Lörrach Wenn der Bach zum reißenden Strom wird

Guido Neidinger
Monika Neuhöfer-Avdic und Robert Schäfer schauen sich die Baustelle des neuen Regenrückhaltebeckens in Hauingen an. Foto: Die Oberbadische

Hochwasserschutz I: Regenrückhaltebecken soll Hauingen vor Überschwemmungen schützen.

Lörrach - Hochwasserschutz und die geregelte Ableitung von Regenwasser werden angesichts zunehmender Starkregenereignisse immer dringlicher. Über die wichtigsten Maßnahmen informierte Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic und der Leiter des Eigenbetriebs Abwasserbeseitigung der Stadt, Robert Schäfer. Erste Station war das Regenrückhaltebecken in Hauingen.

Es ist erst wenige Wochen her, als binnen kürzester Zeit in Brombach der Dorfbach für massive Überschwemmungen sorgte. Einen Tag später erwischte es Tumringen: vollgelaufene Keller, der Ortskern unter Wasser, Schlamm und Geröll auf Straßen und Grundstücken.

In Hauingen kennen die Bewohner dieses Szenario. Im Sommer 2014 strömten infolge starker Regenfälle wahre Wassermassen vom Soormattbach in den Ort. „Es ist unfassbar, wie schnell sich der beschauliche Dorfbach zu einem reißenden Fluss entwickeln kann“, erinnerte Ortsvorsteher Günter Schlecht gestern daran. Die Bereiche Steinenstraße, Unterdorfstraße bis hin zur Gartenstraße seien überflutet gewesen.

Jetzt, sieben Jahre später, hätte dem Dorf an der Sonne das gleiche Schicksal noch einmal blühen können. Dank der seinerzeit ergriffenen ersten Maßnahmen konnte das jedoch verhindert werden. Vor allem der 2018 gebaute Bypass habe geholfen, betonte Robert Schäfer und fasste die Dramatik bei Starkregen in Zahlen: „Sechs bis sieben Kubikmeter Wasser pro Sekunde strömen dann auf den Ort zu.“

Ausreichend für den Extremfall sind zusätzliche Rechen und der Bypass jedoch nicht. Aus diesem Grund wird derzeit oberhalb des Friedhofs in Hauingen ein Regenrückhaltebecken gebaut. Die Arbeiten sind weit fortgeschritten. 1,3 Millionen Euro wird das später optisch eher beschaulich wirkende Bauwerk kosten. Doch das ist Programm bei Regenrückhaltebecken. Sie sollen sich laut Schäfer in die Landschaft einpassen und – wie in diesem Fall – das malerische Soormatttal nicht zerstören. Hinzu kommt der Artenschutz. „Wir haben hier die größte Fledermauskolonie in Südbaden“, weiß Günter Schlecht.

Auch anderen Tieren muss bei einem solchen Bauwerk Rechnung getragen werden. „Das ist aufwendig“, weiß Matthias Eberhardt, verantwortlich für den Hochwasserschutz beim Eigenbetrieb der Stadt. Bis zu fünf Jahre nach Fertigstellung des Regenrückhaltebeckens müssen die Auswirkungen auf die Tierwelt beobachtet werden. Bei Beeinträchtigungen müsse gegebenenfalls nachgebessert werden.

All das und eine Fülle von Vorschriften und Absprachen mit anderen Behörden führen zu einer langen Planungs- und Genehmigungsdauer. Reiner Kropf, Bauleiter und Planer beim Eigenbetrieb, ist mit diesen Problemen regelmäßig befasst und muss Lösungen finden.

Mit dem Bau des Regenrückhaltebeckens, das in Hauingen für ein Jahrtausend-Hochwasser ausgelegt ist, ist es jedoch laut Robert Schäfer noch lange nicht getan. Hochwasserschutz für das Leben der Bevölkerung sowie für Hab und Gut bedeutet eine ständige Bereitschaft – 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche – für alle Rückhaltebecken in Lörrach. Auch eine ständige elektronische Fernüberwachung ist dafür wichtig.

Insgesamt gibt es mittlerweile drei Regenrückhaltebecken: das in Hauingen, ein weiteres am Gretherhof, unterhalb des Wohngebiets Salzert und das dritte unterhalb des Bühlerhofs in Haagen.

Auf die hohen Kosten für den zunehmend wichtigeren Hochwasserschutz machte Monika Neuhöfer-Avdic gestern noch einmal aufmerksam. Und hier wünscht sich die Bürgermeisterin „viel mehr finanzielle Unterstützung“ von Bund und Land. Neuhöfer-Avdic dazu weiter: „Während in den vergangenen Jahrzehnten die Hochwassersicherung an den größeren Gewässern und Flussläufen im Mittelpunkt stand, rücken immer mehr die kleineren Wasserläufe in den Fokus der Hochwasserkonzepte, da sie bei starken Regenereignissen binnen kürzester Zeit große Wassermengen führen und eine Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt darstellen.“   Über den Hochwasserschutz in Brombach und im Bereich Steghalden unterhalb von Tüllingen berichten wir noch.

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