zu lassen, befürwortet die AG eine durch die Stadtverwaltung organisierte und gesteuerte Verlegung von Stolpersteinen.“ Das öffentliche Gedenken in einer Stadtgesellschaft an die NS-Opfer müsse durch einen transparenten Diskurs begleitet werden und könne nicht „der individuellen Entscheidung einer einzelnen Person oder Personengruppe überlassen bleiben“, schreibt Frick in der Beschlussvorlage.
Daher spreche sich die AG für Richtlinien zur Verlegung und für die Einrichtung eines Beirats aus. Dieser soll einmal pro Jahr zusammen kommen, um über die aktuellen Anträge zur Verlegung zu befinden. Eine erste Sitzung wird für das Frühjahr einberufen, sodass eine Verlegung erster Stolpersteine laut Frick im Herbst 2020 umgesetzt werden kann. Dieses Vorgehen sei bereits mit Demnig abgestimmt.
Ausblick Erinnerungskultur
Die AG wird dieses Jahr noch mehrmals tagen und im Anschluss weitere Maßnahmen empfehlen. Ziel sei es, ein umfassendes Konzept zur Erinnerungskultur vorzulegen, welches als Grundlage für künftige Fragestellungen dienen soll, so Frick.
Inhaltlich werde dieses Konzept alle Fragestellungen zur Erinnerungskultur in Lörrach ansprechen, insbesondere die gelegentlich aufgeworfenen Fragen nach dem Umgang mit Ehrenbürgern aus der NS-Zeit, nach Straßenbenennungen oder nach dem Umgang mit problematischen oder aus der Zeit gefallenen Denkmalen. Daneben sollen verbindliche Grundsätze formuliert werden. Frick: „Diese legen fest, nach welchen Prinzipien die Stadt in Zukunft ihre Erinnerungskultur mit Leben erfüllen will.“