Lörrach Wenn Fremde zur Familie werden

Die Oberbadische
Zuhören und verhandeln                                                                     Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Werkraum Schöpflin: „Konferenz der wesentlichen Dinge”  eröffnete Themenreihe

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach-Brombach. Die neue Themenreihe im Werkraum Schöpflin „Was ist das für 1 Life“ will die Perspektiven der Generation x-y-z beleuchten, jungen Leuten ein Forum geben, aber auch Erhellendes für die Eltern- oder Lehrergeneration bieten. Auftakt war am Wochenende mit der „Konferenz der wesentlichen Dinge“. An einem Tisch verhandelten Menschen unterschiedlichen Alters Wesentliches wie die Regeln des Zusammenlebens.

Ordnung muss sein, bevor es zum Wesentlichen kommt: Und so beginnt die Konferenz mit dem Benennen und Sortieren der Teilnehmer. Ihre Namen haben sie neben einer Nummer auf kleinen Schildern notiert, die jetzt an Blusen und Hemden stecken. Dann erst gehen die Türen auf. Inmitten des dunklen Saals steht hell erleuchtet ein großer Tisch. „Wo soll man sich hinsetzen?“, fragt jemand. „Hier sitzt die 14“, raunt es flüsternd aus kleinen Schalltrichtern. Es dauert eine Weile, bis alle Teilnehmer an dem großen quadratischen Konferenztisch ihre Plätze gefunden haben – eingezwängt zwischen Fremden, vor sich eine Sprechanlage, einen roten sowie einen grünen Abstimmungknopf. Angesichts der Stille und der Dunkelheit macht sich ein leichtes Überwachungsgefühl breit. Sind Norman und seine Kollegin Manu vom Kölner Theaterkollektiv Pulk Fiktion, die sich zuvor als Moderatoren vorgestellt haben, überhaupt noch im Raum? Wird man durch eine Kamera beobachtet?

Eine Stimme aus dem Off übernimmt es, die Teilnehmer mit den Regeln dieser außergewöhnlichen Familienaufstellung vertraut zu machen. Brav drücken alle die gewünschten Knöpfchen, informieren über ihr Alter, Gedanken und darüber, ob sie eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen haben. In einer weiteren Runde muss man sich für die Beantwortung von Fragen jeweils zu zweit einig werden, es entwickeln sich erste Gespräche. Über die vorgeschlagenen Tischregeln hinaus dürfen eigene ergänzt werden. Der Wunsch nach Harmonie wird deutlich: die anderen ausreden lassen, heißt eine Regel, eine andere, dass jeder selbst bestimmen solle, was er tut.

Richtig lustig wird es dann, als Manu und Norman mit Saft und leckerem Streuselkuchen auf Porzellantellern das Familientreffen zum Fest machen. Jetzt werden alle ganz locker, man lacht und prostet sich zu und, ganz wichtig: Immer, wenn das Wort „Familie“ fällt, klatschen alle. Ganz frei ist man indes nicht. Die Konversation wird von den Moderatoren in eine Richtung gelenkt: Es geht um Kinderrechte.

Am Ende ist man sich näher gekommen, als man je erwartet hatte. „Es ist erstaunlich, wie man sich in einer solchen Situation Fremden gegenüber öffnet“, kommentiert ein Teilnehmer. „Man erfährt viel über die anderen. Fast wie beim Speed-Dating“, lobt eine andere. Neben der Neugier auf das ungewohnte Format „Gesellschaftsspiel“ sind manche auch mit dem Wunsch gekommen, sich für die eigene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen inspirieren zu lassen. Mit Erfolg: Kinder zum Mitreden zu animieren, und sei es mit Vorschlägen wie „Kinderstimmen zählen doppelt“, gelingt offensichtlich viel besser mit den coolen Tools zum Sprechen und Schalten. „Mir fällt gerade nichts ein“ – nur in der Schlussrunde – für die Großen eine gern genutzte Gelegenheit für Lob, Kritik und Selbstbetrachtung – sind die Kinder sprachlos.  Nächster Termin 26. April, 20 Uhr, Youtuberin Inka

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