Lörrach Wenn aus Mangel Not wird

Die Oberbadische
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Stadtpolitik: Wohnungsnot führt beim Vermietservice der Wohnbau Lörrach sogar zu Drohungen

Eine tadellose Bilanz für das Geschäftsjahr 2017 konnte Thomas Nostadt für die Wohnbau Lörrach im Hauptausschuss des Gemeinderats am Donnerstag präsentieren. Trotz allem ist die Wohnungsnot größer als je zuvor.

Von Guido Neidinger

Lörrach. „Einer der ganz großen Aktivposten bei der Schaffung von Wohnraum ist die Wohnbau Lörrach“, wand Oberbürgermeister Jörg Lutz dem städtischen Tochterunternehmen im Hauptausschuss einen Kranz, um hinzu zu fügen: „Ohne die aktive Wohnbau würde es noch viel schlechter aussehen auf dem Lörracher Wohnungsmarkt.“

Damit war das Stichwort gefallen: Es sieht schlecht aus mit der Versorgung von bezahlbarem Wohnraum in der Kreisstadt. Erstmals sprach Wohnbau-Chef Thomas Nostadt von „Wohnungsnot“ und nicht mehr nur von „Wohnungsmangel“, wie Margarete Kurfeß (Grüne) bemerkte.

Dass es zu dieser Not nicht hätte kommen müssen, daraus machte Nostadt keinen Hehl. Bei einer Bürgerinformation im Jahr 2006 „wussten wir schon alles, was auf uns zukommen wird“, erinnerte Nostadt die Stadträte, denn was folgte, waren Versäumnisse. „Es ist nichts geschehen“, fand Nostadt klare Worte der Kritik.

Doch er sieht auch ein Licht am Ende des Tunnels: „Endlich haben wir ein Problembewusstsein.“ Inzwischen wisse jeder, dass die Verdichtung des vorhandenen Wohnraums nicht reiche. Vielmehr müssten schnell neue Baugebiete ausgewiesen werden.

Doch auch das reicht laut Nostadt nicht. Er prangerte offen die „abartige Regulierungswut“ und die Mietpreisbremse an, die für Nostadt „der falsche Hebel“ ist. Auch die Forderung nach zusätzlichen Pkw-Stellplätzen verteuere den Wohnraum erheblich. Die Stadträte forderte Nostadt auf, „Mut, im Umgang mit Partikularinteressen“ zu zeigen.

Die starken Worte kann der Wohnbau-Chef sich durchaus herausnehmen. Denn sein Unternehmen ist eine unbestritten starke Säule beim Wohnungsbau in Lörrach. Die neun Mehrfamilienhäuser des sozialintegrativen Wohnquartiers an der Dammstraße sind mittlerweile alle bezogen. Damit gehört der letzte soziale Brennpunkt in Lörrach der Vergangenheit an. Die Erneuerung des benachbarten Quartiers Leibnizweg ist abgeschlossen. Hier entstanden 31 zusätzliche Wohnungen. Zudem wurden die Teichmatten in Tumringen saniert und neu bebaut.

All diese Anstrengungen haben aber nicht zu einer Entlastung auf dem Wohnungsmarkt geführt. Im Gegenteil: Bei der Wohnbau waren noch nie so viele Interessenten registriert: fast 3000. Die Not sei so groß, dass es beim Vermietservice der Wohnbau laut Nostadt sogar schon Bedrohungen gegeben habe.

Mit 50 bis 100 neuen Wohnungen will die Wohnbau jährlich dazu beitragen, das Ziel der Stadt von 2500 neuen Wohnungen bis 2025 zu erreichen.

Petra Höfler (CDU) hob die „soziale Einstellung der Wohnbau“ besonders hervor. Hubert Bernnat (SPD) bezeichnete die „schrillen Töne“ von Nostadt als wichtig. Für Margarete Kurfeß (Grüne) hat die Wohnbau „ihre Hausaufgaben souverän gemeistert“. Uwe Claassen konstatierte „Bei der Wohnbau ist alles gut.“

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